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Mittwoch, 8. Mai 2024
Landespolitik muss handeln

IG Windkraft: Windkraft bis 2030 verdreifachen

Energiezukunft | Dominik Schebach | 01.12.2023 | |  
Auf 2% der Landesfläche könnten bis zu 83 THh/Jahr Windstrom erzeugt werden. Auf 2% der Landesfläche könnten bis zu 83 THh/Jahr Windstrom erzeugt werden. (© Raimund Lehner/IG Windkraft) Österreich könnte bis zu einem Drittel seines Stromverbrauchs mittels Windkraft abdecken. Wie diese Verdreifachung der Stromerzeugung durch Windkraft gelingen möge, dass zeigte gestern die IG Windkraft anlässlich des Beginns der Weltklimakonferenz in Doha auf. Notwendig dafür sind eine Neugestaltung der Bewilligungsverfahren und die rasche Ausweisung von Flächen für Windparks durch die Bundesländer.

„Mittelfristig können auf 2% der Landesfläche 83 Mrd. kWh Windstrom erzeugt werden, das ist mehr Strom als derzeit in Summe in Österreich verbraucht wird. Klar ist aber auch, dass der Löwenanteil des Windkraftausbaus in den Windbundesländer umgesetzt werden muss“, betont Hans Winkelmeier vom Energiewerkstatt Verein. „Zu den wichtigsten Windbundesländern zählen Niederösterreich, die Steiermark, das Burgenland, Kärnten und Oberösterreich.“

Dass die Zeit drängt, dazu trägt nicht nur die Klimakrise bei. Auch die Gaskrise ist noch lange nicht ausgestanden. Um die hohen Energiepreise und die Klimakrise zu bewältigen, müssen auch in Österreich die großen, noch nicht genutzten Potenziale der erneuerbaren Energien rasch erschlossen werden. Dafür braucht es ein aktives Handeln vor allem der heimischen Landespolitik, wie Winkelmeier betonte: „Nun braucht es den Mut der Bundesländer, endlich genügend Flächen auszuweisen, damit der Windkraftausbau wirklich im nötigen Ausmaß umgesetzt werden kann.“

Verdreifachen

„Es ist möglich, den Windstrom von derzeit 9 Mrd. kWh auf 26 TWh beinahe zu verdreifachen“, so Stefan Moidl, GF der IG Winkraft.

„Es ist möglich, den Windstrom von derzeit 9 Mrd. kWh auf 26 TWh beinahe zu verdreifachen“, ergänzte Stefan Moidl, GF der IG Winkraft. „Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen in den Bundesländern nun wirklich angepasst werden.“ Konkret braucht es bis 2030 Windparks in jedem Bundesland. Die ersten Windparks in Vorarlberg und Tirol seien ein kleiner, aber wesentlicher Beitrag dazu. Gleichzeitig könne man aber nicht verleugnen, dass die klassischen „Windbundesländer“ den größeren Beitrag liefern für die Zielerreichung liefern. Dort liegen nicht nur die größeren Potenziale (allein Niederösterreich hat 45% des heimischen Windpotenzials), die Behörden seien auch in der Bewilligung der Projekte bereits erfahren und könnten so den Arbeitsaufwand schneller bewältigen.

Geht es nach Moidl könnte Niederösterreich bis 2030 400 neue Windräder errichten – und damit die Eigenversorgung mit günstigen Windstrom gewährleisten. Die Steiermark kann 250 Windräder errichten, das Burgenland 200, Kärnten 140 und in Salzburg 50. Oberösterreich hat zwar mit 400 Windrädern ein hohes Potenzial, jedoch hemmen hier die derzeitigen Rahmenbedingungen den Ausbau. Daher rechnet die IG Windkraft dort mit maximal 80 Windrädern bis 2030.

„In Summe kann die Windkraft ihre Stromproduktion bis 2030 auf 26 Mrd. kWh Windstrom steigern, was mehr als ein Drittel des heutigen Stromverbrauches abdeckt. 17 Mrd. kWh Windstrom werden zugebaut und 1 TWh durch Repowering abgebaut. 9 Mrd. kWh Windstrom liefern die bestehenden Windräder in Österreich bereits“, so Moidl. „Klar ist aber auch, dass dieser Ausbau nur möglich ist, wenn alle Bundesländer sich zum Windkraftausbau bekennen und sich aktiv an der Erreichung des Ziels, den Stromverbrauch zu 100% aus erneuerbaren Energien abzudecken, beteiligen.“

2% Landesfläche für Windparks

Als Vorbild führte Moidl Deutschland an. Dort wurde mit Anfang des Jahres beschlossen, dass bis 2032 2% der deutschen Landesfläche für den Windkraftausbau zur Verfügung stehen müssen. Legt man diese Anforderungen auf Österreich um, könnten auf 2% der österreichischen Landesfläche 83 Mrd. kWh Windstrom erzeugt werden. 99% der Fläche ist dabei nach wie vor land- und forstwirtschaftlich nutzbar. Diese Größenordnungen sind das Ergebnis einer aktuellen Studie der Energiewerkstatt Verein über die Potenziale der Windkraft in Österreich.

„Bei aktuellen Gegebenheiten sind insgesamt 3,14 Prozent der österreichischen Landesfläche für die Windkraftnutzung geeignet. Das theoretisch- wirtschaftliche Potenzial ist mit bis zu 126 Mrd. kWh enorm. Die Verteilung der Potenziale in den Bundesländern ist natürlich sehr verschieden. Daher werden die Bundesländer auch in Zukunft unterschiedliche Windstrommengen nutzen“, erklärt Winkelmeier von der Energiewerkstatt die Ergebnisse seiner neuen Studie.  Die Windstromnutzung sei dabei vor allem auch für die westösterreichischen Bundesländer wichtig, da die Wasserkraft im Winter nicht ausreicht, in diesen Monaten aber gerade die Windenergie ihr größtes Potenzial habe.

Zielwerte anpassen

„Die Studie zeigt deutlich, dass die Energiewende nicht am Windpotenzial in Österreich scheitert“, erklärte dann auch Moidl. Jetzt sei die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Erneuerbaren Richtlinie (RED III), der Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) und der Integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) zeigen auf, dass das Ausbauziel 2030 für die erneuerbare Stromerzeugung deutlich über den 27 TWh, die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bisher verankert sind, liegen muss.

Je nach Abschätzung liegen diese erforderlichen Ausbauziele bei 34 bis 39 Mrd. kWh. „Eine Anhebung der Zielwerte könnte bei politischem Willen leicht noch im Dezember beschlossen werden – und zwar in der Novelle des EAG, die gerade ins Parlament eingebracht wurde“, fordert Moidl.

Netzausbau

Zusätzlich müsste allerdings die Netzinfrastruktur verstärkt werden. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme könne man allerdings „nicht allein den Erneuerbaren umhängen“, wie Moidl auf Journalistenfragen ausführte. Schließlich stelle die Industrie derzeit im großen Stil ihre Produktionsprozesse von fossilen Energieträgern auf Strom um. Der ständig wachsende Strombedarf der Rechenzentren tue ein Übriges, sodass die regionalen und überregionalen Netze dringend weiter ausgebaut werden müssten.

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