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Freitag, 17. Mai 2024
Telekom-Kommentar E&W 10/2018

SIM oder Nicht-SIM

Telekom Hintergrund | Dominik Schebach | 14.10.2018 | |  Archiv
Der Handel wird sich darauf einstellen müssen: Die eSIM kommt. (Foto:T-Mobile) Der Handel wird sich darauf einstellen müssen: Die eSIM kommt. (Foto:T-Mobile)

Apple hat es also getan. In der neues Generation der iPhones gibt es zum ersten Mal eine eSIM. Die Meinungen zu den Folgen gehen auseinander: Die einen sehen Business as usual. Für andere zieht der Untergang des Abendlandes herauf.

Es wird interessant, ob der Konzern mit Sitz in Cupertino wieder die Richtung in der Branche vorgeben wird, wie es ihm in der Vergangenheit gelungen ist, als es um die Einführung immer kleinerer SIM-Karten, festverbauter Akkus oder der Ablöse des Klinkensteckers für die Kopfhörer ging. So ganz folgt die Branche Apple noch nicht, ansonsten hätte der Konzern seine jüngsten Modelle nicht als „Dual-SIM“ eingeführt. Wäre ja auch ziemlich kontraproduktiv, wenn das neueste Smartphone des Herstellers in einigen der größten Mobilfunk-Netze einfach nicht funktionieren würde.

Die Entwicklung wird sich allerdings kaum aufhalten lassen. Vom Standpunkt der Produzenten bietet die festverbaute SIM-Karte einige Vorteile (siehe auch Seite 56). Doch mit der Einführung der eSIM wird auch das Verhältnis zwischen Herstellern, Netzbetreibern, Handel und Endkunden neu geregelt. Die Befürchtung ist berechtigt, dass mit der Einführung der eSIM der Kunde den Handel zumindest im Vertragsgeschäft nicht mehr benötigt. Wenn der Kunde bei der Inbetriebnahme des Geräts einfach den gewünschten Netzbetreiber und Tarif am Display auswählen kann, dann braucht es den Handel im schlechtesten Fall nur noch zur Feststellung der Identität des Käufers, und selbst das lässt sich schon heute elektronisch lösen. 

Für die Netzbetreiber ist die Situation natürlich auch nicht so einfach. Schon jetzt kann der Kunde ohne Bindung zwischen den Anbietern wechseln. Rufnummer portieren, SIM-Karte wechseln und schon ist man im neuen Netz. Das dauert derzeit noch ein paar Tage und ist im Endeffekt auch mit einem gewissen Aufwand vom Kunden verbunden. Dieser Schritt wird in Zukunft allerdings vereinfacht, wenn der Kunde einfach den nächsten Betreiber am Display auswählen kann. Einen Schritt weiter gedacht, wäre es sogar denkbar, dass sich ein potenter Hersteller wie Apple zwischen Betreiber und Kunden schiebt. In diesem Fall würden den Kunden auf dem Display ihrer Smartphones nur noch die Tarife jener Betreiber angeboten, die auch eine entsprechende Maut an den Produzenten entrichten. Damit hätte Apple ohne einen Cent Investition in die Netzinfrastruktur auch die Rolle der Betreiber besetzt und könnte an deren Umsätzen mitschneiden.

Das heißt, Netzbetreiber und Handel müssen sich etwas überlegen. Wenn die Rolle als SIM-Karten-Verteiler wegfällt, dann muss sich der Handel neue Aufgabenfelder im Service, beim Zubehör oder in der Content-Vermittlung suchen, an denen der Kunde nicht vorbeikommt. Noch gibt es eine Atempause: Die Technologie muss sich erst auf voller Breite durchsetzen. Eine elektronische Identität gehört heute noch nicht zum Standard. Das sollte allerdings niemanden in Sicherheit wiegen.

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