Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 3. Mai 2024
Lehrlingsausbildung

Jeder zehnte „geht verloren“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 12.03.2013 | |  Archiv
Von 58.034 Lehrlingen, die 2012 zur Lehrabschlussprüfung antraten, sind 18% durchgefallen. Es handelt sich um die höchste Durchfallrate seit 1970. Von 58.034 Lehrlingen, die 2012 zur Lehrabschlussprüfung antraten, sind 18% durchgefallen. Es handelt sich um die höchste Durchfallrate seit 1970.

Österreichs Handwerkbetrieben geht der Nachwuchs aus, denn laut Jahresbilanz schaffen in diesen Branchen besonders viele Lehrlinge die Abschlussprüfung nicht. Die Durchfallquote bei der Lehrabschlussprüfung ist auf dem höchsten Stand seit 1970. Die Industriellenvereinigung warnt vor einer „Akademisierung".

Arbeitgeber beklagen es bei jeder Gelegenheit: Lehrlingsanwärter beherrschen oft nicht einmal die Grundrechnungsarten, können (auch ohne Migrationshintergrund) kein Deutsch und gutes Benehmen kann sowieso nicht mehr vorausgesetzt werden. Es wird einfach immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. „Und wenn man einen Lehrling eingestellt hat, bleibt ein nicht unbedeutendes Risiko, dass er bei der Abschlussprüfung durchfällt. Von 58.034 Lehrlingen, die 2012 zur Lehrabschlussprüfung antraten, sind 18% durchgefallen“, so die APA auf Basis von Wirtschaftskammer-Daten. Es handelt sich um die höchste Durchfallrate seit 1970.

Die schlechten Ergebnisse von 2012 sind aber kein einmaliger Ausreißer. Die Erfolgsquote hat sich in den vergangenen Jahren laufend verschlechtert: Im Vorjahr schafften 82,1% den Lehrabschluss, 2011 waren es 82,5%. 1980 bestanden hingegen noch 88,3% die Prüfung. Auch bei den Professionen gibt es starke Unterschiede: Von den Maler-Lehrlingen schafften im Vorjahr 38% die Lehrabschlussprüfung nicht. Wenig Probleme gab es hingegen im Bereich Banken und Versicherungen. Insgesamt 22 Lehrberufe wiesen eine Durchfallrate von über 30% aus.

Das traurige ist: Von den Lehrlingen, die bei der Abschlussprüfung durchfallen, versucht es nicht einmal die Hälfte ein zweites Mal: 2012 fielen 10.399 Prüflinge durch, davon traten aber nur 4.386 zur Wiederholungsprüfung an. Der Rest – rund 10% aller ursprünglich angetretenen Lehrlinge – blieb also trotz absolvierter Lehre ohne gültigen Abschluss. Das Problem dabei: Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, sind die größte Risikogruppe in puncto Arbeitslosigkeit. Beate Sprenger, Pressesprecherin des AMS: „Sobald ich einen Lehrabschluss habe, ist das Risiko, arbeitslos zu werden, um zwei Drittel geringer als nur mit Pflichtschulabschluss.“

Unter Lehrabsolventen liegt die Arbeitslosigkeit bei 6%, unter Pflichtschulabgängern bei 18%. Wer die Lehre abbricht oder die Lehrabschlussprüfung nicht schafft, der fällt beim AMS in die Kategorie Hilfsarbeiter. Und weil es immer weniger Hilfsarbeiterjobs gibt, ist die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Die Hälfte der beim AMS gemeldeten haben nur die Pflichtschule abgeschlossen.

Dabei werden Lehrlinge dringend brauchen – zB als zukünftige Fachkräfte. Laut einer Umfrage der Industriellenvereinigung aus dem Vorjahr können neun von zehn Betrieben ihren Fachkräftebedarf im Bereich Produktion nicht decken. Die Industriellenvereinigung warnt zudem vor einer „Akademisierung“. Ein Viertel der Lehrbetriebe hätte 2012 nicht alle Lehrstellen besetzen können. Dafür ist die Erfolgsquote unter den Industrielehrlingen mit 12,3% überdurchschnittlich hoch. 

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden