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Donnerstag, 2. Mai 2024
Hintergrundkommentar E&W 10/2023

Nachhaltigkeit braucht ein Fundament

Dominik Schebach | 08.10.2023 | Bilder | | 1  Meinung
Mitte September hat das Reparatur- und Servicezentrum GmbH Insolvenz angemeldet. Man könnte auch sagen, dass R.U.S.Z. 25 Jahre nach seiner Gründung Opfer seines Erfolgs geworden ist. Durch das Aussetzen des Reparaturbonus konnte das Unternehmen seine Kosten nicht mehr bewältigen. Die Folge ist ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Man muss sagen, dass sich die Branche mit diesem Reparaturbetrieb und seinem Gründer Sepp Eisenriegler nie leichtgetan hat. Dazu trug einerseits der streitbare Charakter Eisenrieglers bei. Seine Vorwürfe zur geplanten Obsoleszenz klingen mir noch heute im Ohr – einen Beweis ist er meines Erachtens bis heute schuldig geblieben. Daneben hatte natürlich die Gründung des R.U.S.Z. als AMS-Projekt eine besondere Note. Erhielten damit doch frei wirtschaftende Betriebe, welche unter den hohen Lohnnebenkosten für ihre Techniker stöhnten, plötzlich in Form eines Arbeitslosenprojekts einen staatlich geförderten Konkurrenten. Und es sind in erster Linie diese hohen Lohnnebenkosten und nicht die fehlenden Ersatzteile, noch der fehlende Wille der Endkunden, welche viele Reparaturen für die Endkunden unwirtschaftlich gemacht hatten. Das hat auch der Erfolg des Reparaturbonus ganz deutlich gezeigt. Kaum wurde dieser in der einen oder anderen Form eingeführt, schnellte auch die Werkstattauslastung in die Höhe.

Was man Eisenriegler zugutehalten muss: Er hat mit seinen Ausritten gegen die Wegwerfgesellschaft und für die Reparierbarkeit von Geräten ein Bewusstsein für Service und Reparatur geschaffen. Eisenriegler war damit allerdings nur einer unter vielen. Wenn man sich die Szene rund um die diversen Reparatur-Cafés ansieht, kann man leicht erkennen, dass hier eine sehr hohe Bereitschaft für das Reparieren und Wiederverwerten existiert. Die Gründe der Endkunden für eine Reparatur sind dabei breit gefächert: Während mancher seine liebgewonnene Stereoanlage wegen der gewohnten Bedienelemente und des einzigartigen Klangs des Kassettendecks nicht aufgeben will, oder seinen Smartphone-Exoten als persönliches Style-Statement sieht, veranlassen einen anderen die Überlegungen zur Ressourcenschonung zur Weiternutzung seiner Waschmaschine.

Inzwischen läuft die Welle in Richtung Kreislaufwirtschaft. Damit sie nicht zusammenbricht, braucht es allerdings mehr als die Unterstützung durch umweltbewusste Konsumenten und NGOs. Es braucht ein tragfähiges Geschäftsmodell. Und dieses kommt nicht von klassenkämpferischer Rhetorik oder Sozialromantik, sondern dem Umstand, dass Reparieren dank der weiten Verbreitung von Geräteversicherungen und Garantieverlängerungen wieder wirtschaftlich darstellbar ist – trotz hoher Arbeitskosten. Es hat sich zudem gezeigt, dass Konsumenten, welche ihre Geräte versichern lassen, diese auch eher reparieren. Damit kann der Trend zur Reparatur auch in die Fläche gehen, und der Handel kann vom Service als Maßnahme zur Kundenbindung profitieren. Denn eines ist auch klar, trotz Reparaturbonus und neuen Geschäftsmodellen, reich wird vom Reparieren niemand.

 

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Kommentare (1)

  1. Das mit den Reparatur-Cafés ist doch auch so eine Geschichte. officiel gedulteter Pfusch? Wo bleiben da die Vorschriften die eine Reparatur Werkstatt einhalten muß? Überlegt wird dann wenn einmal Einer die 230 nicht überlebt warum auch immer.

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