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Samstag, 18. Mai 2024

Auf dem Radar

Hintergrund | Dominik Schebach | 09.07.2017 | |  Archiv

Wer bisher die EU-DSGVO nicht auf dem Radar hatte, dem sei verziehen. Er sollte allerdings diesen Informationsrückstand schleunigst ausgleichen (u.a. mit unserem Beitrag auf Seite 16 in der E&W 7-8/2017). Denn hinter diesem Akronym verbirgt sich die neue Datenschutzgrundverordnung der EU und die hat es wirklich in sich – vor allem für Unternehmen, die in den vergangenen Jahren einen eher lockeren Umgang mit den Daten ihrer Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und anderen Kontakten angewöhnt haben, schlägt nun das Pendel in die andere Richtung aus.

Die neue Verordnung legt europaweit einheitliche Standards bezüglich Datenschutz personenbezogener Daten fest, verpflichtet die Unternehmen zu einer umfassenden Dokumentation, wie sie mit ihren Datenbeständen umgehen, verpflichtet sie zu höchstmöglicher Sicherheit und schießt zur Sicherheit gleich einen recht drakonischen Strafrahmen hinterher. Wer jetzt meint, dass dies nur Online-Händler und internationale Konzerne betrifft, sollte ganz schnell einen genauen und vor allem kritischen Blick auf sein Unternehmen werfen. Jetzt kann man natürlich auch wieder die EU verdammen, dass sie die einzelnen, kleinen Unternehmen knechtet und die KMU nun ausbaden müssen, was die großen Internetkonzerne verbockt haben. Schließlich ist es das Geschäftsmodell von Amazon, Google und Co, dass sie die immensen Datenbestände, die sie über ihre Kunden angesammelt haben, nach allen Regeln der Kunst auswringen.

Das Jammern geht allerdings am Punkt vorbei. Denn der Handel und ganz besonders der kleine und mittelständische Handel lebt vom Vertrauen der Kunden. Wer dieses verliert, verliert Umsatz. Die EU-DSGVO und das damit einhergehende neue österreichische Datenschutzgesetz sind gewissermaßen Zeichen des wachsenden Problembewusstseins der Konsumenten. Es war auch kein Wunder, dass um die EU-DSGVO die bisher größte Lobbying-Schlacht in Brüssel entbrannt ist. Dass die Großkonzerne dennoch Federn lassen mussten, ist ein deutliches Zeichen für die umgeschlagene Stimmung. Deswegen sollte man dies auch als Chance begreifen und sich verstärkt als vertrauenswürdiger Partner der Kunden präsentieren.

Während die EU-DSGVO noch kaum im Bewusstsein des Handels verankert ist, hat der Handel Media-Saturn fest auf dem Radar. Deswegen hat die Diskussion um Redcoon bzw die mögliche Rückabwicklung des Kaufs der Plattform entsprechendes Kopfschütteln in der Branche ausgelöst. Dass ein Deal ein, zwei Jahre im Nachhinein platzt, kommt vor.  Dafür gibt es Schiedsgerichte. Nun – sechs Jahre nach Kauf – das Rad der Zeit zurückzudrehen, ruft einen äußerst schalen Nachgeschmack hervor. Es scheint, dass die Online-Plattform nie so performen durfte, wie sie gekonnt hätte, um das Hauptgeschäft nicht zu sehr zu gefährden. Da Media-Saturn auf Nachfrage keine Stellungnahme zu dem Thema abgeben wollte, bleibt der Eindruck, dass hier das Management einen Kauf wieder loswerden will, mit dem man nie ganz glücklich geworden ist – und dies, bevor sich das Unternehmen aufspaltet und von potenziellen Anlegern ganz genau unter die Lupe genommen wird.

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