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Sonntag, 28. April 2024
2016 wechselten 286.000 Strom- und Gaskunden den Lieferanten

E-Control: Kostenbewusstsein bei Energie steigt

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 09.03.2017 | |  Archiv
Im Jahr 2016 wechselten 286.000 Strom- und Gaskunden ihren Lieferanten – mehr als je zuvor, wie die Vorstände der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch (li.) und Andreas Eigenbauer, betonten. (©E-Control/Georges Schneider) 
Im Jahr 2016 wechselten 286.000 Strom- und Gaskunden ihren Lieferanten – mehr als je zuvor, wie die Vorstände der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch (li.) und Andreas Eigenbauer, betonten. (©E-Control/Georges Schneider)

Im vergangenen Jahr haben in Österreich 286.000 Kunden ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt – ein Plus von 44% im Vergleich zu 2015, als sich 199.000 Strom- und Gaskunden einen neuen Anbieter suchten. „2016 haben so viele Kunden gewechselt wie nie zuvor“, sagt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Energieregulierungsbehörde E-Control, bei der heutigen Präsentation des Jahresberichts der E-Control 2016. Mit Jahreswechselraten von 3,6% bei Strom und 5,0% bei Gas wurden 2016 neue Rekordwerte erreicht.

Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wechselten im vergangenen Jahr die Oberösterreicher am häufigsten ihre Strom- oder Gasanbieter: 5,8 Prozent suchten sich einen neuen Stromanbieter (58.600 Kunden) und 7,7 Prozent einen neuen Gaslieferanten (11.200 Kunden). Am zweithäufigsten wechselten die Steirer (Strom: 4,4 Prozent bzw. 40.700 Kunden, Gas: 7,4 Prozent bzw. 5.000 Kunden), gefolgt von den Kärntnern (Strom: 4,3 Prozent bzw. 17.000, Gas: 6,4 Prozent bzw. 900). Am seltensten wechselten ihren Strom- und Gaslieferanten die Vorarlberger, Tiroler und Salzburger.

Die gestiegenen Wechselzahlen führt Urbantschitsch auf die sehr hohen Ersparnisse bei einem Anbieterwechsel zurück. „Für 80 Prozent der Haushalte, die ihren Strom- oder Gaslieferanten wechselten, war der günstigere Preis beim neuen Lieferanten der Grund für einen Wechsel“, sagt Urbantschitsch. Für neun Prozent war der saubere Strommix des Lieferanten ein Grund für den Wechsel. Das sind einige der Ergebnisse einer im Februar durchgeführten Umfrage von Peter Hajek unter 1.000 Personen, die repräsentativ für ganz Österreich ist.

90 Prozent der befragten Wechsler waren mit dem Lieferantenwechsel „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ und bejahten, dass dieser „rasch und unkompliziert“ funktioniert habe. Rund ein Fünftel der Wechsler (18 Prozent) hat vor, zumindest innerhalb der nächsten zwölf Monate wieder den Anbieter zu wechseln. 70 Prozent der Wechsler beabsichtigen, „vorerst gar nicht“ einen neuen Lieferanten zu suchen. 35 Prozent der befragten Wechsler gaben an, den Lieferanten online gewechselt zu haben mittels Ausfüllen eines Webformulars. Weitere 19 Prozent erklärten, den Wechsel mittels Absenden des unterschriebenen Vertrags per E-Mail erledigt zu haben, 28 Prozent erledigten das postalisch. (Der Rest gab keine Angabe bzw. konnte sich nicht erinnern.) „Bei den meisten Lieferanten ist der Wechsel mittlerweile bequem online möglich“, betont Urbantschitsch.

Versorgung funktioniert auch in schwierigen Situationen

Die Information über den vor Kurzem bekannt gewordene Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens der Care Energy AG in Deutschland ist mittlerweile auch bei den österreichischen Kunden angekommen. „Natürlich ist es nicht erfreulich, wenn ein Energielieferant Insolvenz anmelden muss, aber zum Glück ist das österreichische Marktmodell so konzipiert, dass auch in einem solchen Fall nichts passieren kann. Kein Kunde muss sich daher fürchten, plötzlich im Dunkeln zu sitzen, wenn der eigene Lieferant insolvent ist. Auch für die Regulierungsbehörde war dies eine neue Situation, das hat es in den knapp 16 Jahren der Strommarktliberalisierung noch nie gegeben.“, erläutert Wolfgang Urbantschitsch.

Noch Potenzial bei Nicht-Wechslern

Von den befragten Personen, die noch nie ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt haben, haben 27 Prozent schon einmal einen Anbieterwechsel überlegt, 18 Prozent der Nicht-Wechsler können sich den Anbieterwechsel im heurigen Jahr vorstellen. Insgesamt haben rund 77 Prozent der heimischen Haushalte noch nie ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt. „Etwa mehr als ein Viertel dieser Nicht-Wechsler wäre laut der Umfrage grundsätzlich wechselbereit“, betont Wolfgang Urbantschitsch. „Das wären hochgerechnet fast eine Million Haushalte.“ Mehr als 10% der Haushalte haben außerdem bereits den Tarif bei ihrem Lieferanten gewechselt und so auch die internen Wahlmöglichkeiten genutzt.

Die gesamten Stromkosten (Energie, Netzkosten, Steuern und Abgaben) waren im Jänner 2017 für einen österreichischen Durchschnittshaushalt niedriger als vor einem Jahr, wie aus Berechnungen der E-Control hervorgeht. Verglichen zu Jänner 2016 sind die gesamten Stromkosten im Jänner 2017 im österreichweiten Schnitt für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden Strom um rund 3,6 Prozent günstiger. Die Gesamtkosten für Strom sanken um 26 Euro von 735 Euro im Jänner 2016 auf 709 Euro im Jänner 2017. Auch die gesamten Gaskosten fallen seit Jahresbeginn etwas geringer aus und reduzierten sich um drei Prozent. Die Gaskosten sind im Jahresvergleich um 33 Euro gesunken, von 1.112 Euro im Jänner 2016 auf 1.079 Euro im Jänner 2017, gerechnet für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresgasverbrauch von 15.000 Kilowattstunden.

Hauptgrund für die geringeren Stromkosten mit Jänner sind die niedrigeren Ökostromförderkosten. 2016 zahlte ein Haushalt für die Ökostromförderung bei einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden 120 Euro brutto, heuer werden es rund 100 Euro brutto sein. „Zudem haben viele Stromlieferanten im vergangenen Jahr ihre Energiepreise gesenkt“. Die Preise für die Stromlieferung (Energiepreis) sind daher derzeit im österreichweiten Schnitt um zwei Prozent billiger als im Jänner 2016, während die Netzkosten, die etwa ein Viertel der Stromrechnung ausmachen, weitgehend stabil blieben (+0,2 Prozent).

Bei Gas machen sich ebenfalls die Preissenkungen der Lieferanten bemerkbar. „Die Kosten für die Gaslieferung waren für einen Haushalt im Jänner im Schnitt um 8,7 Prozent niedriger als im Jänner 2016″, sagt Andreas Eigenbauer. Die Netzkosten, die 30 Prozent der Gasrechnung ausmachen, sind mit Jahreswechsel um sechs Prozent gestiegen. Die Steuern und Abgaben sanken bei Gas im Jahresvergleich geringfügig um 0,6 Prozent.

Um für einkommensschwache Haushalte Energie leistbarer zu machen, gibt es die Deckelung der Ökostromförderkosten. Einkommensschwache Haushalte, die Anspruch auf die Befreiung von den ORF-GIS-Gebühren haben, können mit dem Antrag auf Gebührenbefreiung gleichzeitig eine teilweise Befreiung von den Ökostromkosten beantragen. Sie zahlen dann verbrauchsabhängig lediglich bis zu 20 Euro pro Jahr an Förderbeiträgen, während ein österreichischer Durchschnittshaushalt rund 100 Euro brutto für Ökostromkosten bezahlt.

Laut Angaben der GIS sind derzeit 300.000 Haushalte von den Rundfunkgebühren befreit und etwa 129.000 dieser Haushalte waren per Ende 2016 auch von den Ökostromkosten teilweise entbunden.

Energiesparpotenzial bei häufigerer Verbrauchsinfo erkennbar
Am nachhaltigsten senken Haushalte ihre Energiekosten, wenn sie ihren Energieverbrauch reduzieren. „Die Konsumenten sehen durchaus Potenzial dafür, ihren Stromverbrauch zu senken, wenn sie durch digitale Stromzähler eine häufigere Information über ihren Stromverbrauch erhalten“, verweist Andreas Eigenbauer auf das Ergebnis einer ebenfalls im Februar durchgeführten Onlineumfrage von Integral im Auftrag der E-Control. Die Hälfte der Befragten möchte mindestens einmal im Monat über den Stromverbrauch informiert werden. „Derzeit erhalten die Stromkunden einmal im Jahr mit der Jahresabrechnung eine Info über ihren Stromverbrauch. Mit den digitalen Stromzählern erhalten Sie diese Info je nach Wunsch monatlich oder in noch kürzeren Abständen.“ Bei einer häufigeren Information über ihren Stromverbrauch sehen 71 Prozent der Befragten ein Potenzial, mehr Strom einzusparen. Eine höhere Energieeffizienz durch einen geringeren Energieverbrauch ist ein wichtiger Teil der E-Control-Strategie. Jeder zweite Befragte hat schon einmal von „Smart Meter“ bzw. „intelligenter Stromzähler“ gehört, die Hälfte noch nie.
Nach Schätzungen der E-Control sind derzeit rund 600.000 Smart Meter installiert. Das entspricht einem Ausrollungsgrad von rund 10 Prozent. Im Durchschnitt haben lediglich rund 1,5% der Kunden von der Opt-Out Möglichkeit Gebrauch gemacht. Weiters zeigt sich, dass sich immerhin schon rund 13 % der Kunden für die Übertragung von 15-Minutenwerten, und sich somit für ein Opt-In entschieden haben.

Investitionen in Netz-Infrastruktur

Einer der Schwerpunkte in der neuen E-Control Strategie ist die Sicherstellung, dass sowohl für Netzbetreiber als auch für Netznutzer kurz- und langfristig angemessene Anreize bestehen, Effizienzsteigerungen bei der Netzleistung zu gewährleisten und die Marktintegration zu fördern. „Deshalb wird die E-Control die Regulierungsmodelle für den Strom- und Gasnetzbereich, neu entwickeln. Wichtig ist uns dabei einerseits eine stabile Grundlage für einen kosteneffizienten Netzausbau und –betrieb und andererseits müssen wir Anreize für den erforderlichen Netzausbau setzen.“, betont Andreas Eigenbauer. Und weiter: „Vor allem vor dem Hintergrund der Umstellung des Energiesystems ist dies unerlässlich.“ Dass diese Umstellung passiert sieht man nicht zuletzt am verstärkten Auftreten dezentraler Erzeugung, welche massive Auswirkungen auf die Netzkostentragung und Systemstabilität hat. Die derzeitige Netzentgeltstruktur wird in diesem Umfeld den Anforderungen an eine faire Kostenbelastung aller Netzbenutzer nur bedingt gerecht. „Deshalb hat die E-Control auch an einer Position hinsichtlich der zukünftigen Ausgestaltung dieser Netzentgeltsystematik gearbeitet, um so für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein.“, erläutert Eigenbauer.

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