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Sonntag, 5. Mai 2024
Telekom-Kommentar E&W 7-8/2023

Luft nach oben

Telekom | Dominik Schebach | 09.07.2023 | | 1  
Glasfaser ist und bleibt ein heißes Thema. Bei der Vorstellung der Kooperation mit der öGIG hat Drei CEO Rudolf Schrefl treffend angemerkt, dass Österreich bei der Anzahl der privaten Glasfaseranschlüsse weiter hinter den Top-Nationen hinterherhinkt.

So findet sich Österreich im DESI (Digital Economy an Society Index) der EU hinter Zypern und Ungarn an 14. Stelle wieder. Der Hauptgrund: Die niedrige Verbreitung von Highspeed-Festnetz-Internet via Glasfaser. In den Zahlen der OECD vom vergangenen Jahr zum Anteil der Glasfaserverbindungen an allen Breitbandverbindungen lag Österreich überhaupt an vorvorletzter Stelle. Deutlich hinter vergleichbaren Staaten wie die Schweiz, die Niederlande oder Tschechien. Dass Deutschland nur geringfügig besser abschneidet, sollte uns hier nicht beruhigen. Denn eigentlich sollten wir uns an vergleichbaren Staaten wie Finnland, Norwegen oder Schweden orientieren, welche in allen Parametern zur Digitalisierung deutlich voraus sind. Das zeigt, bei Glasfaser hat Österreich noch viel Luft nach oben.

Man kann allerdings auch nicht verhehlen, dass es da bei vielen Kunden noch Überzeugungsarbeit braucht. Nicht zuletzt, weil Österreich sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem prototypischen Mobilfunkland entwickelt hat: Die heimischen Mobilfunk-Netze waren und sind im internationalen Vergleich top, die Tarife günstig und das Handling problemlos und flexibel. Das hat zur Folge, dass Mobilfunk auch dann automatisch vom Kunden eingesetzt wird, wenn es bessere Alternativen gibt. Dies umzukehren wird dauern. Trotzdem sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Schließlich drücken die Betreiber beim Aufbau kräftig aufs Gas und investieren auch entsprechend in die Werbung. Denn die Anbieter müssen ihre neuen Netze möglichst schnell füllen. Für zusätzlich Dynamik im Markt sorgt zudem, dass Finanzinvestoren nun in Glasfaser investieren und ihre Netze im Open Access anbieten. Man kann also damit rechnen, dass der Ausbau der Netze schnell voranschreiten wird und bald viele Regionen Österreichs mit dieser Übertragungstechnologie erschlossen sein werden. Gleichzeitig sollte die Vielzahl an Anbietern – etablierte Platzhirsche ebenso wie neue Player – auch für den notwendigen Wettbewerb samt attraktiven Preisen sorgen. Wer da abseits steht, lässt den nächsten Boom aus.

Dabei stehen meiner Meinung nach die Vorzeichen gut, dass der Glasfaserausbau zusätzliches Geschäft bringt und nicht bloß die Umsätze von einer Tasche in die nächste verlagert. Denn ich persönlich glaube, dass sich Technologien wie Glasfaser und 5G langfristig sehr gut ergänzen. Beide haben ihre eigenen Stärken und bevorzugten Einsatzbereiche. So ist die fixe Verbindung via Glasfaser trotz aller Fortschritte in der Mobilfunk-Technologie stabiler, während Lösungen auf der Basis von Mobilfunk einfach flexibler und schneller umzusetzen ist. Der Boom bei Glasfaser bedeutet in diesem Zusammenhang für den Telekom-Fachhandel, dass er nun ein weiteres spannendes Produkt hat, mit dem er noch genauer auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingehen kann. Und er kann auf dieser Basis viele zusätzliche Services anbieten – von TV bis Security – womit der Telekom-Handel auch wieder ein Stück unabhängiger vom Hardware-Verkauf wird.

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Kommentare (1)

  1. Nach neuesten Berechnungen gibt es in Österreich beim Festnetzinternet p. 31.12.22 insgesamt 2.641.000 „aktive“Anschlüsse ;davon 234.000 FTTH
    (31.12.19: 2.531.000 , RTR-Netzneutralitätsbericht 2023). Das entspricht 29,0 Anschlüsse je 100 EW (2016 : 28,87).
    Es wird mehr oder weniger das alte Kupfer gegen Glasfaser getauscht……

    Zum Vergleich : Deutschland hat 45 stationäre Internetanschlüsse je 100EW, die Schweiz kommt auf 50 ………..

    Stationäre Internetanschlüsse je km² :
    Österreich 32
    Deutschland & Schweiz 106

    Und während in anderen Ländern mit Kabelfernsehen und Festnetztelefonie noch gutes Geld verdient wird setzt in Österreich jeder zweite Haushalt auf SAT und der Mobilfunk macht bei den Gesprächen mehr als 90 % aus.
    Hier fehlt es dann logischerweise bei den heimischen Telekoms an Umsatz….
    mfg

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