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Donnerstag, 2. Mai 2024
Hot!Politisches Kleingeld mit "geplanter Obsoleszenz"

Hundstorfer warnt vor „geplantem Produktverschleiß“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 11.03.2013 | | 6  Archiv
Im Rahmen des diesjährigen FPM im März steht die Bewusstseinsbildung zum Thema „geplante Obsoleszenz Im Rahmen des diesjährigen FPM im März steht die Bewusstseinsbildung zum Thema „geplante Obsoleszenz" im Vordergrund. (Bild: Thorsten Freyer / PIXELIO, www.pixelio.de)

Vor wenigen Monaten noch weitgehend unbekannt und heute viel diskutiert ist der Begriff „geplante Obsoleszenz“. Es geht um das bewusste Manipulieren von Elektrogeräten, um deren Lebensdauer zu verkürzen. Völlig unbewiesen ist, ob es sich hierbei nicht um eine moderne Legende handelt. Dennoch wird diese Art der Konsumenten schädigenden Manipulation pauschal einer ganzen Industrie vorgeworfen – unüberlegt und absolut zu Unrecht, wie wir befinden. Nun ist – wie eine aktuelle OTS-Aussendung zeigt – auch Minister Hundstorfer auf diesen Zug aufgesprungen. Lockt hier politisches Kleingeld?

Konsumentenschützer haben ein neues Thema: Geplante Obsoleszenz. Der deutsche Stefan Schridde und der Wiener Sepp Eisenriegler sind die Vorreiter dieser Bewegung, in der Herstellern von Elektrogeräten vorgeworfen wird, schon während des Herstellungsprozesses bewusst Schwachstellen in ein Produkt einzubauen, Lösungen mit absehbarer Haltbarkeit oder Rohstoffe von minderer Qualität einzusetzen, sodass ein Produkt schneller kaputt geht bzw. nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden kann. Zudem sollen die Hersteller angeblich auch dafür sorgen, dass eine Reparatur übermäßig teuer oder gar nicht erst möglich ist, so dass der Kunde das Produkt durch ein neues ersetzen muss.

Vielleicht gibt es ja wirklich ein paar schwarze Schafe, also No name- bzw. Billigmarken, die so ein Vorgehen nötig haben, aber pauschal einer ganzen Industrie vorzuwerfen, sie baue absichtlich Schwachstellen in ihre Geräte, um Profit zu erwirtschaften, erachten wir als schwachsinnig. Und genau das sagt auch die Industrie: So ein Schwachsinn! Keiner habe irgendein Interesse an einer verkürzten Produktlebensdauer und niemand baue absichtlich Schwachstellen in seine Geräte ein. Es sei schon richtig, dass manche Geräte – im Vergleich zu früher – eine kürzere durchschnittliche Gebrauchsdauer haben, Grund dafür sei aber unter anderem der enorme Preiskampf bzw. -druck der am Markt herrsche und die Geiz-ist-geil-Mentalität der Konsumenten. Es wird verlangt, dass immer alles billiger werde. Natürlich habe das – wenn überhaupt, dann im Preiseinstiegssegment – Einfluss auf die Qualität der Produkte. 

VKI und Ministerium springen auf

Vor einiger Zeit hat auch der VKI das Thema „geplante Obsoleszenz“ aufgegriffen und Konsumenten dazu aufgerufen, in einem Fragebogen über ihre Erfahrungen mit „bewusst eingebauten Schwachstellen“ zu berichten. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden voraussichtlich im Mai veröffentlicht.

Auf diese Umfrage verweist auch Rudolf Hundstorfer, Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, der nun ebenso auf diesen äußerst medienwirksamen Zug aufgesprungen ist, wie eine aktuelle OTS-Meldung zeigt: „Verbraucherorganisationen werden zunehmend mit Beschwerden von Konsumenten konfrontiert, die von offenbar bewusst eingebauten ‚Sollbruchstellen’ und ‚Schwachstellen’ bei gekauften Produkten wie Handys, Computer oder Waschmaschinen berichten. Diese Problematik der auffallend kurzen Produktlebensdauer nimmt ernstzunehmende Ausmaße an und der Verdacht, Produkte werden vorsätzlich so gestaltet, dass Reparaturen unmöglich bzw. unwirtschaftlich sind, scheint sich zu erhärten„, so Hundstorfer ohne zu differenzieren. Der Minister verweist in diesem Zusammenhang auch auf den im März stattfindenden „Fraud Prevention Month“. Dieser (übersetzt) „Betrugs-Verhütungs-Monat“ ist eine von der internationalen Verbraucherschutzorganisation ICPEN initiierte Kampagne „zum Schutz von Konsumenten vor grenzüberschreitenden unlauteren Geschäftspraktiken“. Letztes Jahr lautete das Thema „Cold Calling“. Unter dem Motto „Telefonwerbung: Nein Danke!“ wurden dabei Erfahrungen von Konsumenten gesammelt, die den Problembereich unerbetener Werbeanrufe betrafen. „Im Rahmen des diesjährigen FPM im März steht die Bewusstseinsbildung zum Thema ‚geplante Obsoleszenz’ im Vordergrund“, so das Konsumentenschutzministerium.

Hundstorfer räumt in der Aussendung übrigens noch ein: „Zwar fehlen die Beweise für einen bewussten Fehlereinbau in den Produkten, doch die geschilderten Erfahrungen der Verbraucher müssen als mögliche Indizien dafür jedenfalls ernst genommen werden.

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Kommentare (6)

  1. Genau so wie’s der Kleiner Händler 12345 schreibt stimmt’s.

    „Hundstorfer warnt“
    Das ist die Arbeit unserer von uns hoch bezahlten Politiker.
    Im Vorfeld machen diese sogenannten Volks-Vertreter überhaupt nichts.,immer erst wenn’s eh schon alle wissen oder aufmerksam machen.

  2. Geiz ist Geil = Minderwertige(re) Qualität =

    Kaputt 2 Tage nach Ablauf der Garantie…

    Ist doch irgendwie logisch, dass wir für GEIZ IST GEIL Kunden nicht Top Qualität anbieten können, oder?
    Dementsprechend lange halten eben die Geräte.

    Also an alle Konsumentinnen und Konsumenten da draußen:
    Wenn Sie Geräte haben wollen, die länger halten, dann müssen Sie wohl ein wenig tiefer in die Geldtasche greifen und eben Qualitätsprodukte in hochwertiger Verarbeitung kaufen! So schaut’s aus!

    Schwarze Schafe mag es auch geben, die sollte man dann aber empfindlich strafen, wenns herauskommt!

  3. geplante Obsoleszenz

    die gibt es nicht, die Produkte sind so schlecht !

    PS: schaut einmal die Fahrzeugindustrie an: Bremssysteme mit Ablaufdatum ! Nach einer bestimmten Anzahl an „Brems-Pedalbetätigungen“ ist die Bremse nicht mehr sicher und muss !! getauscht werden. Da sind die Kosten allerdings nicht bei einigen 100 EUR für einen neuen LCD, sondern bei > 2000.- für eine Hydraulikeinheit; macht ja nix ixt ja ein KFZ…..

  4. Reflexpolitik der Flachdenker

    Jetzt kommen sie aus allen Ritzen gekrochen – die politischen Kleingeldmacher. Einer ganzen Industrie pauschal vorzuwerfen, es würden vorsätzlich Sollbruchstellen in alle Produkte eingebaut, ist obszön, ignorant und wohl einer Art pawlowschem Politikreflex geschuldet. Traurig. Damit meine ich die Pauschalität und Unreflektiertheit der Vorwürfe, nicht das prinzipielle Hinterfragen möglicher (illegaler) Geschäftspraktiken. Denn dass Missstände – falls es solche gibt – mit aller rechtlicher Gewalt beseitigt werden müssen, versteht sich von selbst.

    Zu allererst sollte man sich jedoch darauf einigen, ob man bei dieser Diskussion über Produkte mit billigst produziertem Innenleben (und der damit verbundenen überschaubaren Lebenserwartung) spricht (was nicht illegal ist, sondern eine logische Marktreaktion auf eine Gesellschaft, die nach immer niedrigeren Preisen giert), oder über absichtlich eingebaute und „kalkulierte“ Sollbruchstellen. Das sind nämlich zwei vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe – zweiteres (und nur dieses) wäre in meinen Augen Betrug. Und dieser müsste in einem Rechtsstaat erst einmal bewiesen werden – Vorverurteilungen sind zu verurteilen.

    Dass wieder einmal jene am lautesten schreien und pauschal aburteilen (Arbeiterkammer, VKI), die am liebsten hätten, dass ein 42″ Fernseher oder ein Geschirrspüler 99 Euro kosten (selbstverständlich mit allen Features und von erlesener Verarbeitungsqualität) ist typisch und entlarvt die Aufrührer entweder als ahnungslose Traumtänzer oder als fahrlässige Krawallmacher (wahrscheinlich von beidem etwas). Willkommen bei Alice im Wunderland! Billig Produkte werden billig produziert – was für eine erhellende Erkenntnis…

    Die Mantra gleich wiederholten Pauschalverdächtigungen(!) lassen alles vermissen, was man selbst mit sehr viel gutem Willen noch als Substanz bezeichnen könnte – ein politisches Trauerspiel. Wieder einmal. Die Gewinner: Die wenigen schwarzen Schafe (und die gibt es vermutlich), die sich in der Masse der Pauschalverdächtigten wieder einmal aus dem Staub machen werden. Die Verlierer: alle anderen inklusive Handel und den dort Beschäftigten.

    Willkommen in der mehrdimensionalen Welt und schöne Grüße ins Flachdenkerland!

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