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Sonntag, 5. Mai 2024
Verbraucherzentrale untersucht Pricing im deutschen Onlinehandel

Extreme Preissprünge

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 09.08.2018 | | 3  Archiv
Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Brandenburg haben extreme Preisschwankungen im deutschen Onlinehandel aufgedeckt. Preise würden sich von Tag zu Tag, aber auch mehrmals täglich ändern. (Bild: Verbraucherzentrale Brandenburg) Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Brandenburg haben extreme Preisschwankungen im deutschen Onlinehandel aufgedeckt. Preise würden sich von Tag zu Tag, aber auch mehrmals täglich ändern. (Bild: Verbraucherzentrale Brandenburg)

Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Brandenburg haben extreme Preisschwankungen im deutschen Onlinehandel aufgedeckt. So würden die meisten der untersuchten Online-Händler regelmäßig die Preise für Teile ihres Sortiments ändern. Preise können sich laut der Verbraucherzentrale innerhalb kurzer Zeit auch schon mal mehr als verdoppeln. Entscheidend für den Preis im Netz sei vor allem der Zeitpunkt des Kaufs.

Einheitspreise gehören beim Online-Shopping längst der Vergangenheit an, stellte die Verbraucherzentrale Brandenburg fest: „Welche Preise Ihnen online angezeigt werden, kann von vielen Faktoren abhängen. So können Zeitpunkt des Kaufs, individuelles Surfverhalten, verwendetes Endgerät oder Wohnort dazu führen, dass in ein und demselben Online-Shop unterschiedliche Preise angezeigt werden“, so die deutschen Verbraucherschützer.

Die Experten der Verbraucherzentrale Brandenburg haben 34 Tage lang die Preise ausgewählter Onlinehändler beobachtet – darunter auch Vertreter aus der Elektrobranche – um herauszufinden, wie und in welchem Umfang Online-Händler dynamische Preise einsetzen. Das Ergebnis: „Im Extrem wurde der Preis für ein und dasselbe Produkt in dieser Zeit bis zu 32 Mal geändert. Mehr als jedes dritte untersuchte Produkt war innerhalb der beobachteten 34 Tage Preisschwankungen ausgesetzt und knapp zwei Drittel der variierten Preise änderten sich bis zu drei Mal, 36%  sogar vier- bis 15 Mal.“ Bei der Höhe der Preisanpassungen hätten sich ebenfalls große Unterschiede ergeben: „Rund ein Drittel der Preise wurde teils mehr als verdoppelt. Im Falle eines Handys von Mediamarkt lagen im selben Shop ganze 220 Euro zwischen dem niedrigsten und dem höchsten angebotenen Preis“, so die Verbraucherzentrale.

Kritik

Die Verbraucherzentrale kritisiert „die Experimente“ der Online-Händler: „Die fehlende Preis-Transparenz im Netz lässt das Vertrauen der Kunden schwinden. Am Ende könnte sich der Online-Handel mit seinen Preisexperimenten so selbst schaden. Denn Preis-Studien zeigen: Fast ein Drittel der Kunden empfindet einen Händler, der seine Preise ständig ändert, als weniger zuverlässig und kauft beim nächsten Mal mitunter woanders.“

Beispiele aus der Elektrobranche

Wie die Verbraucherzentrale feststellte, veränderten die Anbieter der Elektronik-Branche im Durchschnitt die Hälfte (49%) der untersuchten Produktpreise; Mediamarkt hingegen zwei Drittel (43 von 66 Produkten). 17 der 43 von Mediamarkt differenzierten Produktpreise zeigten dabei eine hohe Frequenz von fünf- bis 22-maliger Preisveränderung. Am Beispiel eines Samsung Galaxy S8 ergab sich im Untersuchungszeitraum eine maximale preisliche Differenz von 220,00 Euro.

Bei Mediamarkt konnte zudem beobachtet werden, dass die Preisveränderungen überwiegend am frühen Abend gegen 18.45 Uhr vorgenommen wurden. In der Regel wurde der Preis zu dieser Zeit vergünstigt. Die weiteren untersuchten Online-Händler im Elektronik-Bereich (Alternate, Comtech und Conrad) nahmen überwiegend Preisanpassungen im Rahmen von Angeboten und damit Preisreduzierungen vor. Hier waren es meistens ein- bis dreimalige Preisänderungen im gesamten Untersuchungszeitraum. Beim Anbieter Alternate wurde nur ein Produkt mit mehr als fünf Preisanpassungen beobachtet.

„In der Elektronikbranche finden sich zum Teil erhebliche Preisdifferenzen“, sagt die Verbraucherzentrale: Bei Alternate wurde ein, bei Comtech wurden zwei und bei Mediamarkt sieben Artikel deutlich in der Höhe ihrer Preise verändert. Neben dem oben genannten Beispiel des Samsung Galaxy S8 variierte bei Mediamarkt beispielsweise der Preis für einen Samsung LED TV um 39% bezogen auf den mittleren Produktpreis. Im günstigsten Fall konnte der Artikel im Untersuchungszeitraum für 329,00 Euro und im ungünstigsten Fall für 466,00 Euro erworben werden. Aber auch bei niedrigpreisigem Zubehör, wie einem USB-Kabel, zeigten sich große Preisdifferenzen von bis zu 88% vom mittleren Produktpreis: Comtech bot im Beobachtungszeitraum das USB-Kabel zwischen 6,79 Euro und 1,75 Euro an.

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Kommentare (3)

  1. preisliche Bocksprünge

    Wer sagt, dass der Preisänderungs-Sieger – in oberösterreichischer Großfläche nahezu Monopolist – diese Strategie nicht auch auf den elektronischen Preistaferln fortführt?

    Und dann weise mal nach, dass das Produkt noch zu einem geringeren Preis aus dem Regal gezerrt wurde, als es schließlich an der Kassa kostet…

  2. Na was nun??

    Der überbordende Beamtenaparat macht sich immer lächerlicher. Hersteller bekommen Millionenstrafen weil sie den ruinösen Preiskampf der Onliner im Sinne des Fachhandels selektieren wollen, aber dass die Onliner frei Ihre Preise gestalten, wollen sie auch nicht. Die strafen sie dann auch und mit dem Geld kann der ganze Apparat gut durchgefüttert werden. Wissen die überhaupt was sie wollen. Ich schließe mich jedenfalls den letzten Satz vom kleinen Händler voll an.

  3. Die fehlende Preis-Transparenz im Netz lässt das Vertrauen der Kunden schwinden.

    Mich als kleinen Händler stört diese Feststellung natürlich nicht, auch bin ich kein Freund von den Steuerschonenden Internet-Shops.
    Aber ist es nicht fix das jeder Kalkulieren kann wie er will (und auch muss), wo steht denn das die Anzahl der Kalkulationen begrenzt ist.
    Ich jedenfalls freue mich schon wenn die Kunden (möglichst alle) das Vertrauen zum Onlinehandel verlieren.

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