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Donnerstag, 9. Mai 2024
Erwartungen auf tiefstem Punkt seit 20 Jahren

Creditreform: Stimmung bei KMU bricht ein

Hintergrund | Dominik Schebach | 13.12.2023 | |  
Das Klimabarometer Gesamtwirtschaft der Creditreform: Die KMU blicken sehr pessimistisch in die Zukunft. Das Klimabarometer Gesamtwirtschaft der Creditreform: Die KMU blicken sehr pessimistisch in die Zukunft. (© Creditreform) Ein düsteres Bild zur Stimmung im österreichischen Mittelstand zeichnet der Kreditversicherer Creditreform in seiner Herbststudie. Demnach stecken die heimischen KMU mitten in einem Wirtschaftsabschwung. Inflation und allgemeine Konjunkturschwäche sowie das hohe Zinsniveau belasten viele kleinere und mittlere Unternehmen. Sorgenkinder seien dabei vor allem der Bausektor und der Handel.

Noch sei die Lage relativ gut. Doch die Erwartungen für die kommenden 6 Monate der KMU sind jedoch eindeutig negativ. „Im Jahr 2023 dürfte es nicht mehr zu einem Wirtschaftswachstum kommen. Das Creditreform Klimabarometer für die mittelständische Wirtschaft rutschte erstmals seit dem Corona-Jahr 2020 wieder in den Minusbereich. Das lässt eine Rezession wahrscheinlich werden“, fasst Gerhard Weinhofer, GF vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse der Studie zusammen. Mit minus 4,9% zeigt das Creditreform Konjunkturbarometer eine erhebliche Verschlechterung der mittelständischen Wirtschaftslage (Vorjahr: plus 7,4%).

Besonders groß sei der Umschwung einerseits im Baugewerbe: Nachdem der Sektor lange Zeit ein Stabilitätsanker war, hat sich nun die Stimmung ins Negative gedreht. Im Handel übertrifft der Stimmungsabschwung sogar den Einbruch während der Corona-Zeit. Ausgelöst werde dieser Stimmungsumschwung nach Ansicht der Creditreform u.a. durch den Einbruch bei den Auftragseingängen im Mittelstand. So verzeichnete fast jeder zweite Befragte (49,3%) einen rückläufigen Auftragsbestand (Vorjahr 34,6%). Steigende Auftragseingänge meldeten nur 12,4% der Unternehmen (Vorjahr 19,4%)

„Die Umfragedaten zeigen: In den kommenden Monaten ist mit einer weiteren Eintrübung der Wirtschaftslage zu rechnen. Der Geschäftserwartungen im Mittelstand sind überwiegend pessimistisch“, sagt Weinhofer. Die Talsohle der aktuellen Krise dürfte somit noch nicht erreicht sein. Derzeit rechnen 46,7% der befragten Unternehmen mit sinkenden Aufträgen, nur 7,9% der Befragten erwarten einen Anstieg. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen lassen derzeit keine Stabilisierung der Auftragslage zu. Im Gegenteil: Die Erwartungen der Unternehmen seien so pessimistisch wie seit über 20 Jahren nicht.

Teures Fremdkapital – mehr Insolvenzen

Die Situation werde verschärft durch die steigenden Kosten bei der Unternehmensfinanzierung. So hätten die meisten Unternehmen verschärfte Finanzierungsbedingungen gemeldet, während gleichzeitig die Erträge zurückgingen. Zudem befürchtet jedes fünfte Unternehmen (19,3%), gar keinen Kredit mehr zu bekommen.

Die Folge lassen sich in der Insolvenzstatistik ablesen, wobei hier allerdings auch noch einige Spätfolgen der Corona-Krise zu verarbeiten seien. Von Jänner bis September 2023 waren 4.016 Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Die Fallzahl erhöhte sich damit um 10,6% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (1.-3. Quartal 2022: 3.632). „In dieser Entwicklung spiegelt sich die angeschlagene Finanzlage vieler Unternehmen, aber auch die Nachwirkungen der Corona-Krise“, sagt Weinhofer. Am stärksten erhöht haben sich die Insolvenzen im Gaststätten- und Beherbergungswesen (plus 22,2%).

Angesichts der angespannten Ertragslage dürfte sich die Eigenkapitalsituation im Mittelstand verschärfen. Schon in den vergangenen Monaten schrumpfte laut Creditreform der Anteil der eigenkapitalstarken Unternehmen. Noch 44,8% der Unternehmen wiesen eine hohe Eigenkapitalquote von über 30% auf (Vorjahr: 46,2% ). Auch der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen (Eigenkapitalquote unter 10%) ging zuletzt allerdings leicht zurück. 18,4% der Befragten wiesen eine sehr niedrige Eigenkapitalquote auf (Vorjahr: 19,1%).

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