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Montag, 6. Mai 2024
„Kundennähe ist der entscheidende Erfolgsfaktor“

E-Commerce Report Schweiz 2016

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 15.06.2016 | |  Archiv
Positive Aussichten für den E-Commerce: Mehr als 80% der Befragten sind überzeugt, dass der E-Commerce-Umsatz in ihrer Branche 2016 steigen wird. Der E-Commerce-Report Schweiz 2016 zeigt: Für die Verkäufe entscheidend wird sein, wer den Zugang zu den Kunden hat. Positive Aussichten für den E-Commerce: Mehr als 80% der Befragten sind überzeugt, dass der E-Commerce-Umsatz in ihrer Branche 2016 steigen wird. Der E-Commerce-Report Schweiz 2016 zeigt: Für die Verkäufe entscheidend wird sein, wer den Zugang zu den Kunden hat.

Auch in der Schweiz legt der Onlinehandel weiter zu, manche Anbieter kommen immer mehr unter Druck. Und für alle Formen des Handels wird eine Funktion immer wichtiger: „die Schaffung von Zugängen zu Kunden“, wie der E-Commerce-Report Schweiz - „als einzige Studie aus Sicht der Anbieter“, wie die Studienmacher betonen – aufzeigt.

Auch in der Schweiz ist es so: Die Informations- und Warenflüsse zwischen Herstellern, Händlern und Konsumenten verändern sich weiter. Immer mehr Vertriebsformen entstehen und wetteifern miteinander. Internet und Digitalisierung bringen weitere, innovative Geschäftskonzepte hervor. „Auslandsmärkte üben Druck auf die Schweiz aus, sowohl auf den traditionellen Einzelhandel als auch auf den E-Commerce“, sagen Experten. „Markenhersteller wollen ihre Markenwelten besser zum Endkunden bringen und übernehmen auch klassische Handelsfunktionen. Für alle Formen des Handels wird eine Funktion immer wichtiger: die Schaffung von Zugängen zu Kunden“, so das Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und Datatrans, die den E-Commerce-Report Schweiz durchführen.

Anspruchsvolle Situation

Der Onlinehandel legte in der Schweiz im Jahr 2015 um weitere 10% zu. Trotzdem soll es für manche Anbieter ein schwieriges Jahr gewesen sein: „Die Wachstumsraten der Studienteilnehmer lagen tiefer als in früheren Jahren. Etwa ein Drittel musste sogar einen Umsatzrückgang hinnehmen“, so die Studienautoren. Einer der Gründe dafür sei der starke Wettbewerb, insbesondere aus dem Ausland. Der Marktanteil ausländischer E-Commerce-Anbieter wuchs 2015 um zwei Prozentpunkte auf „beachtliche“ 20% – wobei laut Report erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen bestehen. „Auch Anpassungen am Geschäftskonzept können zunächst einen Umsatzrückgang bewirken“, erklärt Studienautor Prof. Ralf Wölfle von der Fachhochschule Nordwestschweiz. „Rentabilität und Nachhaltigkeit sind wichtiger geworden. Schweizer Unternehmen setzen im E-Commerce nicht mehr blind auf Wachstum.“

„Kanalübergreifende Geschäftskonzepte von hoher Bedeutung“

Anbieter, die die Möglichkeit dazu haben, treiben Multichannel-Konzepte voran. „Die Kundenähe stationärer Kontaktpunkte soll auch im Kontext des E-Commerce als Vorteil ausgespielt werden“, sagt Wölfle. Stärker als in den Vorjahren öffnen sich auch Pure-Player für stationäre Konzepte. Sie wollen mehr Visibilität erreichen und lokale Services wie Abholstellen oder Service Points einrichten. „Nicht zuletzt durch den massiven Roll-out von 290 ‚PickMup’-Abholstationen der Migros-Gruppe glauben zwischenzeitlich 80% der Studienteilnehmer, dass sich Pick-up-Lösungen im Markt etablieren werden. Erste Anbieter versuchen, die beschränkten Sortimente in ihren Filialen durch einen Zugriff auf Onlinesortimente zu erweitern“, erläutert der Studienautor.

Differenzierungsmerkmal Logistik

Auch in der Logistik wollen Schweizer Anbieter von der physischen Nähe zum Kunden profitieren: „Sie können schneller liefern als ausländische Wettbewerber und leichter Abholmöglichkeiten einrichten. Viele Anbieter investieren erheblich in die Logistik. Nach einer Verkürzung der Lieferzeit rücken nun die Möglichkeiten zur Bestimmung von Lieferzeit und –ort durch den Kunden in den Vordergrund. Die Einbindung verschiedener, bausteinartiger Serviceleistungen und –partner, etwa für Montage, Inbetriebnahme und Entsorgung, bietet Kunden individuelle Auswahlmöglichkeiten“, so der E-Commerce-Report.

Neuer Schub im Payment

Der Bezahlvorgang darf nicht zur Barriere werden und die Bestellung einer kaufbereiten Person gefährden. Das ist die wichtigste Anforderung an Zahlungslösungen. „Es folgt der Ruf nach mehr Einfachheit, auch auf dem Smartphone, und niedrigeren Kommissionen für die Anbieter. Während der Einzelhandel bisher weitgehend in seinen bereits in die Jahre gekommenen Lösungen verharrt, haben Dienstleistungsbranchen wie der öffentliche Verkehr große Fortschritte erzielt. Dieser ist mit mobilen Ticketverkaufslösungen und automatisiertem Zahlungsprozess äußerst erfolgreich“, erläutert das Unternehmen Datatrans, das sich als führender Schweizer Spezialist für Internet-Zahlungen beschreibt.

Amazon als Ansporn des Behauptungswillens

Auch in der Schweiz ist Amazon – wie auch in vielen anderen Ländern – die erste Anlaufstelle für Onlineshopping. „Das Angebot ist riesig und die Logistikleistungen sind spektakulär“, stellen die Studienautoren fest. In der Schweiz würde bis heute ein entsprechendes Pendant fehlen: „Als B2C-Marktplätze befinden sich ricardo.ch und siroop sozusagen in einer Stunde null. siroop – derzeit vielleicht das aufregendste E-Commerce-Projekt der Schweiz – legt als Start-up ein beachtliches Tempo vor. Amazon wird gefürchtet: Was hätten Schweizer Anbieter Amazon entgegenzustellen? Eine Drei-Viertel-Mehrheit des Studienpanels ist der Meinung, dass ein starker Schweizer B2C-Onlinemarktplatz gut für die Schweiz wäre, um das Geschäftsfeld nicht einfach Amazon zu überlassen.“

Markenhersteller ergreifen die Initiative

Markenhersteller beanspruchen laut Schweizer E-Commerce-Report eine aktivere Rolle in der Beziehung zu Endkunden. Sie müssten das tun: „Der traditionelle Handel verliert an Gewicht und Markenfans verlangen einen direkten Zugang. Markenhersteller wollen ihre Markenwelt über die traditionelle Distribution hinaus ausdehnen. Konflikte mit dem Handel sind programmiert, aber nicht zwingend. Die Arbeitsteilung ist neu auszuloten. Aber es gibt keine Alternative dazu, die Vielfalt der Kundenanforderungen und das Nebeneinander unterschiedlicher Bezugswege zu akzeptieren“, so die Studienautoren.

Der Handel wird auch in Zukunft gebraucht

Auch wenn Experten davon ausgehen, dass sich Marken stärker im Vertrieb an Endkunden engagieren werden – „der Handel wird für die meisten auch zukünftig ein unentbehrlicher Partner sein“, so Wölfle. Hersteller bräuchten einen leistungsfähigen Handel, der ihnen Aufmerksamkeit in seinem Kundensegment verschafft (Reichweite), der sich auf geeignete Weise für ihre Produkte einsetzt (Promotion), der die Markenpolitik nicht untergräbt und bei Bedarf stellvertretend für die Marke mit den Kunden kommuniziert und deren Anliegen bedient (Service). Deshalb ist das mit Abstand wichtigste Asset eines Händlers, sein Zugang zu den Konsumenten. „Beinahe alle Produkte und Leistungen sind an mehreren Stellen gleichzeitig verfügbar„, so Studienautor Wölfle. „Für die Verkäufe entscheidend wird sein, wer den Zugang zu den Kunden hat.“

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