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Donnerstag, 2. Mai 2024
Trefelik: „dass man offenbar unbedingt streiken will“

KV-Verhandlungen in der Sackgasse

Hintergrund Die Branche | Dominik Schebach | 29.11.2023 | | 10  
(© Michael Staudinger/ www.pixelio.de) Die gestrigen KV-Verhandlungen für die Handelsangestellten haben kein Ergebnis gebracht. Die Zeichen stehen nun auf Streik. Enttäuscht zeigte sich Handelsobmann Rainer Trefelik. „Dass man offenbar unbedingt streiken will“, dafür fehle ihm das Verständnis, zumal die Arbeitgeberseite zuletzt nochmals ihr Angebot deutlich nachgebessert habe. Für die Gewerkschaft hätte dagegen die Arbeitgeberseite die erste Runde an Warnstreiks vom Zaun gebrochen.

Ein Plus von 12,02% beim Einstiegsgehalt, dieses Angebot hat die Arbeitgeberseite in der gestrigen Verhandlungsrunde auf den Tisch gelegt. „Die jüngste KV-Runde hat gezeigt, dass die Streikbereitschaft der Gewerkschaft offenbar höher ist als ihre Verhandlungsbereitschaft. Das bedauern wir sehr, da wir einen großen Schritt auf die Arbeitnehmervertretern zu gemacht haben“, sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel, nach der vierten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Angestellten und Lehrlinge im österreichischen Handel.

Im Detail haben die Arbeitgeber ihr Angebot deutlich nachgebessert und auf 6% KV-Erhöhung plus 1.000 Euro abgabenfreie Prämienzahlung angehoben. Das entspricht durch den steuerlichen Hebel beim Einstiegsgehalt einem Plus von 12,02% und liegt damit sogar über der in der dritten Runde angehobenen Forderung der Gewerkschaft. „Mir fehlt daher jegliches Verständnis, warum man sich auf einen Justament-Standpunkt versteift und Prämienzahlungen, die einen klaren Nettovorteil für die Beschäftigten bringen, von vornherein ablehnt. Gerade jetzt wären die 1.000 Euro netto für viele Arbeitnehmern eine willkommene Aufbesserung ihres Weihnachtsbudgets“, so Trefelik. Bei einem Bruttogehalt von 2.500 Euro entspricht das Modell einer Bruttoerhöhung von 10,74%, bei einem Gehalt von 3.000 Euro sind es 10,05%.

Ein Pyrrhussieg?

Das Gegenangebot der Gewerkschaft – beim Einstiegsgehalt ein Plus um 10,17% und im Schnitt um 9,92% – hätte nur eine minimale Reduktion der bisherigen Forderungen gebracht und sei nach Ansicht von Trefelik für die Betriebe in der jetzigen Situation unmöglich zu stemmen. „Das ist für die Unternehmen in der aktuellen Lage nicht finanzierbar und weit weg von kreativen Lösungen, wie sie angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen notwendig sind“, so Trefelik. Eine solche wäre das duale Modell der Arbeitgeber:innen. Dieses würde den Unternehmen helfen, die aktuelle Situation, die von rückläufigen Umsätzen gepaart mit Kostenexplosionen geprägt ist, zu überstehen.

Vor allem warnt Trefelik davor, dass es auf einen Pyrrhussieg hinauslaufen würde, wenn die Gewerkschaft weiter versucht, ihre Forderung durchzuboxen: „Ein solcher Erfolg wäre teuer erkauft und die Freude darüber nur von kurzer Dauer. Denn längerfristig würde eine Erhöhung in einer Größenordnung, wie sie die Gewerkschaft fordert, bedeuten, dass Unternehmen sich die Mitarbeiter nicht mehr leisten können. Schon jetzt gibt es einen enormen Anstieg von Insolvenzen und Schließungen im heimischen Handel. Weitere Schließungen und Jobverluste wären die Folge“, sagt der Chefverhandler der Arbeitgeber.

„Warnstreiks losgetreten“

Ganz anders sehen das natürlich die Verhandler der Gewerkschaft. Sie schieben den schwarzen Peter den Arbeitgebern zu, da deren Angebot weiterhin unter der rollierenden Inflation von 9,2% liege. In ganz Österreich deswegen finden nun in ausgewählten Standorten vom 30.11. bis 3.12. die ersten Warnstreiks statt.

„Sechs Prozent Gehaltserhöhung plus Einmalzahlung sind angesichts der hohen Teuerung ein Affront gegenüber den Beschäftigten, die teilweise nicht mehr wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen. Dass die Arbeitgeber unser Angebot für einen sozial gestaffelten Abschluss, der die unteren Gehaltsgruppen stärker angehoben hätte, nicht aufgegriffen haben zeigt, wie weit sie von der Lebensrealität der eigenen Beschäftigten entfernt sind“, so die Chefverhandlerin der GPA, Helga Fichtinger.

„Die erste Welle von Warnstreiks wurde heute von der Arbeitgeberseite losgetreten. Die Unterstützung von Seiten der Beschäftigten ist groß und wird von Tag zu Tag größer. Wir haben für 5. oder 6. Dezember einen weiteren Verhandlungstermin angeboten“, ergänzt Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA.

 

 

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Kommentare (10)

  1. Zur Richtigstellung der im Bericht „Wirtschaft freundlichen“ Darstellung: Die Gewerkschaft GPA reduzierte ihre Ursprungsforderung auf 9,5 Prozent und einen Fixbetrag von 40 Euro. Zum Die Arbeitgeber boten lediglich 6 Prozent sowie eine EINMALIGE Teuerungsprämie von 1000 Euro.
    Das bedeutet zig tausende € Reallohn und (Kaufkraft)Verlust in den folgenden Jahren für die Arbeitnehmer.
    Diese sind ja, da der KV die VORLEISTUNG der Arbeitnehmer der vergangenen 12 Monate abdeckt, bereits erheblich in VORLEISTUNG gegangen.
    Wie ist zudem ob der aktuellen black / blu etc. Friday / Week usw. sowie der sonstigen zu allen irgendwelchen Anlässen stattfindenden Rabattschlachten „der Rücken zur Wand“ erklärbar?
    Sollten wir im Handel nicht endlich weg von Preisschlachten und wieder hin zu (Kunden)Nutzen DIenstleistung, Kompetenz und Ertrag?
    Und wie der

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    1. Ist nicht „Auskennen“ sehr schwierig ob der Vielfalt der Herausforderungsebenen?
      Sind die Probleme nicht auch zu einem erheblichen Teil von der verschlafenen Politik verursacht?
      Ist der Kaufkraftverlust der Handelsangestellten nicht das größere Problem für den Handel?
      Was von den im Elektrohandel verkauften Geräte werden in Österreich produziert?
      Realisieren im Lebensmittelhandel (wo wir viel produzieren), die Handelskonzerne (mit den meisten Mitarbeitern) nicht enorme Gewinne auf Kosten der Mitarbeiter und Produzenten (Landwirtschaft etc.). Ebenso wie steuerschonend agierende Großkonzerne / Großflächen?
      Warum sollen die Leidtragenden die Angestellten im Handel sein? Leider leidtragend auch der, besonders von der Politik, vernachlässigte Mittelständische Fachhandel. Macht aber nicht der mittelständische und kleine Fachhandel nur einen sehr kleinen Anteil der Handelsangestellten aus?
      Und: Warum wurde bei den großzügigen Managerprämien der Konzerne und der Dividendenausschüttung an die Investoren nicht mit Zurückhaltung agiert?

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  2. für alle die Personal erhalten müssen ein Drama , man wird nur Personal reduziere können denn die Aufschläge geben es nicht mehr her, und das versteht die Gewerkschaft nicht im E-Handel und auch in manchen anderen, die Hersteller wird es noch schlimmer treffen denn der Wirtschaftsstandord Ösetrreich ist damit gefährdet, man kann meist nur noch auf der Personalebene einsparen, kann dann aber nicht mehr richtig produzieren außer mit Maschinen

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    1. wenn es keinen Teuerungsausgleich im KV Handel gibt, werden die Handelsangestellten der unteren Einkommensklassen vermehrt in andere Branchen wechseln.

      und ja, der Elektro und Telekom Fachhandel ist der Geißler von Gestern und wird auf kurz auch nahezu vollständig aussterben! Jedoch ist daran nicht die gerechte Entlohnung der Mitarbeiter Schuld sondern nur der Todesstoß einer zum Großteil ewig gestrigen Haltung vieler Händler. Doch dieser Tatsache will man nicht ins Auge blicken, nein, hier wird es noch schön geredet.
      Keine Sorge, die großen Handelsketten werden sich die Forderungen der Gewerkschaften schon leisten können und die Mitarbeiter damit halten.

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    1. weil es in den letzten 1 1,2 Jahren so massiv nach oben gegangen ist, und die Preise sind bisher ja auch nicht wirklich mehr heruntergegangen, das sind die Auswirkungen

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