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Sonntag, 5. Mai 2024
Wie Europa den Fortbestand des digitalen Antennenfernsehens diskutiert

RTR-Veranstaltung zur Verhandlungssache TV-Frequenzen

Telekom Multimedia | Dominik Schebach | 01.03.2024 | | 1  
Mag. Michael Ogris (Vors. KommAustria), DI Peter Reindl (Frequenzexperte RTR Medien), Dr. Bertold Heil (Convergent Media Consulting), DI Franz Ziegelwanger (BMF), und Moderator sowie Pressesprecher RTR Medien/KommAustria Andreas Kunigk gaben einen Einblick in den Verhandlungsprozess bei der WCR 23. Mag. Michael Ogris (Vors. KommAustria), DI Peter Reindl (Frequenzexperte RTR Medien), Dr. Bertold Heil (Convergent Media Consulting), DI Franz Ziegelwanger (BMF), und Moderator sowie Pressesprecher RTR Medien/KommAustria Andreas Kunigk gaben einen Einblick in den Verhandlungsprozess bei der WCR 23. Vergangenes Jahr wurde im Rahmen der ITU World Radiocommunication Conference 2023 (WCR 23) über die Nutzung des Sub-700 MHz-Bandes entschieden. Wie der Entscheidungsprozess dazu ablief und der Kompromiss, welcher letztendlich auch die Zukunft des Antennenfernsehens in Österreich DVB-T2, sichert, zustande kam, das konnte man gestern Donnerstag im Rahmen einer Enquete der RTR Medien und KommAustria erfahren, als Teilnehmer der Österreich-Delegation Einblick in den Entscheidungsprozess und Konferenzablauf gaben.

„Das digitale Antennenfernsehen in Österreich bietet ein frei empfangbares und damit niederschwelliges Grundversorgungspaket mit Programmen heimischer TV-Veranstalter“, hob Michael Ogris, Vorsitzender der KommAustria, in seiner Einführung hervor. „Die demokratiepolitische Bedeutung eines solchen Angebots, auch als Orientierungs-Anker in einer Flut nicht immer vertrauenswürdiger Informationen, ist ein hohes Gut“, so Ogris.

Funkwellen enden nicht an Staatsgrenzen. Deswegen findet alle vier Jahre im Rahmen der ITU eine World Radiocommunication Conference statt, bei der gemeinsam über die Nutzung der verschiedenen Frequenzbänder entschieden wird. Bei der vergangenen WCR 23 ging es um besonders viel, wurde doch darüber entschieden, wie das wegen seiner Ausbreitungscharakteristik heiß begehrte Frequenzband von 470 bis 694 MHz in Zukunft genutzt wird. Denn bereits in Europa war ein deutliches Nord-Süd-Gefälle feststellbar. Während die nordischen Länder eine Nutzung des Spektrums für den Mobilfunk bevorzugten, waren die südeuropäischen Staaten eindeutig für die Nutzung dieser Frequenzen für das terrestrische Fernsehen.

Diese unterschiedlichen Positionen galt es unter einen Hut zu bringen und Kompromisse zu finden, damit Europa auf der Konferenz mit einer Stimme sprechen konnte. Wie das gelang, darüber berichtete Rundfunkfrequenzexperte Peter Reindl, Abteilungsleiter Rundfunk-Frequenzmanagement der RTR Medien, im Team der österreichischen Delegaton in Dubai. Reindl beschrieb Vorbereitungen und Argumente, mit denen sich die europäischen Staaten im Vorfeld der WRC-23 auf eine gemeinsame Position einigten, die dem Mobilfunk eine bessere Ausgangslage für die Nutzung des umworbenen Frequenzbereichs eingeräumt hätte, als es schließlich der WRC-Beschluss tat.

Franz Ziegelwanger, Abteilungsleiter „Technik – Telekom und Post“ im Bundesministerium für Finanzen, war bei der WRC-23 Leiter der österreichischen Delegation. Mit seinem anschließenden Vortrag berichtete er vom Verhandlungsverlauf und den teilweise sehr unterschiedlichen Positionen innerhalb Europas und angrenzender Staaten. Dabei wurde auch klar, wie schwierig die Verhandlungen waren. So kam der neue Vertragstext zur Frequenznutzung erst am vorletzten Tag der Konferenz zustande.

Bertold Heil, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Convergent Media Consulting berichtete als Experte für audiovisuelle Medien sowie Broadcast- und Streaming- Verbreitungstechniken über die sehr unterschiedlichen Nutzungssituationen für Antennenfernsehen in Europa sowie über 5G Broadcast als technische Weiterentwicklung im Bereich des Antennenfernsehens. Das ist insofern wichtig, als dass mit dem jetzigen Entschluss zwar die Vorfahrt für das Antennenfernsehen festgeschrieben wurde. 2031 die Nutzung des Spektrums aber wieder überprüft werden soll. Dh, der jetzige Beschluss entlastet vorerst die Branche und bietet Raum für die technologische Weiterentwicklung wie 5G Broadcast.

Die internationalen Abstimmungen zur weiteren Behandlung des Themas sind bereits wieder angelaufen. In ihrer Sitzung vom 7. Februar 2024 beschloss die Radio Spectrum Policy Group (RSPG), das Beratungsgremium der EU-Kommission zur Entwicklung der europäischen Frequenzpolitik, die Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten zur Nutzung des TV-Frequenzbands regelmäßig zu überprüfen

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Kommentare (1)

  1. „…ein frei empfangbares und damit niederschwelliges Grundversorgungspaket mit Programmen heimischer TV-Veranstalter“ – ich gehe mal in den Keller lachen. Frei empfangbar sind bei uns nur ORF1 SD, ORF2 Wien SD und ATV2 SD sowie paar regionale Programme außerhalb von Wien. Die anderen kostenlos empfangbaren Programme sind grundverschlüsselt. Verschlüsselung von öffentlich-rechtlichen Programmen über Antenne ist international nicht üblich und trotzdem lobhudelt sich hier mal wieder österreichische Medieninkompetenz vom Feinsten.

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