Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Samstag, 18. Mai 2024
Meine Meinung!

Das wird lustig!

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 09.07.2017 | |  Archiv
Angesichts der ausufernden Regulierungswut der EU bekomme ich regelmäßig einen Gachen ... Angesichts der ausufernden Regulierungswut der EU bekomme ich regelmäßig einen Gachen ...

Es handelt sich möglichweise um eine Alterserscheinung, aber ich verbringe meine Freizeit mittlerweile unheimlich gerne mit Garteln. Es ist wie Meditation für mich, die Gedanken heben ab ... Doch manchmal bewegen sie sich Richtung Nordwesten und dann bekomme ich regelmäßig einen Gach'n. 

Es ist also wie Meditation für mich, wenn ich nach einem stressigen Arbeitstag in den Garten gehe und dort zupfen und schneiden und umsetzen und ausgraben und streicheln und pflücken kann (mein Partner würde es liebevoll unter dem Begriff „gschaftln“ zusammenfassen). Die schönste Zeit beginnt dann ab Ende Juni, wenn ich die ersten Früchte meiner „Arbeit“ ernten kann: unförmige Tomaten, die nicht nur nach Wasser schmecken und auch mal violett sein dürfen, krumme, bummelige Zucchini mit festem aromatischem Fleisch und g‘schmackige Gurken, die nicht nur einen ausgezeichneten Geschmack, sondern auch noch Stacheln haben. Wußten Sie das Gurken ursprünglich Stacheln hatten? … dank der Saatgutregulierung der EU, haben sie das ja in den allermeisten Fällen nicht mehr.

Wie ich darauf komme, Ihnen davon zu erzählen? Unlängst brachte WDR eine Dokumentation. Darin wurden Leute vorgestellt, die alte Obst- und Gemüse-Sorten kultivieren und die Samen verkaufen, u.a. eine rund 70-jährige Dame, der man nachsagt, dass sie bis zu 100 Pflanzenarten vor dem Aussterben bewahrt hat. Sie macht das nicht aus Profitgier, sondern aus Leidenschaft. Eigentlich wunderschön, aber gemäß EU-Vorgabe auch verboten. Der Handel mit dem Saatgut nicht amtlich zugelassener Pflanzensorten (und so eine Zulassung ist sauteuer) ist gemäß Saatgutverkehrsgesetz nicht erlaubt. 

Angesichts der ausufernden Regulierungswut der EU bekomme ich regelmäßig einen Gach’n. Mit welchen Schwachsinnigkeiten sich die (scheinbar oft lobotomierten) Abgeordneten und Kommissare da oben in Brüssel teils beschäftigen, ist irrwitzig. Ob es um die Vereinheitlichung von Kleidergrößen, die Durchflussmenge von Duschköpfen, die Größe und Neigung von Traktorsitzen, den Krümmungsgrad von Gurken oder den Durchmesser von Äpfeln geht. Über einen der jüngsten „Geniestreiche“ aus Brüssel haben wir unlängst berichtet (lesen Sie HIER mehr). Wir kehren nämlich quasi wieder zurück zum „alten“ Energielabel. Die vielen Plus und subtrahierten Prozente hinterm A verschwinden wieder. Stattdessen reicht die Skala wie früher von A bis G. Dabei sollen die neuen Labels und die dazugehörigen Grenzwerte immer wieder neu angepasst werden. Soll heißen: Werden die Waschmaschinen, Trockner oder Staubsauger künftig immer besser, dann steigen fast automatisch auch die Anforderungen, um das Label A behalten zu können.

Da (zumindest bei den meisten großen Hausgeräten) mittlerweile fast alle Produkte der „A“-Kategorie angehören, will man mit der „neuen alten Skala“ nun „mehr Klarheit schaffen“, wie die EU so schön sagt. In Zukunft wird dann ein „A+“-Gerät in die „C“-Kategorie fallen, nur ein „A+++“-Gerät behält seinen „A“-Status. Was einst als „schlecht“ verkauft wurde („nur“ A), ist dann wieder die „beste“ Klasse. Was dem Konsumenten also über Jahre beigebracht wurde, was endllich gelernt ist und heutzutage auch gut gelebt wird, gilt dann nicht mehr. 

Wie das Labeling in der „Übergangszeit“ gehandhabt wird, steht noch nicht fest. Wie man dem Kunden also erklären soll, dass ein „neues A“-Modell, das in der Ausstellung neben einem „alten A+++“-Modell steht, dennoch besser und effizienter ist, weiß man nicht. Wie die stetige „Neuanpassung“ der Labels und dazugehörigen Grenzwerte in der Praxis ablaufen soll, hat auch noch niemand erklärt … Ab 2019 soll das neue Pickerl gelten. Bis dahin ist also noch genug Zeit, zu überlegen, wie das Ganze schlußendlich funktionieren soll. Spannend wird‘s in der Zwischenzeit, 2018 kommt nämlich der nächste Bürokratie- und Administrationswahnsinn in Form der EU-Datenschutzverordnung auf uns zu… Das wird dann richtig lustig!

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden