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Sonntag, 5. Mai 2024
Telekom-Kommentar E&W 9/2022 über neue Chancen

Sowohl als auch

Telekom | Dominik Schebach | 11.09.2022 | |  
Österreich ist ein Mobilfunkland. Während das Festnetz Ende der 90er stagnierte, sorgten Wettbewerb und viel frisches Geld dafür, dass sich die Österreicher über attraktive Mobilfunkangebote freuen konnten – das betraf sowohl die Infrastruktur als auch die Preise. Die eine wurde zügig ausgebaut, die anderen rasselten im Europavergleich in den Keller. Dieses Muster hat sich im Mobilfunk in den vergangenen Jahren immer wieder wiederholt. Das hat auch den Telekom-FH befeuert, der seinen Kunden damit auch immer neue Produkte anbieten konnte. Die Glasfaser ist in dieser Zeit kaum vom Fleck gekommen. Das könnte sich nun ändern.

Die Glasfaser-Infrastruktur wurde zwar fleißig ausgebaut, die Kunden haben sich allerdings bisher eher zurückgehalten. Viele haben bisher den Bedarf einfach nicht gesehen, andere wollten nicht auf den Netzausbau warten und haben zur Mobilfunk-Alternativen gegriffen, und für viele Kunden war und ist der Preis schlicht zu hoch. Und dann fehlte auch in vielen Fällen ein Partner vor Ort, der das Produkt Glasfaser auch entsprechend engagiert vermarktet hat.

Die Preishürde könnte jedoch in den kommenden Monaten deutlich aufgeweicht werden. Denn in Österreich entsteht bei Glasfaser derzeit ein Infrastrukturwettbewerb zwischen den großen Anbietern des Landes, der nicht nur den urbanen Bereich erfasst, sondern auch die ländlichen Gebiete. Und mit diesem Wettbewerb werden aller Voraussicht nach auch die Preise sinken. Magenta positioniert sich jedenfalls schon in diese Richtung. Außerdem sollte damit auch eine weitere Hürde im Ausbau der Glasfasernetze fallen. Denn Magenta will im neu eingegangenen Joint Venture mit Meridiam Glasfasernetze ohne Vorvermarktung und ohne Mindestkundenanzahl ausrollen. D.h., spätestens jetzt kommt auf der Angebotsseite der Stein ins Rollen.

Gleichzeitig sollte sich auch bei den Endkunden die Erkenntnis durchsetzen, dass 5G zwar gut, der Glasfaseranschluss in der Wohnung aber besser ist. Das gilt besonders für die Stabilität der Verbindung, aber auch der Datendurchsatz ist mit Fiber-to-the-Home (FTTH) deutlich höher, als derzeit mit 5G möglich ist. Und dass man als Kunde eigentlich nie zu viel Bandbreite haben kann, ist spätestens seit Pandemiezeiten klar – vor allem, wenn im Haushalt gleichzeitig TV-Programme gestreamt, Home Office-Videokonferenzen abgehalten und Online-Games gespielt werden. Damit sollte auch auf der Nachfrageseite der Boden für Glasfaser bereitet sein.

Für den Fachhandel bedeutet das ein Umdenken. Überall wo es die Infrastruktur erlaubt, muss Breitbandinternet über Glasfaser für Endkunden und KMU denselben Stellenwert wie Mobilfunkangebote erhalten. Hier kann der Handel seine Stärken in der Kundenbeziehung einbringen und einen Wachstumsmarkt bearbeiten. Dabei ist das keine „Entweder-Oder“-Entscheidung zwischen Glasfaser und 5G, sondern mehr ein „Sowohl-als-Auch“-Ansatz. Denn 5G wird in Zukunft in einer Vielzahl von Anwendungen eine wichtige Rolle in der Internet-Versorgung spielen. Aber wenn es darum geht, in einem Versorgungsgebiet das TV-Programm an einen Fernseher zu übertragen, dann ist Glasfaser einfach besser.

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