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Freitag, 26. April 2024
Energie bleibt Preistreiber. Zinserhöhung lässt Kreditraten explodieren. Kaufkraftverlust geht ungebremst weiter.

Inflationsrate: Höchststand seit 1952

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 03.10.2022 | |  
Laut Schnellschätzung der Statistik Austria lag die Inflationsrate im September in Österreich bei 10,5%. Sie erreichte damit das höchste Niveau seit Juli 1952. 83% der Menschen bereitet die Teuerung große Sorgen und die bei weitem stärksten Preistreiber bleiben Haushaltsenergie und Treibstoff, wie der Handelsverband informiert.

„Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und das aktuelle HV Konsumbarometer bestätigen die dramatische Lage im Handel und in der Bevölkerung. 83% der Menschen bereitet die Teuerung große Sorgen, ein Viertel hat Konsumschulden und die Hälfte berichtet von einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität. Wenn die Politik nicht fundamental gegensteuert, droht 900 Handelsunternehmen bzw. 6.000 Geschäften bis Jahresende die Schließung“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Wie Will weiter ausführt (und dabei anmerkt, das medial bis dato noch kaum darüber berichtet wurde), haben die jüngsten Zinserhöhungen durch die EZB die monatlichen Tilgungsraten bei vielen Kreditnehmern massiv verteuert. „Wir appellieren an die Bundesregierung, sich den Ernst der Lage aufgrund der steigenden Kreditzinsen bewusst zu machen. Die Investitionen in die Wirtschaft werden aufgrund der Zinsanhebung ebenso abnehmen und damit letztlich auch die Eigenkapitalmittel.“

Weitere Kostenlawine

Kreditnehmer mit längeren Laufzeiten zahlen ab Oktober aufgrund der Leitzinserhöhung um mehr als +10% höhere monatliche Raten. In Verbindung mit den rasant steigenden Energiepreisen tritt damit ab sofort eine weitere Kostenlawine auf, die das finanzielle Überleben unzähliger privater Kreditnehmer sowie kleiner und mittlerer Unternehmen noch einmal akuter gefährdet und die Krisenfestigkeit und Kapitaldecken schmelzen lässt“, so Will.

Laut aktuellen Zahlen des KSV1870 sind die Insolvenzen im Handel 2022 deutlich im Steigen begriffen, sie werden gegenüber dem Vorjahr um +115% höher ausfallen. „Bereits jetzt verzeichnet die Branche mehr Pleiten als in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zusammen. Vor allem die Verfünffachung der Energiepreise drängt nicht nur kleine und mittelständische Händler, sondern auch immer mehr filialisierte Konzerne in die Kostenfalle“, führt Will weiter aus.

Energiekostenzuschuss für alle Betroffenen und Reform der Merit-Order rasch umsetzen!

Es bestehe unmittelbarer Handlungsbedarf, ansonsten werden bis zu 6.000 Shops ihre Geschäftstätigkeit mit Jahresende einstellen müssen, appelliert Will: „Um diesen wirtschaftlichen Kahlschlag zu verhindern, braucht es endlich eine Reformagenda mit einem ganzen Set an kurzfristigen wie langfristig wirksamen Maßnahmen – allen voran Ausweitung des Energiekostenzuschusses auf alle betroffenen Händler, so wie dies auch der Beihilferahmen der EU-Kommission ermöglichen würde.“

Wie der Handelsverband wiederholt betont, sei das Merit Order-System – die Regelung, wonach das teuerste Kraftwerk den Strompreis bestimmt – in der aktuellen Lage definitiv gescheitert. Auf die Frage, was es jetzt braucht, sagt Will: „Einen neuen Preisfindungsmechanismus für den europäischen Energiemarkt. Hier ist die Europäische Union dringend gefordert, eine Einigung zu finden.“

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