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Sonntag, 19. Mai 2024
Multimedia-Kommentar E&W 09/2022

Branchen-Blues

Wolfgang Schalko | 11.09.2022 | |  
Wenigstens das Sommerloch kam verlässlich. In Zeiten, in denen allerorts die Unsicherheit überwiegt, ist das jedoch nur ein schwacher Trost. Die Konsumlaune ist im Keller und das Einzige, das dieser Tage steigt, ist die Inflationsrate. Und auch wenn man geneigt wäre, es zu tun – den Kopf in den Sand zu stecken bringt niemanden weiter, denn das Ganze lässt sich nicht aussitzen. Wir werden uns – und da sind sich die Experten einig – an den Krisenmodus gewöhnen müssen. Ergo sind die Unternehmer mehr denn je aufgefordert, etwas zu unternehmen.

Leider scheint guter Rat teuer, denn selbst wenn man das monetäre Füllhorn über den Konsumenten ausschütten würde, so wäre der Effekt in der Unterhaltungselektronik wohl höchst überschaubar. Das ist das nicht immer einfache Los einer Branche, die von Begehrlichkeiten und nicht von Notwendigkeiten bestimmt ist. Ein entsprechendes Stimmungsbild zeichnete sich auch auf der IFA: Euphorie und Begeisterungsstürme wollten trotz herzeigbarer Besucherzahlen (laut Veranstalter gfu rund 161.000 an den fünf Messetagen) und überraschend hoher Ordertätigkeit nicht so recht aufkommen. Der Blick in die Zukunft bleibt also vorerst getrübt.

Das mag bis zu einem gewissen Grad auch daran liegen, dass der Einführung der aktuellen Neuheiten noch regelrechte Berge von „Altlasten” im Wege stehen. Alleine in Deutschland sollen dem Vernehmen nach rund 400.000 TV-Geräte auslaufender Line-ups die Läger blockieren. Dass das nicht nur auf die Stimmung, sondern auch auf die Preise drückt, ist ebenso naheliegend wie zu befürchten. Zumal die Rabattschlachten á la Black Friday Sale & Co. ja auch noch vor der Tür stehen. Wenn Brancheninsider von einem bevorstehenden Massaker sprechen, dann klingt das weniger nach gefährlicher Drohung sondern bereits trauriger Gewissheit.

Bevor Sie jetzt tatsächlich den Kopf in den Sandstecken – es gibt auch gute Nachrichten, zumindest den Umständen entsprechend. Einerseits reißt die Abwärtsspirale nicht alle Produktgruppen und Segmente mit –und insbesondere der hochwertige bzw. Premium-Bereich erweist sich einmal mehr als krisenfest. Bei TV-Geräten zählen dazu z.B. OLED-Modelle, aber auch guter Sound erfreut sich ungebrochener Beleibtheit – so konnten laut GfK hierzulande im ersten Halbjahr Soundbars mit Premiumfunktionen wie Dolby Atmos/DTS:X-Funktionalität um 87% zulegen. Andererseits fällt das heurige Weihnachtsgeschäft mit der Fußball-WM in Katar zusammen und quer durch die Branche setzen die Hersteller nicht unbeträchtliche Hoffnungen auf Kaufimpulse durch dieses Event. Zwar wohl wissend, dass die Zugkraft sportlicher Großereignisse tendenziell abnimmt, allerdings könnte sich der ungewöhnlich späte Zeitpunkt als Glücksfall für unsere Branche erweisen: Public Viewing im November ist in unseren Breiten eher kein Thema, daher müssen Fußball-Zusammenkünfte aller Art zwangsweise vor dem Schirm – am besten einem neuen – im Wohnzimmer stattfinden.

Noch eine Schlussbemerkung: Anders als auf der IFA sind bei den Elektrofachhandelstagen tatsächlich alle wichtigen UE-Hersteller und –Lieferanten in irgendeiner Form vertreten. Ein Messebesuch lohnt sich also in jedem Fall!

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