Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Sonntag, 28. April 2024
Gewerkschaft droht mit Arbeitsinspektorat

ÖGB: Mediamarkt/Saturn ist „gewerkschaftliche Großbaustelle”

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 24.06.2014 | |  Archiv
Die Gewerkschaft droht mit der Einschaltung von Behörden, sollte sich die Media/Saturn-Führung nicht zu Gesprächen bereit zeigen. (©GPA-djp) Die Gewerkschaft droht mit der Einschaltung von Behörden, sollte sich die Media/Saturn-Führung nicht zu Gesprächen bereit zeigen. (©GPA-djp)

Nachdem vor einigen Monaten eine Media Markt-Filiale wegen Leibesvisitationen und Taschenkontrollen in die Medien geraten war, wollte es die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) nun genau wissen und befragte alle rund 2.400 Beschäftigten des Konzerns zu deren Arbeitsbedingungen. Rund 15% der Beschäftigten beteiligten sich an der Erhebung und förderten durchaus nennenswertes Verbesserungspotenzial zutage.

Wie sich laut Gewerkschaft herausstellte, waren Taschenkontrollen und Leibesvisitationen offenbar kein Einzelfall, dürften aber mittlerweile abgestellt worden sein. Die Beschäftigten berichten allerdings über eine Reihe anderer Verstöße gegen Arbeitszeitgesetz und Kollektivvertrag, die sich bei Media Markt und Saturn eingeschlichen haben dürften. „Hier finden wir eine gewerkschaftliche Großbaustelle vor“, fasste Karl Proyer, stv. GPA-djp-Bundesgeschäftsführer, das Ergebnis der Befragung zusammen, bei der die Arbeitszeit das größte Problemfeld darstellte: Rund ein Drittel gab an, dass die vereinbarte Arbeitszeit nicht eingehalten werde, bei etwa einem Viertel würden die Wochenstunden willkürlich hinauf- und hinuntergesetzt und fast zwei Drittel gaben an, Schulungen und Weiterbildungen in ihrer Freizeit absolvieren zu müssen. Über 60% der Beschäftigten bekämen Vor- und Nacharbeiten außerhalb der Öffnungszeiten nicht bezahlt, wie der Kollektivvertrag das vorschreibt.
Auch die sogenannte Schwarz-Weiss-Regel im Handel, die vorschreibt, dass auf einen Samstag, an dem nach 13 Uhr gearbeitet wird, ein arbeitsfreier folgen muss, wird nach Angaben der Beschäftigten nur für jede/n Zweite/n eingehalten. Ein Viertel der Beschäftigten gab an, zustehende Arbeitspausen nicht einhalten zu können. Zudem sei ein Drittel der Beschäftigten im Krankenstand dienstlich angerufen worden.

Betriebsrat gefordert

Außerdem korrigiere das Umfrage-Ergebnis die Argumentation der Geschäftsführung, wonach die Beschäftigten kein großes Interesse an der Gründung eines Betriebsrates hätten, erklärte GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian:Neun von zehn Befragten geben an, sich sehr wohl einen Betriebsrat zu wünschen.“ Aus der Umfrage gehe auch hervor, dass die Wahl bisher aus Angst vor Sanktionen nicht stattgefunden habe.

Die Forderungen der Arbeitnehmervertreter lauten daher, dass sämtliche gesetzlichen und kollektivvertraglichen Bestimmungen einzuhalten seien. Die GPA-djp habe zwar den Dialog mit der Geschäftsführung gesucht, so Katzian und Proyer, allerdings: „Der neue Geschäftsführer hat uns auf unsere diesbezügliche Aufforderung freundlich, aber dennoch mitgeteilt, derzeit keine Zeit für ein Gespräch mit uns zu haben. Wir sind der Ansicht, dass diese Probleme nicht auf die lange Bank geschoben werden können und haben den Beschäftigten außerdem unsere Hilfe versprochen. Kommt die Geschäftsführung unserer Aufforderung zu einem Dialog nicht in den kommenden Tagen nach, haben wir keine andere Möglichkeit, als die Gebietskrankenkassen und das Arbeitsinspektorat zu ersuchen, sich die Arbeitsbedingungen bei Media Markt und Saturn anzuschauen. Zur Einhaltung von Arbeitszeitgesetz und Kollektivvertrag braucht es oft einen Betriebsrat und wenn es gar nicht anders geht, eben auch die Hilfe der Behörden!“

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden