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Montag, 29. April 2024
Appell an die Politik

Handelsverband: Wir fordern!

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 17.09.2013 | |  Archiv
(v.l.n.r.:) Walter Osztovics (Managing Partner, Kovar & Partners), Patricia Mussi (GF, Handelsverband Österreich), Sigrid Aibler (Country Manager Retail Austria, Yves Rocher GmbH) und Stephan Mayer-Heinisch (Präsident, Handelsverband Österreich). (Foto (v.l.n.r.:) Walter Osztovics (Managing Partner, Kovar & Partners), Patricia Mussi (GF, Handelsverband Österreich), Sigrid Aibler (Country Manager Retail Austria, Yves Rocher GmbH) und Stephan Mayer-Heinisch (Präsident, Handelsverband Österreich). (Foto

Der Handel ist mit einer halben Million Beschäftigten nicht nur der zweitgrößte Arbeitgeber Österreichs, sondern auch eine der wichtigsten Säulen der Volkswirtschaft. „Trotzdem haben sich die Rahmenbedingungen für den Handel in den letzten Jahren laufend verschlechtert“, so Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbandes. Grund genug für die österreichischen Handelsunternehmen - vor allem im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen - ihre Relevanz nun auch politisch einzufordern.

Der Handelsverband präsentierte heute die Forderungen des Handels an die nächste Regierung. Diese betreffen die für den Handel zentralen Themen Arbeitsmarkt, Bildung, Raumordnung und Steuersystem. „Wir wollen aufzeigen, was der Handel von der Politik braucht, um weiterhin ein verlässlicher Versorger und Arbeitgeber sein zu können“, erklärt die GF des österreichischen Handelsverbandes Patricia Mussi, und weiter: „Die Handelsbranche steht im Zeitalter des E-Commerce ohnehin in einem schärfer werdenden internationalen Wettbewerb. Daneben sieht sie sich ständig mit Auflagen und Gesetzen konfrontiert, die ihre Entwicklung behindern.

Freie Fahrt!

Handelsverband-Präsident Mayer-Heinisch: „Österreich ist ein Land der hohen Steuern und der hohen Lohnnebenkosten, ein Land mit hoher Regulierungsdichte, einem hohen Grad an Bürokratie. Man könnte sagen, der Handel fährt ständig mit angezogener Handbremse. Wir fordern die nächste Regierung auf, die Bremsen zu lockern und dem stationären Handel weiter freie Fahrt zu ermöglichen.“

Aufwertung und Reform

Die Aufwertung der Berufsausbildung und eine Reform des Kollektivvertrages sind zwei der zentralen Forderungen an die nächste Regierung. „Es muss eine Image-Hebung her. Es herrscht der weitverbreitete Glaube, dass nur Schulabgänger den Beruf des Verkäufers lernen. Es ist auch schwer, gute Verkäufer zu finden, denn die Ausbildung ist mangelhaft, veraltet und unstrukturiert – es muss ein neuer Lehrplan her!“ Der Handelsverband kritisiert, dass die Jobpotentiale im Handel viel zu wenig genutzt werden. „Es ist Tatsache, dass die Ausbildungsmöglichkeiten in Handelsberufen nicht mit den aktuellen Anforderungen Schritt halten. Außerdem verteuert ein veralteter Kollektivvertrag die Beschäftigung übermäßig und verhindert damit die Fokussierung auf Fortbildungsmöglichkeiten und zukunftsweisende Arbeitsbedingungen.“ Der Handelsverband fordert die Anpassung der Lebenseinkommenskurve mit höheren Einstiegsgehältern und einem flacheren Verlauf im Alter. So können den jungen Mitarbeitern interessantere Konditionen geboten werden. Gleichzeitig wird die Beschäftigung älterer Mitarbeiter, „deren Erfahrung ein wichtiges Asser für den Handel ist“, wirtschaftlich attraktiver.

Stadtentwicklungspläne  

„Wir beanspruchen in allen Bundesländern eine Initiative ‚Einkaufsfreundliche Stadtentwicklung’. Nur durch eine Adaptierung der Stadtentwicklungspläne können die Stadtzentren wieder von Einkaufsstraßen, Märkten und Boutiquen-Vierteln dominiert werden – statt zu veröden. Die klare Zielsetzung ist es, den Handel verstärkt wieder dort anzusiedeln und so die Servicierung für den Konsumenten wieder in den Vordergrund zu stellen“, so Mayer-Heinisch. Der Handelsverband empfiehlt übrigens, auf bereitstehende Fördermittel der EU für Stadtentwicklung zurückzugreifen (Stichwort: „JESSICA-Fonds“), um eine Belebung der Zentren der Städte zu erwirken.  

Reduktion hoher Auflagen & bürokratischer Hindernisse

Österreich braucht, laut Handelsverband, eine Standortoffensive, „um als Standort für die Zentralen großer Handelsketten attraktiv zu bleiben“. Neben der Senkung der Abgabenquote in Österreich, fordert der Handel auch eine Reduktion der hohen Auflagen und bürokratischen Hemmnisse, „die das Wirtschaften für den Handel in Österreich erschweren“. Auch eine europaweite Entzerrung des Wettbewerbs sei längst überfällig: „Steuern müssen im Liefer- und Leistungsland eingehoben und Abgaben europaweit vereinheitlicht und nicht entnommene Gewinne sollen steuerlich begünstigt werden“, so Mayer-Heinisch.

Arna-Analyse zeigt tiefgreifenden Strukturwandel

Die Forderungen des Handelsverbands stützen sich übrigens auf eine Studie über bevorstehende Veränderungen im politischen Umfeld der Branche, die vom Beratungsunternehmen Kovar & Partners erstellt wurde. „Unsere Arena-Analyse zeigt, dass der Handel mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel steckt“, so Walter Osztovics, von Kovar & Partners, und weiter: „Zur Bewältigung dieser Veränderungen brauchen die Unternehmen neue Rahmenbedingungen. Die technischen Möglichkeiten des E-Commerce stellen die Art, wie die Konsumenten einkaufen, völlig auf den Kopf. Mit der Integration der Mobilkommunikation vor allem über Smartphones wartet schon der nächste Technologieschub. Aufgabe der Politik ist es, für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen – Fragen des Datenschutzes sind da ebenso angesprochen wie das Urheberrecht oder die Besteuerung.“

Langfristig müsse die Branche auch Anstrengungen unternehmen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben: „Dieses Thema wird auch branchenintern als wichtig gesehen, aber es fehlen noch konkrete Initiativen. Handel ist ein People-to-people-business, gute Mitarbeiter sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor, deshalb muss die Branche im Wettstreit um die besten Köpfe bestehen können.“

Mehr zu den Forderungen des Handelsverbandes an die Politik, lesen Sie in der nächsten Ausgabe der E&W.

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