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Montag, 29. April 2024
Editor's ChoiceVersorgungssichere Energiewende

APG investiert 9 Milliarden in das „Zukunftsnetz”

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 25.10.2023 | |  Wissen
APG-Vorstand Gerhard Christiner fordert die breite Unterstützung von Bevölkerung und Politik, damit der Netzausbau im Sinne der Umwelt- und Klimaziele gelingen kann. APG-Vorstand Gerhard Christiner fordert die breite Unterstützung von Bevölkerung und Politik, damit der Netzausbau im Sinne der Umwelt- und Klimaziele gelingen kann. (© APG/Ricardo Herrgott) Als zentraler Akteur der Energiewirtschaft ebnet Austrian Power Grid (APG) mit seiner Strominfrastruktur den Weg für die versorgungssichere Energiewende Österreichs. Bis 2030 soll der gesamte Stromverbrauch Österreichs von rund 80 TWh aus erneuerbaren Energien stammen bzw. die gesamte erneuerbare, installierte Leistung von rund 36.000 MW managebar sein, weiters gilt es, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen – für APG-Vorstand Gerhard Christiner eine „Mammutaufgabe”.

„Die Erreichung der Ziele ist eine Mammutaufgabe, bei der es neben der Dekarbonisierung der Erzeugung auch die Transformation des Gesamtsystems versorgungssicher zu managen gilt. Damit diese gelingt, müssen erneuerbare Anlagen und das überregionale Stromnetz im Rahmen einer Gesamtsystemplanung inklusive Speicherstrategie koordiniert ausgebaut werden“, betont Gerhard Christiner, Vorstand von Austrian Power Grid (APG).

Aktueller Befund: Stromsystem ist am Anschlag

Das Bestandsnetz der APG sowie die aktuellen gesetzlichen bzw. energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind diesen Anforderungen nicht gewachsen. Fehlende Anschlusskapazitäten für die erneuerbaren Energien, stetig steigender Redispatchbedarf (2023: 125 Mio. Euro im Vergleich zu 94 Mio. Euro im Gesamtjahr 2022), spürbare Strompreisdifferenz zwischen Österreich und dem benachbarten Ausland (rund 26 Euro/MWh 2022 mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von etwa 2 Mrd. Euro), fallweise notwendiges Abriegeln von Wasserkraft- oder Windkraftwerken zur Vermeidung von Netzüberlastungen, viel zu lange Genehmigungsverfahren, mangelhafte digitale Vernetzung der Akteure des Energiesystems sowie das Fehlen einer abgestimmten Gesamtsystemplanung inkl. einer Speicherstrategie werden dafür von der APG als Beispiele angeführt.

APG-Zukunftsnetz: Schlüssel für versorgungssichere Energiewende

Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Netzplanung hat APG die aktuellen Defizite analysiert, die hohen Anforderungen an das APG-Netz eingearbeitet und die notwendigen Investitionsprojekte – als Weiterentwicklung der Bestandsinvestitionen – geplant. Bis 2034 wird mit diesem 9 Mrd. Euro schweren Investitionsprogramm die Trafokapazität auf 57.000 MVA nahezu verdoppelt, die Anzahl der Umspannwerke um ca. 39% auf 90 bzw. der Trafos um ca. 74% auf 165 erhöht, es erfolgt eine gesamtsystemische Verstärkung der West-Ost-Achse durch den Neubau, die Umstellung oder die Verstärkung von rd. 500 km an 380kV- bzw. rd. 400 km an 220kV-Stromleitungen. Damit wird die Basis geschaffen, die etwa 500.000 Produktionsanlagen physikalisch und digital managebar zu machen.

Zusätzlich zu den aktuell bereits in Verfahren befindlichen Projekten, wie u.a. die sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich, die Salzburg- bzw. Deutschlandleitung, kommen der Netzraum Kärnten bzw. der Projektcluster Österreich Ost als Schlüsselprojekte hinzu. „Mit diesem Investitionsprogramm geben wir nicht nur die netztechnische Antwort auf die energiewirtschaftlichen Ziele bis 2030ff, sondern setzen auch wesentliche Impulse für Österreich als Wirtschafts- und Lebensstandort. Dem Ausbau des Stromnetzes bzw. aller Projekte der APG muss höchste Priorität eingeräumt werden. Jede verfahrenstechnische Verzögerung oder Unsicherheit ist nicht nur eine Gefahr für die Versorgungssicherheit, sondern verzögert auch den Netzanschluss der Erneuerbaren oder die Dekarbonisierung der Industrie. Das aktuelle Beispiel des Projekts sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich zeigt, dass die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen der Bedeutung von Netzprojekten zur Dekarbonisierung bzw. der Energiewende nicht gerecht werden. Dies muss umgehend saniert werden – die Beschlussfassung des Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sowie des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sind somit das Gebot der Stunde“, fordert Christiner.

Der Netzentwicklungsplan 2023-2034 der APG wird nach Genehmigung mittels Bescheids der E-Control gegen Jahresende 2023 publiziert.

Aktionsplan für versorgungssichere Energiewende

Neben der umgehenden Umsetzung aller Netzausbauprojekte auf Verteiler- und Übertragungsnetzebene fordert APG einen Aktionsplan, um eine leistbare bzw. versorgungssichere Energiewende auf den Weg zu bringen:

  • Massive Beschleunigung der Genehmigungsverfahren: Umsetzung aktueller Gesetzesnovellen ElWG, EABG, Umsetzung RED III in AG
  • ÖNIP als Ausbaugrundlagenpapier mit großer Wirkungskraft etablieren inkl. einer „sup’ierung“
  • Umfassende Gesamtsystemplanung, die die Produktions- und Verbrauchsziele mit einer Speicher- und Netzausbaustrategie auf allen gebietskörperschaftlichen Ebenen verbindet
  • Investitionsförderndes Regulierungsregime mit marktkonformer Kapitalverzinsung
  • Vereinheitlichung von Grenzwerten bzw. Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
  • Genügend Ressourcen für die Behörden (Personal, Sachverständige etc.)

Christiner zusammenfassend: „Das APG-Zukunftsnetz liegt auf dem Tisch. Wir wissen, was zu tun ist. Jetzt braucht es den dringend nötigen Rückenwind von Gesellschaft und Politik, damit alle Speicher-, Digitalisierungs- und Netzausbauprojekte im Sinne einer umgehenden versorgungssicheren Energiewende vom Plan in die Realität überführt werden können. Gelingt das nicht, steht die Zukunft Österreichs auf dem Spiel. Für den Wirtschaftsstandort Österreich wären die Folgen unabsehbar.“

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