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Samstag, 4. Mai 2024
Firmeninsolvenzstatistik 2013

Tiefster Wert seit 2003

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 04.02.2014 | Bilder | |  Archiv
Laut Insolvenzstatistik des Gläubigerschutzverbandes Creditreform sind die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen (-30,9%) und im Handel (-14,3%) am stärksten gesunken. (Bild: Uschi Dreiucker/ pixelio.de) Laut Insolvenzstatistik des Gläubigerschutzverbandes Creditreform sind die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen (-30,9%) und im Handel (-14,3%) am stärksten gesunken. (Bild: Uschi Dreiucker/ pixelio.de)

Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die Insolvenzentwicklung des Gesamtjahres 2013 erhoben. Das Ergebnis: Die Firmeninsolvenzen sind mit 23 Firmeninsolvenzen pro Werktag auf den tiefsten Wert seit zehn Jahren gesunken. 2013 war allerdings das „Jahr der VIPs“ – also der „Very Important Pleiten“. Darüber hinaus gab es 2013 41 Privatinsolvenzen pro Werktag. Die Wiener waren davon am stärksten betroffen. 

Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das Gesamtjahr 2013 zeigen folgende positive Entwicklungen: Die Unternehmensinsolvenzen sind um 8,3% auf 5.747 Verfahren zurückgegangen. Weniger Insolvenzen gab es zuletzt im Jahr 2003. Die Anzahl an eröffneten Verfahren ist dabei um 4% auf 3.350 Unternehmen gesunken. In 2.397 Fällen (-13,6%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Jedes sechste Verfahren wurde als Sanierungsverfahren eröffnet.

„Trotz dieser erfreulichen Zahlen ist das vergangene Jahr aber ein Jahr der ‚VIP – Very Important Pleiten’ gewesen“, wie Creditreform sagt. „Durch das massive Auftreten von Großinsolvenzen wie Alpine, Dayli und Niedermeyer sind die Insolvenzverbindlichkeiten auf einen neuen Rekord von rund 6 Milliarden Euro gestiegen. Dazu kam, dass über 30.000 Arbeitsplätze von einer Insolvenz betroffen waren.“

Dazu Rainer Kubicki, GF von Creditreform: „Österreichs Unternehmen haben sich in den vielfältigen Krisen der Vergangenheit als sehr robust und lernfähig erwiesen. Viele haben Maßnahmen im professionellen Risikomanagement, im Eigenkapitalaufbau und im Export gesetzt. Für jene, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, könnte es nun eng werden.“

Bundesländervergleich

Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass nur in Kärnten (+3,7%) die Insolvenzen gestiegen sind. Die stärksten Rückgänge verzeichnen die Bundesländer Burgenland (-24,6%), Vorarlberg (-23,2%) und Wien (-11,4%). Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 21 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt rund 16 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.

Branchenvergleich

Die am stärksten betroffenen Branchen sind „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ (Transportwesen) und das „Bauwesen“ mit 35 bzw. 31 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Am stärksten sind die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen (-30,9%) und im Handel (-14,3%) gesunken. „Für den Industriestandort Österreich sollte der Zuwachs an Insolvenzen in der Branche ‚Sachgütererzeugung’ um 2,0% eine Warnung sein“, so Creditreform.

Das Conclusio des Gläubigerschutzverbandes lautet wie folgt: „Trotz schwieriger Geschäftslage, sinkenden Umsätzen und Aufträgen im vergangenen Jahr zeigen sich die österreichischen Unternehmen weniger insolvenzgefährdet. Die heimischen Unternehmen haben sich mit der angespannten Kreditsituation abgefunden und schauen sich verstärkt nach alternativen Finanzierungsinstrumenten (Leasing, Factoring, Crowd-funding) um. Gleichzeitig wurde seit 2008 mehr Augenmerk auf die Eigenkapitalausstattung gelegt. Laut Creditreform-Umfrage unter 7.000 Betrieben gelten 41% der Unternehmen mittlerweile als gut kapitalisiert, das sind um zehn Prozentpunkte mehr als noch vor zehn Jahren. Diese beiden Faktoren zusammen mit einer besseren Konjunkturaussicht lassen somit auch eine positive Prognose für die Insolvenzentwicklung 2014 zu.“ Creditreform rechnet daher mit einem weiteren Rückgang an eröffneten Firmeninsolvenzverfahren auf rund 3.100 Insolvenzen.

Privatinsolvenzstatistik 2013

Auch bei den insolventen Privatpersonen zeigen die Zahlen einen Rückgang: 10.138 zahlungsunfähige Private bedeuten ein Minus von 3,9%. Während die Anzahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren um 5,6% auf 8.980 Verfahren zurückgeht, sind die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge um 11,7% auf 1.158 Verfahren gestiegen. Die Insolvenzursachen liegen hauptsächlich im falschen Umgang mit Geld: 84% der von Creditreform befragten Gläubiger sehen darin den Grund für die Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung. In jedem zweiten Fall ist die Einkommensverschlechterung infolge von Arbeitslosigkeit oder Scheidung/Trennung der Insolvenzgrund. Gut ein Drittel der Insolvenzen ist auf gescheiterte Selbstständige zurück zu führen. Hauptgläubiger sind Banken, Telekommunikationsunternehmen und Leasingunternehmen. Rainer Kubicki sieht den „typischen Schuldner“ in einem männlichen Wiener zwischen 25 und 40 Jahren, lediglich mit Pflichtschulabschluss und Migrationshintergrund und einer durchschnittlichen Verschuldung von rund 70.000 Euro.

Bundesländervergleich

Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass entgegen dem Österreich-Trend die Insolvenzen im Burgenland (+8,9%) und in Tirol (+0,9%) angestiegen sind. Am stärksten gesunken sind die Insolvenzen in Kärnten (-13,6%), der Steiermark (-9,2%) und in Vorarlberg (-8,4%). Im Vergleich zur Einwohnerzahl sind die Wiener fast doppelt zu häufig von Insolvenzen betroffen als der österreichweite Durchschnitt. Fast 30 von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. Österreichweit wurden hingegen 15 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Conclusio

Aus dem Rückgang der Privatinsolvenzen schlussfolgert Creditreform, dass die Österreicher sorgfältiger mit ihrem Geld umgehen und „weniger auf Pump konsumieren“. Vielfach seien sie dazu aber auch durch steigende Lebenserhaltungskosten und stagnierende Reallöhne gezwungen. Durch die steigende Arbeitslosigkeit sei überdies die Entschuldung mittels Zahlungsplan schwieriger geworden. „Auch die Banken haben seit der Finanzkrise und vor dem Hintergrund von Basel III gelernt und sind bei der Privatkreditvergabe vorsichtiger geworden“, so Creditreform.   

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