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Freitag, 26. April 2024
Editor's Choice1,7 Mrd. Dollar-Deal. „Ein datenrechtlicher Albtraum"?

Amazon kauft iRobot

Kleingeräte | Stefanie Bruckbauer | 08.08.2022 | | 2  Unternehmen
Amazon wird iRobot für rd. 1,7 Mrd. US-Dollar kaufen. Amazon wird iRobot für rd. 1,7 Mrd. US-Dollar kaufen. Am Freitag gaben Amazon und iRobot die Übernahme von iRobot durch Amazon bekannt. Der Deal, mit dem sich der Online-Riese ein weiteres „smartes“ Standbein sichert, soll sich auf rund 1,7 Milliarden Dollar belaufen. Medien zitieren den Forscher und Schriftsteller Ron Knox, der die Übernahme als die „gefährlichste, bedrohlichste Übernahme in der Amazon-Geschichte" bezeichnet.

Wie Amazon und iRobot letzten Freitag informierten, wurde eine endgültige Fusionsvereinbarung abgeschlossen, in deren Rahmen Amazon iRobot übernehmen wird.

iRobot wurde 1990 von drei Mitarbeitern am Labor für künstliche Intelligenz des Massachusetts Institute for Technology (MIT) gegründet. Einer von ihnen war Colin Angle, der auch künftig CEO bleiben soll.

Anfangs entwickelte iRobot noch Roboter für Militär und Polizei. Dann kam der Schritt in die Haushalte mit den Roomba Staubsauger-Robotern. Das erste Modell wurde 2002 vorgestellt. 30 Millionen Stück wurden nach Unternehmensangaben bis 2020 verkauft. Es folgten erfolgreiche Modelle wie unter anderem der Wischroboter Scooba, und weniger erfolgreiche Entwicklungen wie der Pool-Reinigungsroboter Verro und der Dachrinnen-Reinigungsroboter Looj.

Datenschützer werden hellhörig

Schnittstellen zwischen Amazon und iRobot gibt es schon länger. So lassen sich die Roombas ua. über Amazons digitale Sprachassistentin Alexa steuern, zudem soll iRobot Amazon-Server nutzen, wie berichtet wird.

Für Amazon bedeute die Übernahme „einen weiteren Vorstoß in den Markt der Heimautomatisierung“, wird Neil Saunders vom Beratungshaus GlobalData bei CNN zitiert. „Man kann sich leicht vorstellen, wie Amazon Produkte wie Roomba in sein Alexa- und Prime-Ökosystem integriert.“ Dieses wolle Amazon zum „zentralen Punkt zur Überwachung und Steuerung vieler Aufgaben“ im Haushalt machen, so Saunders weiter.

Die Fusion lässt Datenschützer hellhörig werden. Es wird befürchtet, dass Amazon durch den Deal künftig in der Lage sein wird, noch mehr Daten der Nutzer zu sammeln. Die iRobot Sauger sammeln zwecks Navigation fleißig Daten über die Räume ihrer Besitzer. So zB über die Lage der Küche und anderer Räume oder wenn ein Arbeitszimmer in ein Kinderzimmer umgebaut wird oder wenn Möbel umgestellt werden. Durch die Programmierung der Besitzer, weiß iRobot viel über ihr Verhalten, die Nutzung der Räume und den Tagesablauf. Künftig hat auch Amazon dieses Wissen und könnte es natürlich mit den Daten, die zB durch smarte Lautsprecher, die sich in immer mehr Wohnungen finden, gesammelt werden, ergänzen …

Die Tageszeitung Der Standard zitiert den Forscher und Schriftsteller Ron Knox, der die Übernahme als die „gefährlichste, bedrohlichste Übernahme in der Amazon-Geschichte“ bezeichnet. Die Weitergabe von persönlichen Informationen einer Wohnung an einen so großen Online-Händler sei ein datenrechtlicher „Albtraum„.

Ein Klacks, der noch genehmigt werden muss

Amazon lässt sich den Deal einiges kosten. So wird der Onlineriese iRobot für 61 US-Dollar pro Aktie erwerben, das sind in Summe rund 1,7 Milliarden US-Dollar – einschließlich der Nettoverschuldung von iRobot“, wie es in den Unternehmensmitteilungen heißt.

Die 1,7 Milliarden US-Dollar werden den Besitzer in Form einer Bartransaktion (!) wechseln. Bei einem Jahresumsatz (2020) in Höhe von 386 Milliarden US-Dollar ein Klacks für Amazon … iRobot wäre übrigens die viertgrößte Akquisition von Amazon, wie das Wall Street Journal notiert.

Bis alles über die Bühne gegangen ist, muss der Deal allerdings noch geprüft und genehmigt werden – durch die Aktionäre von iRobot und durch die Behörden. Auch die Bundesbehörde FTC (Federal Trade Commission, zu Deutsch etwa „Bundeshandelskommission“) möchte die Übernahme laut eigenen Angaben noch begutachten, da der Verdacht einer Monopolisierung bestünde.

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Kommentare (2)

  1. iRobot hat sich auch bisher schon eine extrem weitfassende Nutzung der erfassten Daten einräumen lassen.
    Jetzt hat man dann – viele Saugrobotermodelle von denen sind kameraunterstützt und haben weitere Sensoren eingebaut (Temperatur, Radarentfernungsmessung, etc.) – eine Spionagemaschine, die überall im Haus hinkommt…

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  2. Ist das eine Überraschung ? Ich denke, das war nur der Anfang. Wie lange wird es wohl dauern, bis sich Amazon einen der großen Vertriebe von Unterhaltungselektronik wie z.B.: Sound United ( Marken wie : B&W, PolK, Def-Tech, Marantz, Denon usw. ) reinziehen wird. Und da gäbe es durchaus noch andere Kandidaten.
    Produkte sind gut und teilweise vorverkauft, – dass Amazon eine gute Logistik hat ( wenn auch den prekären Arbeitsbedingungen geschuldet ) weiß man. Fehlen dann nur noch ein paar Offline Stores ( vielleicht gibt es bald ein paar interessante Locations – siehe verwaiste Conrad Filialen ) zum Abholen und Service Entgegennahme – und fertig ist das B2C Konzept – dem wird man als Händler/Fachhändler wenig entgegenzusetzen haben. Nicht wegen der Kompetenz – es geht schlicht um die finanzielle Power.

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