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Sonntag, 5. Mai 2024
RegioData: Aktuelle Studie

„Einzelhandel reduziert weiter Verkaufsflächen“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 01.08.2017 | |  Archiv
Eine aktuelle Erhebung von RegioData zeigt: Seit dem vierten Jahr in Folge sinkt im österreichischen Einzelhandel die Verkaufsfläche. „Heuer sind es immerhin um fast 200.000 m² weniger als im Vorjahr. Bis 2020 wird der stationäre Handel, gemessen am Höchststand 2013, etwa 8% an Fläche eingebüßt haben.“ (Grafik: RegioData)
Eine aktuelle Erhebung von RegioData zeigt: Seit dem vierten Jahr in Folge sinkt im österreichischen Einzelhandel die Verkaufsfläche. „Heuer sind es immerhin um fast 200.000 m² weniger als im Vorjahr. Bis 2020 wird der stationäre Handel, gemessen am Höchststand 2013, etwa 8% an Fläche eingebüßt haben.“ (Grafik: RegioData)

Wie RegioData erhoben hat, sinken die Verkaufsflächen im österreichischen Einzelhandel seit dem vierten Jahr in Folge. Heuer sind es um fast 200.000 Quadratmeter weniger als im Vorjahr. „Bis 2020 wird der stationäre Handel, gemessen am Höchststand 2013, etwa 8% an Fläche eingebüßt haben“, prognostiziert RegioData. Der Elektrohandel ist übrigens eine der am stärksten betroffenen Branchen.

RegioData stellt fest: „Über viele Jahre hinweg sind prozentuell mehr neue Verkaufsflächen entstanden, als der Einzelhandelsumsatz gestiegen ist. Die logische Folge waren sinkende Quadratmeterumsätze und ein verstärkter Standortwettbewerb.“ Die ertragreiche Bewirtschaftung der großen Verkaufsflächen wurde, auch angesichts der steigenden Kosten für Miete, Betriebskosten, Marketing, Personal etc., immer schwieriger. Am deutlichsten waren die Auswirkungen in den letzten Jahren laut RegioData bei jenen Branchen zu beobachten, die von der Abwanderung wesentlicher Umsatzanteile ins Internet betroffen waren – und sind: Spielwarenhandel, Buchhandel, Elektrohandel. Die Folgen sind die Verkleinerung der Verkaufsflächen, nur mehr eine sehr eingeschränkte Expansion oder eben Insolvenzen.

RegioData ortet einen weiteren Faktor, der sich auf die Verkaufsflächenentwicklung auswirkt: „Derzeit sind die Expansionsabsichten vieler Einzelhändler sehr flau und die Filialnetzdichte der meisten größeren Einzelhandelsunternehmen scheint ausgereizt. Es entstehen dementsprechend auch kaum mehr neue Einkaufszentren.“ Zusätzlich zu diesen Faktoren wirke sich rein rechnerisch auch die steigende Bevölkerungszahl negativ auf die Entwicklung der Verkaufsflächendichte in Österreich aus.

Weiterhin hohe Dichte im internationalen Vergleich

Seit dem Höchststand von knapp 1,8 m2 pro Einwohner im Jahr 2013 ging die Verkaufsflächendichte in Österreich kontinuierlich zurück. 2015 waren es noch etwa 1,7 m2 pro Einwohner und für das Jahr 2020 geht RegioData von einem Wert von unter 1,5 m2 pro Einwohner aus. „Das entspricht einem Minus von rund 1,5 Millionen m2 – oder vergleichsweise 210 Fußballfeldern“, sagt Regiodata.

Obwohl die Verkaufsflächendichte in Österreich seit einigen Jahren im Sinken begriffen ist, ist sie im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sehr hoch. „Durch die nach wie vor hohe Kaufkraft der Konsumenten bleibt Österreich ein interessanter Markt für viele internationale Retailer“, sagt RegioData. Aktuell verzeichnen nur Österreich, die Schweiz und die Niederlande eine Verkaufsflächendichte von etwa 1,7 m2 pro Einwohner. Dahinter folgen mit einigem Abstand Deutschland mit 1,5 m2 pro Einwohner, Luxemburg und Norwegen. In den beiden letztgenannten Ländern liegt die Verkaufsflächendichte aber bereits unter 1,5 m2. Die niedrigsten Werte im europaweiten Vergleich weisen übrigens Albanien und die Republik Moldau mit jeweils knapp 0,1 m2 pro Einwohner auf.

„Die Flächenverteilung im Einzelhandel verändert sich“

Viele Jahre waren der Lebensmittelhandel, der Möbelhandel und der Bekleidungshandel die Wachstumstreiber bei den Verkaufsflächen. Doch diese Situation hat sich verändert, wie RegioData feststellt: „Den Neueröffnungen im Lebensmittelhandel stehen etwa gleich viele Schließungen gegenüber und im Möbelhandel scheint sich die Phase der Expansion der Filialisten ebenfalls dem Ende zuzuneigen. Es gibt nur mehr punktuelle Eröffnungen und nur mit deutlich kleineren Betriebstypen (z.B. IKEA).“ Lediglich im Bekleidungshandel würden die Verkaufsflächen seit Jahren steigen, und das obwohl der Gesamtumsatz des stationären Bekleidungshandels in Österreich sogar leicht sinkt. Deutliche Flächenzuwächse soll (nach dem Schlecker/dayli-Schock) nun auch wieder der Drogerie- und Parfümeriehandel erzielen, wobei sich aktuell Müller Drogerie laut Erhebung am expansivsten zeige.

Generell seien die Verkaufsflächenrückgänge entweder auf Einzelereignisse großer Marktteilnehmer (wie z.B. bei den Baumärkten Baumax, im Sportartikelhandel SportsDirect, im Lebensmittelhandel Zielpunkt etc.) oder (wie erwähnt) auf die Abwanderung größerer Umsatzanteile ins Internet (Buchhandel, Spielwarenhandel, etc.) zurückzuführen. „Langfristig gesehen wird die Entwicklung vor allem davon abhängen, inwieweit die stationären Handelsflächen ihre Funktion und damit ihren Kundennutzen an die modernen Zeiten anpassen können, denn nur das ‚Warenherzeigen’ wird künftig zu wenig sein. Die Phase der Verringerung der Verkaufsflächen ist jedenfalls noch nicht zu Ende, jährliche Rückgänge von 1% bis 2% sind auch mittelfristig zu erwarten“, so RegioData abschließend.

 

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