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Scheichelbauer-Schuster: Gewerbe und Handwerk brauchen Impulse für Trendumkehr

Hintergrund E-Technik | Dominik Schebach | 13.04.2023 | |  
Die Betriebe reagieren sehr unmittelbar, wenn sie eine Perspektive sehen. Positive Impulse der Politik kommen rasch und wirkungsvoll an“, erklärte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. Die Betriebe reagieren sehr unmittelbar, wenn sie eine Perspektive sehen. Positive Impulse der Politik kommen rasch und wirkungsvoll an“, erklärte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. 2022 war für das Gewerbe und Handwerk das dritte Jahr in Folge mit realem Minus. Die düstere Stimmung zum Jahreswechsel hat sich zuletzt allerdings ein wenig aufgehellt, wie Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, in der heutigen Vorstellung der Gesamtjahresbilanz der Sparte erklärte. Derzeit überwiegen allerdings noch die „Pessimisten“ unter den Betrieben. Positive Impulse seien gefordert.

„Die Wirtschaft ist stark abhängig von Stimmungen: Die Betriebe reagieren sehr unmittelbar, wenn sie eine Perspektive sehen. Positive Impulse der Politik kommen rasch und wirkungsvoll an“, erklärte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. So sei die Stimmung auch wegen der kurz vor Ende 2022 angekündigten Zuschüsse gegen die hohen Energiekosten besser geworden.

Geht es nach den Erwartungen der Unternehmen so überwogen zum Jahresbeginn die Betriebe, welche einen Geschäftsrückgang erwarteten, noch mit 23 Prozentpunkten. Beim Ausblick für das Q2 hat sich dieser negative Saldo auf 6 Prozentpunkte verringert. Allerdings haben sich speziell für die „Konjunkturlokomotive“, das Bau- und baunahe Gewerbe, die Sorgen bewahrheitet. Der Auftragsbestand der investitionsgüternahen Branchen, der sonst zu dieser Jahreszeit zunimmt, verzeichnete heuer im ersten Quartal einen untypischen Rückgang um 7,8%. Ein Minus im Auftragsbestand gab es dabei im ersten Quartal vor allem bei Tischlern und im Holzgestaltenden Gewerbe (-24%), bei Kunststoffverarbeitern (-17%) sowie im Bauhilfsgewerbe und beim Baugewerbe selbst (je -15%).

Dass speziell der private Wohnbau schwächelt, liegt nach Ansicht von Scheichelbauer-Schuster nicht zuletzt an den erschwerten Finanzierungsbedingungen: „Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um das Bausparen in Österreich wieder attraktiver zu machen.“ Sowohl die staatliche Prämie als auch die Darlehenssummen sollten an das zuletzt gestiegene Zins- und Preisumfeld angepasst werden. Solche Impulse im privaten Wohnbau hätten auch positive Signalwirkung in Richtung Klima- und Energiewende, würden doch damit zusätzliche Renovierungen und Sanierungen angestoßen.

Gesamtjahr 2022 mit realem Minus

Das Gesamtjahr 2022 hat das Gewerbe und Handwerk in Österreich preisbereinigt mit einem Minus beendet – und das bereits das dritte Jahr in Folge. Unterm Strich stand ein mengenmäßiger Umsatzrückgang von -3,5%. „Damit geht die konjunkturelle Schere auf: Die Gesamtwirtschaft in Österreich ist 2022 nämlich real um 5,0% gewachsen“, sagte Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria.

Fachkräftemangel

Im Jahr 2022 zählte das Gewerbe und Handwerk in Österreich insgesamt 831.144 Beschäftigte – ein Allzeithoch. Dennoch leidet auch das Gewerbe unter einem zunehmenden Fachkräftemangel. Traditionell hoch ist im zweiten Quartal der Personalbedarf. „Durch die ausgeprägte Saisonalität werden im Frühjahr im Gewerbe und Handwerk besonders viele Personen gesucht bzw. eingestellt“, erläutert Enichlmair. Im Schnitt würden die Betriebe demnach 13% mehr Personal benötigen als im Quartal davor – und zwar über alle Branchen. „Diese Stellen werden aber wegen des aktuellen Fachkräfte- und Lehrlingsmangels nicht wie gewünscht besetzt werden können“, so Enichlmair.

Schon jetzt fehlen ungefähr 70.000 Arbeitskräfte. Bis 2040 könnte sich diese Lücke laut Prognosen um weitere 70.000 Personen verdoppeln. Damit wäre zum einen die Klimawende nicht zu schaffen, und es würden Österreich Wohlstandsverluste drohen. „Um das zu verhindern, müssen wir rechtzeitig gegensteuern“, so Scheichelbauer-Schuster.

Sie schlägt vor, dass 20 Millionen Euro aus dem EU-Aufbauplan für die betriebliche Aus- und Weiterbildung in Sachen Green Skills eingeplant werden. Zugleich gelte es nach ihrer Ansicht, jetzt an vielen Schrauben zu drehen, um Mehrarbeit zu begünstigen: „Wir brauchen dringend bessere Kinderbetreuung, mehr steuerfreie Überstunden und Anreize für das Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus. Gerade im Gewerbe und Handwerk tragen die erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das betriebliche Know-how.“

Mit der kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfung, die Bundeskanzler Nehammer jüngst angekündigt hat, wird nun eine langjährige Forderung der Sparte umgesetzt. „Eine Handwerksausbildung ist so wertvoll wie ein Studium: Gerade angesichts des akuten Fachkräftebedarfs ist das ein unheimlich wichtiges Signal der Wertschätzung“, so Scheichelbauer-Schuster abschließend.

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