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Mittwoch, 8. Mai 2024
„Der Erfolg der Energiewende entscheidet sich im Stromnetz“

OVE: Energiewende ohne Netzausbau „nicht schaffbar“

Energiezukunft | Julia Jamy | 19.10.2023 | |  
APG-Vorstand Gerhard Christiner, OVE-Präsident Kari Kapsch, Kelag-Vorstand Reinhard Draxler (von links nach rechts) APG-Vorstand Gerhard Christiner, OVE-Präsident Kari Kapsch, Kelag-Vorstand Reinhard Draxler (von links nach rechts) Im Rahmen einer Pressekonferenz des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik forderten Experten gestern einen raschen Ausbau der Stromnetze. Leistbare nachhaltige Energie sei ein wichtiger Standortfaktor für Österreichs Industrie und Wirtschaft. Eine große Herausforderung bei der Umsetzung der Energiewende sei zudem der zunehmende Fachkräftemangel.

Bis 2040 will Österreich klimaneutral werden. Kari Kapsch, der Präsident des Verbands der Elektrotechnik, glaubt derzeit nicht, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Für die Energiewende brauche es den raschen Ausbau der Stromnetze. Kapsch fordert von der Politik, den Energiemarkt mit den nach wie vor hohen Energiepreisen auf gesamteuropäisches Ebene in den Griff zu bekommen. Mit Umsetzungsverordnungen auf nationaler Ebene sollen klare Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Energiekostenzuschüsse können nicht der Weisheit letzter Schluss sein, wir brauchen Rahmenbedingungen, auf die wir uns langfristig verlassen können. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass massive Ungleichheiten im Energiemarkt unseren Wirtschaftsstandort gefährden und die Abwanderung von Industrie ins Ausland fördern.“ Leistbare nachhaltige Energie sei ein wichtiger Standortfaktor, die Umsetzung der Energiewende habe daher hohe Priorität.

Um die Versorgungssicherheit, Leistbarkeit des Energiesystems, die Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom sowie die Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie für die Zukunft sicherzustellen, sei ein rascher Ausbau der Infrastruktur auf allen Ebenen notwendig. „Der Erfolg der Energiewende entscheidet sich im Stromnetz“, betonte APG-Vorstand Gerhard Christiner: „Neben dem Netzausbau bedarf es einer umfassenden Gesamtsystemplanung inklusive einer Speicherstrategie sowie einer gleichzeitig abgestimmten digitalen Transformation aller Akteure des Energiesystems. Damit schaffen wir genügend Kapazitäten und ein intelligentes digitales Gesamtsystem, in dem die Flexibilität einzelner Akteure nutzbar gemacht wird und so die Integration volatiler erneuerbarer Energien versorgungssicher gelingt. Wir fordern daher, dass dem Ausbau der Netzinfrastruktur oberste Priorität eingeräumt wird und die schon lange in Diskussion stehenden Gesetze zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren endlich beschlossen werden.“

Die Energiewende stellt komplexe Anforderungen an das Energiesystem der Zukunft. Es gelte einen Mix an unterschiedlichsten Technologien zu integrieren sowie intelligente und systemische Lösungen umzusetzen, betonte Kelag-Vorstand Reinhard Draxler. Er verwies dabei auf aktuelle Projekte der Kelag, etwa die Photovoltaik-Anlage Sonnen.Wiese in Klagenfurt, den Windpark Soboth und Steinberger Alpe sowie das Wasserkraftwerk Kolbnitz.

Dringend Fachkräfte gesucht

Zusätzlich sei bei der Umsetzung der Energiewende der zunehmende Fachkräftemangel eine Herausforderung. Mit der im Oktober gestarteten Social-Media-Kampagne „Join the future“ werden Jugendliche gezielt in den sozialen Medien mit der Zukunftsbranche Elektrotechnik in Kontakt gebracht. In der gesamten Branche fehlen rund 14.000 Fachkräfte, alleine in der Energiewirtschaft sind es rund 2.000 – Tendenz stark steigend. Mangelberuf Nummer eins in Österreich ist „Diplomingenieur für Starkstromtechnik“: Auf 116 offene Stellen kommen nur 16 Arbeitssuchende.

Zwar investieren die Unternehmen bereits stark in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, doch in erster Linie sei das Bildungssystem gefordert, so Kapsch: „Aus der Elektrotechnik kommen die Technologien für eine nachhaltige Zukunft. Wir brauchen daher dringend mehr Fachkräfte, die diese Technologien einzusetzen wissen. Das gesamte Bildungssystem braucht einen klaren Technik-Fokus.“

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