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Freitag, 3. Mai 2024
Dynamische Preisbildung „aufgedeckt”

AK Test: Der Preis bleibt nicht immer gleich

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 13.04.2016 | |  Archiv

„Aha-Erlebnis” für die Vertreter der Arbeiterkammer: Ein aktueller AK Test hat ergeben, dass sich Preise im Online-Handel ändern können – mitunter sogar mehrmals pro Woche…

Ein und dasselbe Produkt, derselbe Online-Anbieter, aber andere Zeit: Und – der Preis bleibt nicht immer gleich. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller AK Test, bei dem 36 Preise bei zwölf Webshops eine Woche lang täglich von 28 verschiedenen Geräten abgefragt wurden. Bei einigen getesteten Waren hätten sich innerhalb einer Woche die Preise im Internet mitunter mehrmals geändert. Auffällig: Gleiches Produkt, aber heimische Webshops sind zuweilen teurer als deutsche. „Flexible Preise im Internet sind schon lange Realität“, sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der AK Wien Konsumentenpolitik. „Dynamic Pricing, also dynamische Preisgestaltung, heißt es, wenn die Preise mittels softwaregesteuerten Berechnungen jederzeit geändert werden können.“

Die Untersuchung

Die AK hat von 7. bis 13. März täglich zur gleichen Uhrzeit 36 Preise verschiedener österreichischer Webshops abgefragt (Heine, Peter Hahn, Zalando, Ottoversand, Universal Versand, booking.com, Saturn, Amazon, Austrian Airline, Lufthansa, XXXLutz, Kika/Leiner). Die Preise wurden von 28 verschiedenen Geräten österreichweit abgefragt, etwa stationäre PCs, Smartphones, iPhones. Produkte oder Dienstleistungen, die auch über den deutschen Webshop zu finden waren, wurden zusätzlich über einen Laptop und ein Smartphone eines deutschen Benutzers abgefragt.

Der AK Test zeigt: Bei einigen identen Produkten des gleichen Anbieters wechselten die Preise im Laufe einer Woche – manchmal sogar mehrmals. „Durch dynamische Preisgestaltung werden den Konsumenten einfache und schnelle Preisvergleiche schwer gemacht“, resümiert Zgubic. So schwankte zum Beispiel der Preis bei Ottoversand in Deutschland bei einem Strickkleid um sechs Euro (Dienstag: 50,99 Euro, Mittwoch: 53,99 Euro, Sonntag: 56,99 Euro). Bei Austrian Airlines und Lufthansa wurde ein Hin- und Rückflug nach Berlin für zwei Erwachsene ab Samstag um insgesamt 80 Euro teurer. Bei Saturn wiederum war ein Apple iPhone 5s ab Freitag um 80 Euro billiger, Tage zuvor eben teurer. Bei vielen Online-Shops blieben allerdings die Preise die ganze Woche unverändert.

Im Vergleich zu Deutschland waren etwa die Produkte von Peter Hahn bis zu 23 Prozent teurer und für eine Film-DVD bei Saturn muss man in Österreich 20 Prozent mehr zahlen. Hingegen waren bei XXXLutz die Preise in Österreich je nach Produkt und Erhebungstag zwischen 26 Prozent billiger bzw. um 31 Prozent teurer. Dass die Preise auch individuell – je nach User – differenzieren, dafür konnten in dieser Untersuchung keine Hinweise gefunden werden.

Den kompletten AK Test zur dynamischen Preisbildung finden Sie unter www.arbeiterkammer.at

„Spielregeln“ bei dynamischen Preisen

Basierend auf dieser Erhebung gibt die AK Tipps, wie Kunden mit dynamischer oder personalisierter Preisbildung im Internet umgehen können. „Bei dynamischen oder individualisierten Preisen müssen Diskriminierungsverbote und Datenschutz beachtet werden“, erklärt Zgubic. „So verbietet die EU-Dienstleistungsrichtlinie grundsätzlich Preisdifferenzierung aufgrund des Wohnsitzes in einem anderen Mitgliedstaat oder der Staatsangehörigkeit.“

Wenngleich bei dieser AK Erhebung keine individualisierten Preise festgestellt werden konnten, sei nicht auszuschließen, dass Online-Shops nicht doch personalisierte Preispolitik betreiben. Die mittlerweile übliche personalisierte Werbung sei jedenfalls als Vorbote von personalisierter Preispolitik anzusehen. Online-Käufer müssten also mit zunehmend flexiblen oder an den einzelnen Kunden individuell angepassten Preisen rechnen. „Für den einzelnen Konsumenten wird es daher immer schwieriger, die Preisgestaltung zu durchschauen und Preise zu vergleichen“, weiß Zgubic.

Bei der Verwendung dynamischer oder individualisierter Preise müssen Diskriminierungsverbote und Datenschutz beachtet werden, verlangt die AK. Werbung mit Preisen darf auch nicht irreführend sein. So ist bei Preisangaben deutlich zu machen, dass Preise variieren können.

Tipps & Tricks der AK, um dynamische Preisbildung „auszutricksen”:

  • Preise und Preisverläufe im Laufe der Zeit beobachten
  • Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung mit unterschiedlichen Endgeräten ansehen
  • Flugreisen möglichst früh buchen und wenn möglich bezüglich Abreisetag und -ort möglichst flexibel sein
  • Datenschutz-Einstellungen des Browsers überprüfen und Cookies sowie Surfverläufe regelmäßig zurücksetzen
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