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Freitag, 3. Mai 2024
DECA Dienstleister Energieeffizienz & Contracting Austria

Energieeffizienzgesetz auf dem Prüfstand

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 13.06.2016 | |  Archiv

Die DECA betrachtet Energieeffizienz als unverzichtbaren Teil der Energiewende – dem Energieeffizienzgesetz steht sie demnach grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings wird bezweifelt, ob die anrechenbaren und die tatsächlichen Einsparungen tatsächlich gleich sind. 

Das Ziel der Energieeffizienzerhöhung und der Einsparung von 310 PJ gibt für DECA angesichts der zu erwartenden weltweiten Folgen des Klimawandels für Gesellschaft, Wirtschaft und Lebensraum die richtige Richtung vor.

„Das Energieeffizienzgesetz könnte im Hinblick auf Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft, Beschäftigungsimpulse und Konjunkturbelebung, aber auch im Bereich Bewusstseinsbildung bei Unternehmen positive Effekte erzeugen“, ist DECA-Obmann Robert Pichler überzeugt. Werner Kerschbaumer, stv. Obmann der DECA, sieht derzeit eine massive Gefahr, dass das Energieeffizienzgesetz sich als Strohfeuer entpuppen könnte: „Das Einsparziel für 2015 wurde zwar um 74% übertroffen, ob die ANRECHENBAREN Einsparungen der gemeldeten Maßnahmen und die durch sie ausgelösten REALEN Einsparungen deckungsgleich sind, daran bestehen bei einem genauen Blick auf einzelne Maßnahmen begründete Zweifel. Diesen Maßnahmen ist gemeinsam, dass ihnen ein hoher rechnerischer Effizienzgewinn zugeschrieben wird, der real aber höchst zweifelhaft erscheint.“

Maßnahmen unter der Lupe

Durchflussbegrenzer z.B. können per Massenmailings an beliebige Haushalte verschickt werden. Jeder versendete Durchflussbegrenzer zählt ohne Abschlag als durchgeführte Maßnahme. Eine Bestätigung, dass sie auch eingebaut und benutzt werden oder eine Überprüfung, ob derselbe Haushalt nicht schon Durchflussbegrenzer von anderer Seite erhalten hat, ist nicht erforderlich. Derzeit wird JEDER versendete Durchflussbegrenzer mit der vollen möglichen Energieeinsparung bewertet. Die Tatsache, dass wahrscheinlich nur ein kleiner Teil der verschickten Durchflussbegrenzer tatsächlich eingebaut wird, wird nicht berücksichtigt: Eine Stichprobe unter 100 Haushalten, die solche Durchflussbegrenzer erhalten haben, zeigt, dass nur 25 % diese auch eingebaut haben.

Das Anreizsystem für Energieeffizienzmaßnahmen (EEM) funktioniert nicht mehr. Die Daten aus der ersten Verpflichtungsperiode 2015 zeichnen folgendes Bild: Die Übererfüllung aus der 1. Verpflichtungsperiode plus gebankte Maßnahmen plus Maßnahmen, die derzeit schon in Umsetzung sind, ergibt ein Potenzial von ca. 25 PJ für die künftigen Verpflichtungsperioden (also rd. ein 5-faches der Verpflichtung 2015).

Damit ist bereits Ende 2016 ein ausreichendes Potenzial für die Zielerreichung bis zum Ende der Verpflichtungsperiode 2020 vorhanden. Wie sich bereits derzeit zeigt, sinkt damit der Übertragungspreis gegen null, was wiederum zu einem Verlust des Anreizes für die Setzer von EEM bedeutet. Diese Entwicklung ist mittelfristig nicht umkehrbar. DECA-Obmann Pichler dazu: „Das Energieeffizienzgesetz ist eine Chance für die Modernisierung des Standortes. Als Vertreter der Contracting-Unternehmen, der EnergieberaterInnen und PlanerInnen bedaure ich den Zusammenbruch des Marktes für nachhaltige Einsparungsmaßnahmen“.

EEffG auf Zielpfad bringen

Rund um das Energieeffizienzgesetz schlägt DECA daher vor:

  • Soll das Energieeffizienzziel für 2020 von 310 PJ erreicht werden, dürfen gemeldete Energieeffizienz-Maßnahmen nur im Wert der tatsächlichen Einsparung angerechnet werden.
  • Es muss eine Möglichkeit geschaffen werden, im Methodendokument enthaltene Maßnahmen, deren Wirkung nicht der Realität entspricht (beispielsweise durch unerwünschte Rebound-Effekte), zeitnah anzupassen oder zu streichen – die Lenkungswirkung des Gesetzes wird sonst zu stark eingeschränkt.
  • Das Methodendokument sollte jedes Jahr evaluiert werden: wenn dabei Schwachpunkte im Hinblick auf tatsächlich erzielte Energieeffizienz und Anrechnung laut Methodendokument zutage treten, bedarf es nachvollziehbarer und planbarer Nachbesserungen (zB bei LED´s, Weißware) im Hinblick auf Aufwandszahlen, Rebound-Effekte, Sicherheitsabschläge etc.

 

DECA ist der Verband der Dienstleister für Energieeffizienz und Contracting in Österreich und versteht sich als Stimme für Energieeffizienz. Er zählt derzeit rd. 40 Mitglieder aus den Bereichen Haustechnik, Anlagenbau, Facility Management, Wärmelieferung, Projektentwicklung, „Marktmediatoren“ wie Planungsbüros, EnergieberaterInnen, ArchitektInnen und NGO´s.

 

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