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Dienstag, 15. Oktober 2024
Wenn Technik aufs Ohr geht

Pfeifen, Surren, Brummen: Da liegt was in der Luft

Wolfgang Schalko | 25.06.2023 | Bilder | | 13  Meinung
Wie rund jeder Fünfzigste in der Bevölkerung zähle ich zu jenen „Auserwählten”, die Brummtöne hören (ich zum Glück nur zeitweise). Während die wahrgenommenen Töne in der Regel keinen Ursprung zu haben scheinen, will sich das Land Steiermark an die systematische Aufarbeitung des Problems machen. Wie rund jeder Fünfzigste in der Bevölkerung zähle ich zu jenen „Auserwählten”, die Brummtöne hören (ich zum Glück nur zeitweise). Während die wahrgenommenen Töne in der Regel keinen Ursprung zu haben scheinen, will sich das Land Steiermark an die systematische Aufarbeitung des Problems machen. Mit den Segnungen der Technik gehen bekanntlich einige unerwünschte Nebenwirkungen einher, die oft als unansehnlich empfunden werden – von der nächtlichen Lichtverschmutzung bis hin zum von Windrädern verunstalteten Landschaftsbild. Weniger bekannt ist, dass sich so manches überdies auch akustisch recht unschön äußern kann – Stichwort Brummtöne. Wie ich selbst bestätigen kann und was das Land Steiermark nun auf den Plan gerufen hat.

Unser Gehör ist grundsätzlich schon faszinierend, weil es funktioniert, wie es funktioniert. Und wie ich persönlich finde auch deshalb, weil es sich im Laufe unseres Lebens verändert – unter anderem in der Form, dass die Wahrnehmung hochfrequenter Töne nachlässt. Dazu eine kleine Episode: Vor einigen Jahren war in einer bestimmten Region meines Gartens von einen Tag auf den anderen regelmäßig ein nicht allzu lauter, aber äußerst unangenehmer Ton in einer hohen Frequenzlage zu hören. Zum Glück war die Quelle schnell gefunden: Das ältere Ehepaar auf der anderen Straßenseite hatte einen sog. „Marderschreck” installiert – ein Gerät, das durch Hochfrequenztöne unerwünschte nächtliche Gartenbesucher abschrecken soll. Darauf angesprochen zeigten sie sich einerseits verwundert, andererseits sogar erleichtert – denn da für sie nichts zu hören war, hatten sie schon an der Funktionstüchtigkeit ihres Geräts gezweifelt (von dessen weiteren Gebrauch sie dann dankenswerter Weise Abstand nahmen).

Beim sog. „Brummton-Phänomen” (das im Englischen phonetisch treffend als „The Hum” bezeichnet wird) verhält es sich genau umgekehrt: Man hört einen Ton (allerdings niederfrequent), dessen Ursprung sich nicht lokalisieren lässt. Bei Wikipedia steht dazu: „Wesentliches Merkmal des Brummton-Phänomens ist das subjektive Wahrnehmen niederfrequenter Töne oder Geräusche, die vermeintlich sicher von außen stammen, denen aber keine akustische Ursache zugeordnet werden kann. Häufig wird der Brummton beschrieben als ein Geräusch ähnlich einem in der Ferne mit Standgas laufenden LKW-Dieselmotor, weniger häufig als ein gleichmäßiges Brummen wie das einer Trafostation oder eines Zählerkastens, noch seltener als ein Poltern, Tuckern oder Dröhnen in den Ohren oder im Kopf. Wiederholt haben Brummton-Betroffene ihre Brummton-Wahrnehmungen mit Tongeneratoren nachgestellt. Dadurch wurde bekannt, dass es keinen einheitlichen Brummton gibt. Jeder Betroffene stellte auf meist mehrere unterschiedliche individuelle Frequenzen zwischen ca. 30 und 80 Hz ein. Der Brummton wird weltweit von mindestens zwei Prozent der Bevölkerung wahrgenommen. Wahrnehmungen eines Brummtons treten häufiger bei Stille und während der Nachtstunden auf. Er wird in geschlossenen Räumen meist lauter wahrgenommen als im Freien. Etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt ihn dauernd wahr, die andere Hälfte nur zeitweise. Die Lautstärke wird als schwankend und die Gestalt des Tones als mitunter sprunghaft erlebt.”

Leider zähle ich zu den zwei Prozent, die Brummtöne aus eigener Erfahrung kennen. Glücklicherweise aber zu der Hälfte, die nur zeitweise davon betroffen ist (wobei ich das Phänomen in meinem Fall für stressbedingt halte – dazu verrät Wikipedia allerdings nichts…). Statistisch betrachtet müssten einige von Ihnen, liebe Leser, jedenfalls auch sehr genau wissen, wovon ich hier rede.

Mit Methode und System

Das wäre meines Erachtens aber alles gar nicht allzu interessant, hätte ich nicht kürzlich auf orf.at einen Artikel mit der Überschrift „Brummtöne: Beschwerden nehmen zu” entdeckt. Dem Beitrag zufolge liegen „hunderte Beschwerden wegen dauerhafter Brummtöne bei der steirischen Umweltanwältin bzw. den Bezirksbehörden auf. Das Referat für Lärm- und Strahlenschutz des Landes sucht nun nach den Ursachen.” Und: „Tieffrequente Schallwellen breiten sich weiter aus als hochfrequente Schallwellen. Es kann sein, dass die Schallquelle, die Sie belästigt, Hunderte Meter, vielleicht auch kilometerweit entfernt ist“, wird dort der Referatsleiter Ewald Plantosar zitiert. Das halte ich insofern für bemerkenswert, als das „Brummton-Phönomen” per Definition eigentlich eine Form von Tinnitus darstellt (so wie jedes Geräusch, das ohne eine äußere akustische Ursache wahrgenommen wird).

Das für behördliche Lärm- und Erschütterungsmessungen bei Genehmigungsverfahren und für Beschwerden zuständige steirische Referat für Lärm- und Strahlenschutz will sich aufgrund der vielen Meldungen aus der Bevölkerung nun jedenfalls auf Ursachenforschung begeben. Mögliche Auslöser für die Brummgeräusche könnten demnach Schwimmbadpumpen sein, auch Klimaanlagen und Wärmepumpen. Dazu Plantosar: „Durch die Vielzahl von Geräten, die jetzt neu gebaut werden, kann es ein Geräuschumfeld geben, das es vor einigen Jahren noch nicht gegeben hat.“ Denn bei diesen Geräten würden bei der Herstellung zwar europäische Normen in Bezug auf Dezibel eingehalten, auf Frequenzen werde jedoch nicht geachtet – „Die europäischen Normen berücksichtigen unserer Meinung nach tieffrequente Geräusche zu wenig“, so der Referatsleiter.

Womöglich könnte sich bei den Nachforschungen also herausstellen, dass die Brummtöne von privaten Haustechnikgeräten ausgehen oder von gewerblichen Betriebsanlagen zusätzlich Geräuschemissionen entstanden sind. Die Erstellung eines Katasters für Brummtöne sollte laut dem Bericht jedenfalls „demnächst” starten. Darüber ist derzeit zwar noch nichts zu finden, aber ich halte die Augen und natürlich auch die Ohren weiter offen…

Bilder
Wie rund jeder Fünfzigste in der Bevölkerung zähle ich zu jenen „Auserwählten”, die Brummtöne hören (ich zum Glück nur zeitweise). Während die wahrgenommenen Töne in der Regel keinen Ursprung zu haben scheinen, will sich das Land Steiermark an die systematische Aufarbeitung des Problems machen.
Wie rund jeder Fünfzigste in der Bevölkerung zähle ich zu jenen „Auserwählten”, die Brummtöne hören (ich zum Glück nur zeitweise). Während die wahrgenommenen Töne in der Regel keinen Ursprung zu haben scheinen, will sich das Land Steiermark an die systematische Aufarbeitung des Problems machen.
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Kommentare (13)

  1. Leide seit 6 Jahren an besagten
    Vibrationen im 9. Bezirk Spitalsviertel.
    Lüftungen Klimaanlagen, Wärmepumpen habe ich im Verdacht.
    Es herrscht ja hier ein Wildwuchs an
    erwähnten technischen Segnungen.

    Wer solches nicht spürt oder wahrnimmt ist glücklich zu nennen
    und soll die, welche sich beschweren nicht in die „Psycherlecke“ stellen.

  2. Wenn man ausgepeitscht wird, hat das den Vorteil, dass man deutlich merkt, dass man noch lebt, ist doch schön, man kann sich ja auch dran gewöhnen, oder????????????

  3. Dieses Brummen kann vielerlei Ursache haben, von Kompressorgeräten über zB. das Abluftgebläse eines (damals) benachbarten Krankenhauses, der sich pünktlich zur Nachtruhezeit auf verminderte Leistung reduzierte und dann ein ganzes Stadtviertel beschallte – und das in einer Frequenz, die sich auch von geschlossenen Fenstern nicht beeindrucken ließ.

  4. Es geht nicht nur ums hören, sondern auch um Vibrationen die unser Körper unterschiedlich darstellt, und wer nicht direkt leidet wird auch geschädigt, denn der Körper vergisst nicht und speichert alle Imformationen…

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  5. Interessanter Artikel für uns.
    Wir hatten eine Alte Frau als Kundin die oft ein Brummen in ihrem Haus hörte.
    Sind dann ein paarmal zu ihr gefahren um das Brummen zu lokalisieren, jedoch haben wir nie etwas gehört.
    Unsere Meinung war dann, na ja die ist alt und bildet sich das nur ein, mittlerweile ist sie verstorben. Die neuen Hausbesitzer werden wir aber fragen ob etwas auffällt.

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    1. Tieffrequenter Schall (Frequenz unter 100 Hz) bzw. Infraschall (Frequenz unter 16 HZ/20 Hz) im Wohnumfeld können bis zu 3% der Bevölkerung bewusst wahrnehmen (hören, spüren) und bis zu 30% der Bevölkerung (so das deutsche Umweltbundesamt) können gesundheitlich betroffen sein (zB Schlafstörungen, Tinnitus, Herz-Kreislauferkrankungen, etc.) ohne bewusst wahrzunehmen. Bloßes HÖREN wird kaum zielführend sein und für betroffene Menschen wenig hilfreich. Sollte eine technische Anlage für das von der verstorbenen Frau wahrgenommene Brummen verantwortlich gewesen sein, so besteht für die neuen Hausbewohner zumindest die Chance, dass sie zu den bis zu 70% der Bevölkerung zählen, die nicht wahrnehmen und auch vermutlich keinen Schaden nehmen werden. Das permanente Einwirken von tieffrequenten Geräuschen, die nicht oder kaum „hörbar“ sind, ist vergleichbar mit dem Einwirken von nicht sichtbarem Feinstaub oder Strahlung. Auch hier erkranken nicht alle Menschen zwingend. Was allerdings bei tieffrequenter Geräuschwahrnehmung schlimmer ist, ist die psychische Belastung, die bei Staub und Strahlung (?) wegfällt. Manuela, Plattformsprecherin BRUMMTON-BELASTETE-MENSCHEN-STEIERMARK

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  6. Herr Wolfgang!
    Schön haben sie die Gleichnisse niedergeschrieben.
    Sie haben aufgezeigt, dass jedes Ding zwei Seiten hat.
    Ich möchte sie einladen, in meine Schuhe zu steigen, und ein Stück meines Weges zu gehen,um zu erahnen wie es mir in der Heizperiode geht. Den ganzen Tag spüren sie die Vibrationen der Fussbodenheizung., begleitet von klierenden Geräuschen. Ihr Körper kommt nicht zur Ruhe. Ihren Ohren schmerzen, Geichgewichtsstörungen sind ihr Begleiter. Sie möchten sich einreden, dass darf nicht sein, sie wollen dass alles nicht. Sie versuchen sich abzulenken, das schaffen sie nicht, ihr Körper ist erschöpft , sie haben durch den Schlafentzug die Kontrolle über Ihren Körper ,Geist verloren. Sie rennen von einem Arzt zum anderen, Befunde ohne Diagnose. Sie wissen, dass Ihnen kein Arzt helfen kann !!! Sie wissen genau, was die Ursache ist. Sie müssen was tun um sich selbst, zu helfen -nehmen Blutdruck-, Schlaftabletten, Ohropax , Stimmungsaufheller. Sie warten vergeblich auf eine Besserung. Es ändert sich nichts. bis der Sommer kommt und die Wärmepumpe ausgeschaltet ist. Ihr Körper und Geist erholen sich einigermaßen langsam. bis auf Ihre Ohren , sie sind empfindlicher geworden. Der Flugzeug Lärm fühlt sich an ,- wenn sie im Bett liegen, als würde es knapp über ihrem Hausdach fliegen. Jeden Tag lernen sie zu schätzen,. Sie ertappen sich, bei dem Gedanken, der nächste Winter kommt bestimmt. Gleichzeitig sind sie traurig ,wütend und ohnmächtig, weil sie nicht ernst genommen werden.
    Hier ist die Reise zu Ende.
    Wenn es ihnen an Empathie fehlt war diese Reise umsonst.
    Vielleicht waren sie selber mal in einer Situation oder Umstand und nicht verstanden wurden!

    Dann werden sie zur Einsicht kommen, dass man nicht alles schön reden kann, wenn der Körper überfordert ist.
    Ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht, auch Ihrer Familie falls Sie eine haben!

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  7. Wer es nicht selbst hört, kann es nicht beurteilen oder nachempfinden. Ein Brummton, der einen in der Nacht aufweckt und/oder wach hält, lässt keine erfreuliche Auslegung zu. Er macht einfach nur müde und krank.

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  8. Meine Nachbarin hat eine Gasheizung in ihrem Haus im Keller neu vor einem Jahr bekommen. Wenn die startet im Winter höre und spüre ich eine Vibration die sich scheinbar über das Erdreich weiterleitet bis in mein Schlafzimmer . Die Häuser stehen ca in 5 Meter von einander entfernt.

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  9. Vielleicht ist es ja nur eine Frage der Auswertungen im Gehirn der von den Sinnesorganen gelieferten Daten.
    Die Bedeutungsgebung dieser erhaltenen Daten erfolgt im Gehirn.
    Die Interpretation dieser Daten erfolgt bewusst, oder unbewusst.
    In welcher Intensität eine Wahrnehmung erfolgt, ist abhängig von unseren eigenen Filtern, unseres Mindsets.

    Die Musik des Nachbarn
    – kann mich stören
    – kann mich freuen, dass jemand anderer Spaß hat

    Das Windrad:
    – kann nicht in das Landschaftsbild passen (was wäre das genormte Landschaftsbild eigentlich?)
    – kann mir Freude bereiten, da vor meinen Augen nachhaltige Energie erzeugt wird
    – kann für mich ein Zeichen des Fortschritts abbilden

    Das Brummen:
    – kann für mich störend sein und ich gebe dem immer mehr Aufmerksamkeit und steigere meine Störung immer weiter
    – kann für mich ein beruhigender Grundton sein, welcher mich einen beruhigten Zustand bringt
    – Dem Brummen kann man nach und nach immer weniger Aufmerksamkeit geben, dann die Aufmerksamkeit ganz entziehen, bis es für mich nicht mehr da ist.

    Die Geräusche der spielenden Kindern
    – Können meine Sonntagsruhe stören
    – Können mich erfreuen, da die Kinder Spaß haben und das schöne Wetter nutzen

    Sehr viel können wir selbst beeinflussen, wie wir es wahrnehmen, welche Aufmerksamkeit wir was geben und welche Bedeutung wir was geben.
    Es ist immer eine individuelle Wahrnehmung durch unsere Filter und Verstärker.

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    1. Wolfgang, Sie gehören offenbar zu den (glücklichen?) Menschen, die 1) nicht betroffen sind und 2) messbare, reale, physische Ursachen offenbar leugnen (Verschwörungstheoretiker?) und 3) offenbar keine Ahnung von der Thematik „Tieffrequenter Schall bzw. Infraschall im Wohnumfeld“ haben. Manuela, Sprecherin der Plattform BRUMMTON-BELASTETE-MENSCHEN-STEIERMARK

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