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Sonntag, 3. November 2024
Für 2017 leichte Verbesserung in Aussicht

Gewerbe und Handwerk 2016 im konjunkturellen Wellental

Hintergrund E-Technik | Wolfgang Schalko | 13.01.2017 | |  Archiv
Bei der Jahrespressekonferenz der Bundessparte wurde die Situation von Handwerk und Gewerbe analysiert (vlnr): BSGH-Geschäftsführer R. Kainz, W. Bornett (KMU Forschung Austria), BSGH-Obfrau R. Scheichelbauer-Schuster, Bundesinnungsmeister H.W. Frömmel (BI Bau) und Rechtsanwalt T. Kurz.
Bei der Jahrespressekonferenz der Bundessparte wurde die Situation von Handwerk und Gewerbe analysiert (vlnr): BSGH-Geschäftsführer R. Kainz, W. Bornett (KMU Forschung Austria), BSGH-Obfrau R. Scheichelbauer-Schuster, Bundesinnungsmeister H.W. Frömmel (BI Bau) und Rechtsanwalt T. Kurz.

Im Rahmen der Jahrespressekonferenz der Bundessparte der WKÖ in Wien zeichneten die Branchenvertreter ein durchwachsenes Bild für das heimische Gewerbe und Handwerk, wobei insbesondere die konsumnahen Branchen zu kämpfen hatten. Für 2017 wird zwar mit einer Verbesserung der Situation gerechnet, von Euphorie könne aber keine Rede sein.

„2017 wird ein weiteres Jahr der Herausforderungen für das heimische Gewerbe und Handwerk. Denn die Konjunktur hat sich rückblickend gesehen gerade in den konsumnahen Branchen nicht wie gewünscht entwickelt – trotz Steuerreform. Im Gegensatz dazu zeigt sich in den investitionsgüternahen Branchen eine deutlich positivere Lage, umso wichtiger ist die Fortsetzung des Handwerkerbonus, um dieses Plus zu stärken“, betonte die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster. Die geplante Erweiterung der Nebenrechte im Zuge der Reform der Gewerbeordnung ist unklar und nicht vollziehbar. „Denn wenn Betriebe bis zu 30 Prozent Befugnisse anderer Gewerbe ohne weiteres ausüben dürfen, muss dieses zusätzliche Recht eine klare Bemessungsbasis haben: Das ist der konkrete Auftrag. Denn nur dann ist dieses Volumen überprüf- und nachvollziehbar, sodass Auftraggeber wie Auftragnehmer immer auf der sicheren Seite sind.“

Gleichzeitig verwies die Bundesspartenobfrau auf die Initiative des ÖAAB, der eine deutliche Höherdotierung des Handwerkerbonus eingefordert und wofür Gewerbe und Handwerk eine breite Unterstützung signalisiert hatte. ÖAAB-Obmann August Wöginger hatte zuletzt eine Fördersumme von 6.000 Euro ins Spiel gebracht für die Schaffung und Sanierung von Wohnungseigentum und den Hausbau. „Der bisherige Handwerkerbonus läuft sehr gut. Von den 20 Millionen Euro für 2017 sind bereits 2,3 Millionen Euro wieder aufgebraucht. Diese Fördermaßnahme ist ein gutes und probates Mittel, um redliches Unternehmertum zu fördern und Schwarzarbeit einzudämmen. Eine Höherdotierung würde einen Konjunkturschub bedeuten“, so Scheichelbauer-Schuster, die erwartet, dass das Volumen für 2017 bereits spätestens zur Jahreshälfte ausgeschöpft sein wird.

Konjunkturbericht: 2017 leichte Besserung zu erwarten

„Die uns vorliegenden Zahlen für 2016 zeigen eine gedämpfte Situation für das heimische Gewerbe und Handwerk. Die Betriebe erwarten für 2017 eine leichte Verbesserung der Situation, es gibt aber keinen Grund zur Euphorie“, betonte der Direktor der KMU Forschung Austria, Walter Bornett. Konkret erwarten für die ersten drei Monate dieses Jahres 14 Prozent der Betriebe steigende Auftragseingänge, 69 Prozent keine Veränderung und 17 Prozent rechnen mit Rückgängen. Betrachtet man die nominelle Entwicklung der ersten drei Quartale des Jahres 2016 zeigt sich, dass sich Gewerbe und Handwerk mit Minus 1,1 Prozent schlechter als der Handel (plus 0,8 Prozent) oder der Dienstleistungsbereich (plus 1,9 Prozent) entwickelt hat. „Offensichtlich haben Handel und Dienstleistungen von der Steuerreform, also im Konsum, deutlich profitiert, das Handwerk – entgegen der Erwartungshaltung – kaum“, so Bornett.

In der Konjunkturauswertung zeigt sich, dass einerseits die Auftragseingänge bzw. Umsätze in den ersten drei Quartalen 2016 gesunken sind, die Geschäftslage hat sich allerdings im 4. Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich verbessert (+11 Prozentpunkte). Immerhin beurteilen jetzt gleich viele Betriebe die Geschäftslage als gut bzw. schlecht. Die besten Ergebnisse in den ersten drei Quartalen 2016 hatten vor allem die Nahrungsmittelgewerben sowie die Dienstleistungen, die für Konsumenten erbracht werden, z.B. Textilreiniger und Tapezierer. Positiv entwickelten sich auch Kraftfahrzeugtechniker und Mechatroniker. Insbesondere baunahe Branchen sowie wiederum der Nahrungsmittelsektor stützen die verbesserte Geschäftslage im 4. Quartal. Im letzten Quartal des Jahres 2016 ist in den investitionsgüternahen Branchen im Jahresvergleich der Auftragsbestand um 5,3% gestiegen, auch im konsumnahen Bereich gab es deutlich weniger Unternehmen mit negativer Umsatzentwicklung (Verbesserung um 7 Prozentpunkte auf einen Saldo von minus 5). Besonders positiv ist hier vor allem der Bausektor zu erwähnen, das Bauhauptgewerbe selbst punktet mit +9,3%, konsumnahe Unternehmen mit positiver Entwicklung finden sich v.a. im Nahrungsmittelgewerbe.

Auch die Erwartungen für das 1. Quartal 2017 sind positiver als im Jahresabstand, wenngleich sich die Erwartungen gegenüber dem 3. und 4. Quartal 2016 wieder abgeschwächt haben. „Alles in allem brachte das vierte Quartal in manchen Branchen die erhoffte Erholung, so werden im Baugewerbe die Aussichten deutlich besser beurteilt, was auch am gestiegenen Auftragsbestand von plus 9,3 Prozent ablesbar ist. Für 2017 ist ausgehend vom derzeitigen Stand der Dinge nicht mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, sodass 2016 und möglicherweise auch 2017 zwei Jahre sein werden, die an der betrieblichen Substanz von Gewerbe und Handwerk knabbern werden. Umso mehr müssen wir die heimischen Mittelbetriebe nun darin bestärken, wichtige Investitionen nicht weiter aufzuschieben, sondern die Investitionszuwachsprämie jetzt zu nutzen“, so Bornett abschließend.

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