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Montag, 29. April 2024
Multimedia-Kommentar E&W 9/2018

Zeitenwechsel

Multimedia | Wolfgang Schalko | 16.09.2018 | | 2  Archiv

Die Herbstmessen, allen voran die IFA, sind stets auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass Weihnachten näherrückt und somit die verkaufsstärkste Phase des Jahres bevorsteht. Nach wie vor ruhen die Hoffnungen von zahlreichen (vor allem UE-)Händlern auf diesem ungeschriebenen Gesetz, damit sich ein gebeuteltes Jahr doch noch wohlgefällig seinem Ende zuneigen kann. Aber die Zeiten ändern sich…

…und das liegt nicht nur daran, dass sich das Konsumverhalten wandelt und damit einhergehend die von früher bekannten Umsatzspitzen rund um die Weihnachtszeit zusehends abflachen. Die Unterhaltunsgelektronik, und ganz besonders das mit Abstand wichtigste Segment der Flat-TVs (übrigens nach wie vor auch die bei weitem wichtigste Produktgruppe im traditionellen Sortiment des EFH), hat ganz offensichtlich ein Nachfrageproblem – an dem auch das jüngste Fußball-Großereignis nichts Grundlegendes ändern konnte (Stichwort Marktsättigung). Es ist also zu befürchten, dass die seit Monaten anhaltende Absatzflaute zum Dauerzustand wird, mit dem die Branche lernen muss zu leben.

Die (noch gar nicht so lange zurückliegenden) goldenen Zeiten, in denen sich die TV-Verkaufszahlen munter in Richtung Millionenmarke zu bewegen schienen, werden in Zukunft wohl bestenfalls nostalgischen Wert haben, da die Stückzahlenrealität ganz klar nach unten weist und momentan keine Anzeichen für eine Trendumkehr ersichtlich sind. Ganz im Gegenteil: Wie zuvor bereits angedeutet hat die Austattung der heimischen Haushalte mit TV-Geräten offenbar den Plafond erreicht, weshalb auch Angebote wie 55″ UHD-TVs einer (ehemaligen) A-Marke um 399 Euro – salopp formuliert – keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Natürlich ist der Markt für Ersatzgeräte größer als früher, wenn jeder Haushalt heute zwei, drei und mehr TVs besitzt, doch die steilen Wachstumskurven vergangener Jahre lassen sich so nicht mehr erzielen. Als Lichtblick befinden sich demgegenüber neue Technologien, allen voran OLED, rasant im Vormarsch und schaffen Kaufanreize – wobei das deutlich niedrigere Preisniveau bei der jüngsten OLED-Generation die Geräte in „konsumentenfreundlichere“ Regionen bringt und für den Handel somit einfacher argumentier- und verkaufbar macht.

Dazu kommt eine weitere, für die TV-Absätze alles andere als dienliche Entwicklung: Multi-Screen-Nutzung. Das TV-Gerät verliert gegenüber den sog. Second Screens zwangsläufig an Bedeutung – selbstverständlich will man in bestmöglicher Qualität fernsehen, wenn man es denn tut, allerdings erhalten in Zeiten von Smartphone, Tablet und Notebook die sofortige Verfügbarkeit und die Flexibilität bei der Nutzung immer mehr Gewicht gegenüber dem „Lagerfeuer-Feeling“ im Wohnzimmer. Diesem Aspekt tragen einige Hersteller übrigens bereits Rechnung, indem sie Monitore anstelle von TVs anbieten (dh reine Wiedergabe-Geräte ohne Tuner u.Ä.), was dem TV seine neue Rolle als einfachen Screen unter vielen zuweist. Aber – und das ist ein großes Aber– gerade weil vieles nicht mehr so ist bzw. wird wie früher, sind (Hinauf-)Beratung und Mehrwertverkauf in Verbindung mit cleverer, gezielter Sortimentsgestaltung heute gefragter denn je.

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Kommentare (2)

  1. Relativ gesehen

    Eine hohe Haushaltspenetration muss noch keine Krise auslösen. So lange jene, die über die Produktionskapazitäten entscheiden (= Industrie), diese Themen ernst nehmen. Wie es gehen kann, sieht man zB in der Weissware in jenen Kategorien wo der Markt de-facto stabil ist und man rund um diese Situation ein Angebot geschaffen hat von dem es sich leben lässt. Zu viel produzierte Menge = sicherer Indikator für Preisverfall. Sub-Distribution und Schieberei verschleiern die wahre Marktgröße leider, machen somit die korrekte Einschätzung noch schwerer.

  2. Weihnachten

    Die Zeiten wo ein Fernseher zu Weihnachten gekauft wurde sind doch schon lange vorbei, der wird eben gekauft wenn er gebraucht oder gewünscht wird, bei den Preisen ist das ja auch leicht möglich.
    Wobei die Geräte auch gekauft würden wenn sie ein paar % mehr kosten würden.
    Aber das versteht die Industrie mit samt ihren Geiz ist Geil Händlern nicht.
    Haushalte zumüllen ist angesagt.

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