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Dienstag, 7. Mai 2024
Und es gibt sie doch!

Dumme Frage!

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 24.09.2023 | Bilder | | 1  Meinung
Meine Oma meinte immer zu mir: „Kind, es gibt keine dummen Fragen, (...)“ - und so lieb ich meine Oma hatte und so weise sie auch war, in diesem Punkt hatte sie sich – wie ich heute weiß – definitiv geirrt.

Angeregt durch eine (relativ) aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes marketagent.com beschäftige ich mich heute mit „dummen“ Fragen, ein Thema, mit dem viele von uns schon von klein an konfrontiert wurden. Wer hörte von seinen Eltern und Großeltern nicht: „Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten“ und welcher nach 1970 Geborene hat nicht gemeinsam mit Elmo, Bibo, Bert und dem Krümmelmonster „Wieso weshalb warum? Wer nicht fragt bleibt dumm“ geträllert?

Natürlich kann man durch solche Aussagen ein Kind dazu motivieren, neugierig durchs Leben zu gehen, und es stimmt schon: lieber einmal mehr fragen, als unwissend bleiben. Fragen sind ja genau dafür da, dass wir uns Hilfe holen, wenn wir etwas nicht wissen. Wer weiß das besser als wir Journalisten, deren täglich Brot das Fragenstellen ist …

Aber ganz ehrlich? Es gibt schon verdammt depperte Fragen! Spätestens seit Aufkommen des Internets, weiß ich das fix – und eine Umfrage von Marketagent.com untermauert das nun auch. Das Meinungsforschungsinstitut ist ja wie eingangs erwähnt der Frage nach der dümmsten Frage der Welt nachgegangen und hier sind die Gewinner:

Platz 1 ging an die Frage: Wie lange dauerte der 30-jährige Krieg?

Platz 2 lautet: Wenn ich täglich eine Hautcreme benutze, die 20 Jahre jünger macht, ist es dann lebensgefährlich, wenn man erst 19 ist?

Auf Platz 3 landete: Woran ist das tote Meer gestorben?

Auf Platz 4 ist: Wenn in der Buchstabensuppe Sternchen sind, ist die Suppe dann passwortgeschützt?

Und Platz 5 ist: Können Fische ertrinken?

Differenzierung

„Es gibt keine dummen Fragen.“ Auch wenn das viele Lehrer, Eltern, Großeltern und Coaches seit Generationen immer und immer wieder proklamieren, kann ich diese Meinung nicht teilen. Es gibt wie ich finde sehr wohl jede Menge „dummer“ Fragen, wobei man hier allerdings differenzieren muss.

Da gibt es zum einen die „dummen“ Fragen, die den Fragenden als nicht besonders schlau entlarven. So zum Beispiel:

  • Warum haben die Menschen im Mittelalter so viele Ruinen gebaut?
  • Auf Bildern sieht man, dass Meteore immer in riesigen Kratern landen – ist das Zufall oder hat das einen bestimmten Grund?
  • Warum ist der Papst eigentlich immer katholisch – kann das nicht mal wer anderer machen?
  • Meine Freundin will Schluss machen, ich auch, was sollen wir tun?

(Anm.: Diese Fragen habe ich mir nicht ausgedacht, sondern wurden tatsächlich alle auf gutefrage.net gestellt)

Man merkt, wer solche Fragen stellt, ist kein Raketenwissenschaftler. Viel mehr fehlt es einfach an Wissen und logischem Denken (und zwar in so großer Menge, dass ich mich frage, was bei diesen Menschen in Sachen Bildung falsch gelaufen ist, dass sie solche Fragen (noch dazu öffentlich) stellen.

Mit einem Augenzwinkern

Dann gibt es die „dummen“ Fragen, die Zuhauf im Internet herumgeistern und eigentlich gar nicht dumm sind, sondern lustig gemeint, und in den allermeisten Fällen mit einem Augenzwinkern gestellt werden. Das Internet birgt ein Sammelsurium von diesen „lustigen“ (und teils auch „weniger lustigen“) Fragen, es gibt Unmengen davon und ich habe ein paar Beispiele herausgesucht:

  • Haben Zebras schwarze oder weiße Streifen?
  • Warum laufen Nasen und riechen Füße?
  • Warum ist „einsilbig“ dreisilbig?
  • Geht der Meeresspiegel kaputt wenn man in See sticht?
  • Wo wachsen Purzelbäume?
  • Was ist das Gegenteil von Gegenteil?
  • Wie kommen „Rasen betreten verboten“-Schilder auf Rasen?
  • Dürfen sich Atheisten gegen höhere Gewalt versichern?
  • Warum ist im Eigelb mehr Eiweiß, als im Eiweiß?
  • Wenn Stiftung Warentest Vibratoren testet, ist dann „befriedigend“ die beste Note?
  • Dürfen Hütehunde auch Mützen tragen?
  • Wenn man den Verschluss eines Glases zudreht und dann nicht mehr aufbekommt, ist man dann zu stark oder zu schwach?
  • Wieviele Zitronen faltet so ein Zitronenfalter eigentlich am Tag?
  • Warum werden Gesetze immer nur verabschiedet aber nie begrüßt?
  • Wie schnell verkaufen sich warme Semmeln?
  • Was zählen Schafe, wenn sie nicht einschlafen können?
  • Und: Was haben Schmetterlinge im Bauch, wenn sie verliebt sind?

Richtig dumm!

Und schließlich gibt es noch die, wie ich sage, wirklich „dummen“ Fragen. Wobei in diesen Fällen nicht die Frage „dumm“ ist, sondern viel mehr der Fragende, der sich damit als unsensibel, unaufmerksam, unfreundlich, vielleicht sogar aggressiv oder tatsächlich dumm erweist. Beispiele hierfür sind:

Gefällt Dir Deine neue Haarfarbe wirklich? Bzw „Gefällt dir die Farbe deines neuen Autos wirklich?“. Sollte der Fragende die Absicht haben zu verletzen, dann ist die Frage zielführend, wenn nicht, ist es eine richtig dumme Frage.

„Schatz, bist du noch dicker geworden?“ Wenn ein Ehepartner das zum anderen sagt, ist er vielleicht ehrlich, aber seine Frage lässt Takt und Respekt vermissen. In jedem Fall ist es eine dumme Frage.

Und dann gibt es noch unendlich viele „dumme“ Fragen, die von bedenklichem Geist zeugen bzw Fragen, die bei minimalem Mitdenken normalerweise unterbleiben würden. Mit solchen Fragen werden zB Menschen mit Behinderung oft konfrontiert, die dann hören:

  •  „Sind alle in deiner Familie so?“
  • „Wie alt kannst du damit werden?“
  • „Wie machst du das mit der Toilette?“
  • „Ach, deine Freundin ist nicht behindert?“

Dazu kann ich nicht mehr sagen als: Ein Trottel, der solche Fragen stellt. Das ruft bei mir hochgradiges Fremdschämen hervor.

Es gibt sie also doch

Es gibt sie also tatsächlich, die dummen Fragen. Doch man darf nicht immer zu vorschnell urteilen. Ein zweiter Gedanke hilft manchmal die Spreu vom Weizen zu trennen. So manche dumm klingende Frage ist einfach nur überraschend und jenseits der üblichen Denkpfade angesiedelt. Sie zu schnell als dumm abzustempeln und kurzerhand vom Tisch zu wischen, wäre schade, denn dann würden wir auf neue Perspektiven und Einsichten verzichten.

Schräge Fragen können teils auch richtig interessante Antworten zu tage fördern. Also sollte man vorsichtig sein mit einer zu raschen Beurteilung. Oft lässt sich in noch so eigenartig klingenden Fragen ein interessanter Kern finden und auf diesen antwortet man dann. Die Devise sollte also lauten: Selbst auf schräge Fragen gibt es oft gute Antworten. Schon Paul Watzlawick meinte: Der Empfänger entscheidet über die Bedeutung einer Botschaft.

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