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Montag, 29. April 2024
Erneuerbare Energie Österreich

EEÖ: Mythos „Teurer Ökostrom“

E-Technik | Die Redaktion | 12.02.2013 | |  Archiv
Josef Plank, Präsident Erneuerbare Energie Österreich räumt mit Vorurteilen zum Thema Ökostrom auf. Josef Plank, Präsident Erneuerbare Energie Österreich räumt mit Vorurteilen zum Thema Ökostrom auf.

"'Fair Play" ist die wichtigste Grundvoraussetzung um 
bei der aktuellen Diskussion zu einem zukunftsfähigen Modell für den heimischen Strommarkt Lösungen zu finden. Einseitige Darstellungen 
und Erklärungen verhindern die richtigen Rückschlüsse!" so Dipl.-Ing.
Josef Plank, Präsident von Erneuerbare Energie Österreich im Rahmen 
eines Pressegespräches.

Sieben Punkte zum Ökostrom von Josef Plank

1. Versagen des Zertifikatshandelssystems bei der Klimaschutzpolitik. 

Um eine Tonne CO2 in die Luft zu blasen waren ursprünglich Kosten
 von 30 EUR vorgesehen. Der derzeitige Preis beträgt weniger als 5
 EUR. Plank: „Das ist klimapolitisch ein Skandal!“. Dadurch feiern Kohlekraftwerke eine Renaissance, weil es in den letzten Jahren
europaweit nicht gelungen ist, CO2-Emissionen mit entsprechend hohen
 Zertifikatspreisen zu versehen. Billige US Kohle und niedrige 
Zertifikatspreise führen zu verstärkter Stromproduktion auf 
Kohlebasis. Diese Produktion drückt auf den Markt, verschlechtert die
 CO2 Bilanz und gefährdet den Ausbau der Erneuerbaren.

2. Erneuerbare Energien reduzieren die Preisspitzen an der Strombörse

Die Preise an den Strombörsen machen deutlich: Strom aus
erneuerbaren Energien verteuert nicht die Strompreise – er verbilligt 
ihn. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und das Ausbleiben der
klassischen „Mittagsspitze“ führen dazu, dass sich die 
Stromgroßhandelspreise regelmäßig unter den Erzeugerpreisen bewegen.
Dadurch sinken die Erträge der Strom-Produzenten und bedrohen im
 Umkehrschluss neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die 
Existenz bestehender Ökostrom-Anlagen. Viele Unternehmen – wie etwa 
im Bereich der Kleinwasserkraft – kämpfen auch in Österreich mit den 
Folgen der gefallenen Strompreise.

3. Es existieren zu viele fossile Kraftwerkskapazitäten.

Auch an Tagen mit wenig Wind- und Sonnenenergie gibt es keine 
“Mittagsspitze“ mehr. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Es existieren 
zu viele Kraftwerkskapazitäten. Doch anstatt über ein konsequentes 
Rückfahren von fossilen Kraftwerkskapazitäten nachzudenken, wird über 
Quotenmodelle für erneuerbare Energien diskutiert. Plank: „Es 
verwundert nicht, dass manche Entscheidungsträger in Österreich die
 „deutsche Diskussion“ über teuren Ökostrom gerne aufnehmen

4. Die wahren Energiekostentreiber sind die fossile Energieträger.

Nach wie vor lassen die fossilen Energieträger Öl und Gas die
 Energiekosten immer weiter steigen. So hat IEA-Chef Faith Birol erst 
jüngst wieder bestätigte, dass sich die gesamten staatlichen 
Zuwendungen für fossile Energiesubventionen in den letzten Jahren auf
mehr als 523 Milliarden US Dollar fast verdoppelt haben. Die 
Förderungen für erneuerbare Energien liegen mit 80 Milliarden
 US-Dollar weit darunter. Seit 2003 haben sich Kosten für fossilen 
Energieimport nach Österreich(Öl und Gas) von 2,5 auf über 8
 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdreifacht. Allein im letzten
 Jahr hat ein österreichischer Haushalt (vierköpfiger Haushalt) im 
Durchschnitt 200 Euro mehr für Heizöl ausgegeben. Im Schnitt betragen 
die gesamten Energiekosten für einen Haushalt mittlerweile 3.000 Euro
 pro Jahr. (inkl. Wärme, Strom, Treibstoffe)

5. Strom ist trotz Ökostrom-Zuschlag die preisstabilste Energieform.

Im vergangenen Jahrzehnt ist der Strompreise mit + 18% deutlich
 langsamer als die Preise aller anderen Energieformen. Im abgelaufenen 
Jahr ist der Strompreis mit plus 0,8 Prozent um zwei Drittel unter
 der allgemeinen Inflationsrate von 2,4 Prozent gelegen. Auch der 
Steueranteil am Strom liegt bei 21%, der Ökostromzuschlag 
durchschnittlich knapp 50 Euro pro Jahr und Haushalt unter 10%.

6. Der Ökostrom-Ausbau in Österreich ist effizient, stabil und regional.

Die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass man mit 
überschaubaren Förderkosten die Ökostromproduktion deutlich anheben 
kann. Der Ökostrom-Ausbau verringert fossile Stromimporte und leistet
gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig
bindet die Ökostrom-Branche heute mehr als 20.000 Arbeitsplätze, 
schafft Wertschöpfung in Regionen und setzt pro Jahr mehr als 2 
Milliarden Euro um. Plank: „Der Ökostromausbau braucht
 Verlässlichkeit: Das ist eine Einspeiseregelung mit Tarifen, eine 
prioritäre Einspeisung ins Netz, ein geplanter Ausbau der
 Netzkapazitäten, schnell einsetzbare flexible Ausgleichskraftwerke 
und Investitionen in Speichertechnologien!“

7. Große Zustimmung in der Bevölkerung zur Ökologisierung der Stromversorgung

Der Ausbau von Ökostrom stärkt vor allem die Regionalität. 
Europaweit hat sich gezeigt, dass Einspeisetarifmodelle für private 
Gruppen die größtmögliche Chance bieten, in Erneuerbare Energien zu  investieren und an der Energiewende partizipieren zu können
 (Bürgerbeteiligungsmodelle). Daher befürwortet eine breite Mehrheit
 der Bevölkerung eine sukzessive Umstellung der Stromversorgung auf
 erneuerbare Energien. Quotenmodelle begünstigen große Strukturen. Wer
 ein Quotenmodell will, möchte offensichtlich den Ausbau erneuerbarer
Energien erschweren“

Klare Zielsetzung zum Ausbau von Ökostrom

Josef Plank: „Durch den hohen Anteil an Wasserkraft hat Österreich
die besten Voraussetzungen, durch einen klaren Zukunftspfad und 
entsprechender Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes dem Ziel 100 
Prozent Strom aus erneuerbaren Energie rasch näher zu kommen. Wir
 brauchen einen offeneren Diskussionsprozess im Dreieck Produzent -
Energieversorger/Netzbetreiber – Konsument der Probleme löst, statt 
Lasten auf andere Gruppen abschiebt.“

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