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Sonntag, 5. Mai 2024
Klein- und Kleinstunternehmen besonders stark betroffen

Creditreform: Firmeninsolvenzen nehmen weiter zu

Hintergrund | Dominik Schebach | 08.08.2016 | | 2  Archiv
Laut Rainer Kubicki, GF Creditreform, werden viele Insolvenzen durch kaufmännische Fehler in den Unternehmen ausgelöst: Laut Rainer Kubicki, GF Creditreform, werden viele Insolvenzen durch kaufmännische Fehler in den Unternehmen ausgelöst: "Es überrascht immer wieder, wie oft es am kaufmännischen Grundwissen mangelt."

Der Trend hält an - leider. Wie die Zahlen der Creditreform Insolvenzstatistik für das 1. Halbjahr 2016 zeigen, legen die Firmeninsolvenzen weiter zu. Insgesamt hat sich die Zahl der Insolvenzen um 8% auf knapp 2800 Fälle erhöht. Einen Lichtblick gibt es dagegen bei den Privatinsolvenzen: Diese sinken auf den niedrigsten Stand seit 2007.

Bei den Unternehmensinsolvenzen stieg die Zahl der eröffneten Verfahren um 11,5% auf 1704, die mangels Vermögen abgewiesenen Fälle legten um 2% auf 1104 zu. Bei allen Insolvenzverfahren waren in Summe rund 8.000 Arbeitsplätze betroffen, die Insolvenzverbindlichkeiten werden auf ca. 1 Mrd. Euro geschätzt.

Besonders oft betroffen sind Einzelunternehmen bzw Unternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern, welche vor allem im Baugewerbe bzw Baunebengewerbe tätig sind. Die Verbindlichkeiten betragen in der Regel weniger als 300.000 Euro und viele der Insolvenzen werden durch Rückstände beim Finanzamt oder der Gebietskrankenkasse ausgelöst. Im Schnitt wurden 23 Unternehmensinsolvenzen pro Werktag gezählt. Die Hauptinsolvenzursache liegt in kaufmännischen Fehlern der Inhaber bzw. Geschäftsführer.

Es überrascht immer wieder, wie oft es am kaufmännischen Grundwissen mangelt. Lediglich Umsatz zu machen ist zu wenig. Das Begleichen von Abgaben und Steuern, die Einhaltung von Zahlungsvereinbarungen und das Beherrschen des Einmaleins der Buchhaltung gehören zu einer ordentlichen Unternehmensführung“, erklärt dazu Creditreform-Geschäftsführer Rainer Kubicki.

Sind in den vergangenen fünf Jahren die Firmeninsolvenzen konstant zurückgegangen, so ist für 2016 eine eindeutig eine Trendumkehr festzustellen. Niedrigzinsen, stabiles Konsumverhalten und vor allem die Wirtschaftslokomotive Deutschland haben die letzten Jahre etwas Zeit zum Verschnaufen gegeben. Nun aber geht immer mehr Unternehmen – vor allem Einzel- und Kleinunternehmern – die Luft aus. Neben dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sind es die angesprochenen hausgemachten Gründe, die zu einem Scheitern führen.  Auch sei immer öfters zu beobachten, wie lange Rechtsstreitigkeiten die Liquidität der Unternehmen vernichten und an sich gesunde Unternehmen in die Insolvenz zwingen.

Branchenvergleich

Zurückgegangen sind die Firmeninsolvenzen nur in Kärnten (-12,8%) und der Steiermark (-6,4%). Die größten Zuwächse meldeten dagegen das Burgenland (+35,9%), Vorarlberg (+35%) und Oberösterreich (+17,2%). Die am stärksten betroffene Branch war das Bauwesen (+19%) – mit fast 23 Insolvenzen je 1000 Unternehmen. Im Handel waren insgesamt 510 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – 20 mehr als im Vorjahr (+4,1%). Rückgänge verzeichneten hingegen der Tourismus und das Transportwesen mit je 2% weniger Insolvenzen als im Vorjahr.

Privatinsolvenzen

Bei den Privatinsolvenzen ist dagegen die gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Nach Jahren des stetigen Anstiegs, ist nun die Zahl der eröffneten Verfahren um 4,6% auf 4200 Verfahren gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit 9 Jahren. Die Höhe der Schulden wird auf rund 490 Mio. Euro geschätzt. Die Durchschnittsverschuldung betrug laut Schuldnerberatern 75.000 Euro. Hauptgläubiger sind Banken, Versicherungen, Mobilfunkbetreiber und Leasingunternehmen.  Allerdings mache die steigende Arbeitslosigkeit den Schuldnern zunehmend schwerer, sich zu entschulden, da die Zahlungspläne nicht zu finanzieren seien. Ob die Steuerreform und die leicht optimistische Wirtschaftsentwicklung etwas ändern, lasse sich laut Creditreform  jetzt noch nicht abschätzen.

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Kommentare (2)

  1. 90% der Fälle münden in einem ordentlichen Verfahren

    Laut Creditreform nimmt die Verschuldung der Privathaushalte zu. Derzeit gehe man von 300.000 überschuldeten Personen in Österreich aus.
    Die Zahl der Insolvenzverfahren ist bei den Eröffnungen mit Minus 4,6% weniger stark zurückgegangen wie bei den mangels Vermögen abgewiesenen (Minus 12,3%).
    90% aller Insolvenzen werden aber auch eröffnet und ein ordentliches Schuldenregulierungsverfahren eingeleitet.

    Die Redaktion

  2. Privatinsolvenzen

    Sinken die Privatinsolvenzen, mangels an Masse oder nimmt die Verschuldung wirklich ab ?
    Wer kann Antworten geben ?

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