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Dienstag, 30. April 2024

Heute dort, morgen fort

Wolfgang Schalko | 05.06.2022 | Bilder | |  Meinung

Wolfgang Schalko
Wie so oft in letzter Zeit war ich auch in der E&W-Ausgabe 6/2022 versucht, einen Kommentar mit dem Titel „Schöne neue Welt” zu verfassen. Das ist für mich der leicht sarkastische Inbegriff für eine einschneidende Veränderung, die tatsächlich ihre guten Seiten hat, aber eben auch Unbekanntes bzw. Bedrohliches mit sich bringt und es von jedem Einzelnen erfordert, in irgendeiner Form aktiv zu werden.

Solche Veränderungen bzw. gravierenden Einschnitte fallen mir laufend auf, was bis zu einem gewissen Grad meiner journalistischen Tätigkeit geschuldet ist. Die momentan offensichtlichste und wohl größte Triebfeder ist die Digitalisierung – ein Begriff, der zwar alles einschließt, aber gerade aufgrund seines inhaltlichen Umfangs immer weniger auszusagen vermag (zumindest immer weniger Konkretes). Wer sich nur kurz vergegenwärtigt, wo überall digitale Prozesse schon Teil unseres Alltags sind, muss eigentlich schnell ins Grübeln kommen: Da läuft nämlich bereits jede Menge (oft unbemerkt und/oder im Hintergrund), ohne das nicht mehr viel geht bzw. nur mit erheblichen Einschränkungen oder Komfortverlusten. So betrachtet sind gerade aufkommende Technologien wie Augmented, Virtual oder Mixed Reality eine echte Wohltat, weil sie offensichtlich sind (wenigstens die Spitze dieses digitalen Eisbergs).

Ich glaube, dass wir uns am Beginn einer „echten” Digitalisierungswelle befinden, die unseren Alltag – und damit auch das Berufs- und Geschäftsleben – einschneidend und nachhaltig verändert. Nicht von ungefähr widmen wir uns in diesem Zusammenhang im Cover-Thema dieser Ausgabe dem Verkaufen der Zukunft. Avatare, die entspannt im Metaverse shoppen, und Geschäfte, die um beste Lagen in der virtuellen Fußgängerzone rittern, sind nur zwei Gedanken, die mir dabei in den Sinn kommen. Wenn man daran denkt, wie weit die Technik war, als das Smartphone seinen Siegeszug angetreten hat, und wo wir heute stehen – mit Objekterkennung, Echtzeit-Datenaustausch und praktisch unbegrenzter Rechenleistung – muss man sich wohl von seinen wildesten Phantasien reiten lassen, um zu erahnen, was uns da noch bevorsteht.

Auf der anderen Seite – schöne neue Welt – birgt die Technik aber auch ihre Tücken. Wie sich diese im Metaverse gestalten werden, ist zwar vielfach noch offen, bei einem anderem Thema, dem wir uns in der E&W 6/2022 ebenfalls schwerpunktmäßig widmen, sind sie jedoch sehr konkret: Kunden, die Produkte des Smart Home-Anbieters Insteon verwendeten, erlebten zu Ostern eine böse Überraschung. Die Server wurden völlig unerwartet von Netz genommen, das Unternehmen samt Chef tauchte sprichwörtlich ab und die gerade noch smarten Schalter, Thermostate & Co. waren plötzlich wieder dumm wie eh und je. D.h. die Steuerungsmöglichkeiten waren weg, die App unbrauchbar und sämtliche Szenarien bzw. Automatismen funktionierten nicht mehr. Am Ende ein Ärgernis, das uns hier als Episode dient. Ebenso wie Jugendliche, die bei einem Internetausfall (d.h. ohne Google Maps) angeblich plötzlich völlig orientierungslos sein sollen. Schöne neue Welt…

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