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Freitag, 26. April 2024
Missing Link: Musikbranche als Vorbild für die digitale Transformation?

Wie man die digitalen Herausforderungen rockt

Dominik Schebach | 29.06.2016 | | 1  Archiv
VIP-Event der Plattform VIP-Event der Plattform "Digital Business Trends". Im Bild v.l.n.r.: Thomas Stern (Moderator, Braintrust), Milla Mileva (ING-DiBa), Salva López (ROCKYNEGOCIOS) und Oliver Krizek

Derzeit ist die Digitalisierung ganzer Branchen eines der heißen Themen der Wirtschaft. Aber dass der spanische Professor Salva López, Professor an der ESADE Business School (Barcelona) und selbst Musiker, bei einer Veranstaltung in Wien die Musikindustrie als Role Model für die Digitalisierung darstellte, erschien uns dann doch etwas gewagt.

Die Musikindustrie ist schon seit vielen Jahren mit Veränderungen durch neue Technologien konfrontiert und kommt inzwischen gut damit zurecht. Was andere Branchen davon lernen können, hat Salva López, Professor an der ESADE Business School (Barcelona) und selbst Musiker, im Rahmen eines VIP-Events der Plattform „Digital Business Trends“ in Wien erklärte.

Die Musikindustrie sei schon mit vielen Neuerungen konfrontiert worden: Mal hieß es, dass das Radio die ganze Branche zerstört, dann wieder, dass durch die Möglichkeit, Musik aufzunehmen, niemand mehr zu Live-Auftritten kommen würde. Vor wenigen Jahren versetzten Streaming und Co. den Sektor in Angst. „Jetzt sind wir mit einer praktisch unendlichen Liste an Innovationen – von der Zustellung per Drohne bis zur Gesichtserkennung – konfrontiert. Und jede Veränderung wirkt wie ein Wolf, der uns fressen will. Aber das ist schon in Ordnung.“, so López, der bei seinem Vortrag, beziehungsweise seinem Auftritt, mit rockigen Sounds statt Statistiken punkten konnte.

Spätestens hier wird allerdings klar, dass López weniger von der Verwertungsindustrie oder die Musiclabels spricht, als vielmehr von den Künstlern selbst – ein feiner aber wichtiger Unterschied: Denn erfolgreiche Bands seien laut dem Spanier nicht nur Freunde, die Spaß haben, sondern Unternehmen, die Meister im Erzeugen von Emotionen sind und deshalb auch Fans statt Kunden haben. Echte Rockstars hätten ein Team hinter sich, das einerseits hohe Leistungen bringt und andererseits perfekt zusammenarbeitet. „Bei den verschiedenen Abteilungen im Unternehmen ist das oft nicht so“, sagte López. Erfolgreiche Musiker hätten auf neue Technologien jedenfalls rasch reagiert. Als Beispiele dafür nannte der Buchautor und Singer-Songwriter die Band U2. Sie habe bereits vor mehr als 20 Jahren Multimedia-Elemente eingebunden, später dann 3D-Filme produziert und auch sonst viele Dinge ausprobiert, um Emotionen zu erzeugen.

Fans sind freudige Verbreiter der Botschaft

Die Pop-Rocker von Coldplay seien ebenfalls ein Paradebeispiel, wie man die digitale Transformation bestmöglich nutzt: Live-Konzerte wurden nicht nur kostenlos auf YouTube übertragen, man habe auch die Zuseher eingebunden. Einerseits konnte zwischen verschiedenen Perspektiven gewählt werden, andererseits war es möglich, digitale Schmetterlinge zu basteln, die dann live über die Bühne flatterten. Wer das machte und seinen Schmetterling auf Facebook teilte, brachte wiederum seine Freunde dazu, sich das Konzert online anzuschauen. So wurde aus einem Event in einem abgeschlossenen Raum ein weltweites Ereignis. Die Fans fungierten als kostenlose und freudige Verbreiter der Botschaft.

Früher habe es zwischen den Veröffentlichungen der Alben wenig Kontakt zwischen Bands und ihren Anhängern gegeben, jetzt sei es möglich, seinen Idolen über soziale Medien ständig nahe zu sein. „Dadurch ist uns die Musik unserer Lieblingsgruppen viel näher“, so López. Außerdem hätten es viele Musiker verstanden, die Kreativität ihrer „Kunden“ anzuzapfen und mit ihnen in einen Dialog zu treten sowie Plattformen zu bespielen, die die Fans mögen. „Dementsprechend sollten auch Unternehmen keine Festungen entwickeln und dann die Kunden dorthin führen wollen“, erklärte der Experte.

Er hält neue Technologien für sexy, weil man damit relativ einfach Emotionen hervorrufen könne – und Emotionen seien enorm wichtig. „Ein großer Teil der Harley Davidson-Fahrer hat ein Harley-Tattoo. Wie viele ihrer Kunden haben ihr Logo tätowiert?“, strich er die Bedeutung hervor. Musiker würden sich sehr gut überlegen, wie sie ein Konzert beginnen oder beenden und welche Emotionen sie dabei hervorrufen. Das sollten auch Unternehmen berücksichtigen. Denn „Emotionen sind die Tinte mit der Erinnerungen geschrieben werden.“

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Kommentare (1)

  1. Die Labels sind damit eindeutig nicht gemeint

    Mag sein, dass einzelne Künstler oder Bands so flexibel sind. Das sind aber kleine Schnellboote im Vergleich zu den Supertankern der Music Labels. Deren Beispiel im Umgang mit der Digitalisierung kann höchstens als eine Anleitung zum glorreichen Scheitern im Umgang mit der Digitalisierung herhalten.

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