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Mittwoch, 3. Juli 2024
93% Stromverbrauchsdeckung durch Erneuerbare

APG: Historische Strom-Exportwerte im Q1/2024

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 30.04.2024 | |  Wissen
Die Grafik veranschaulicht die Produktion aus erneuerbaren Energiequellen. Die Grafik veranschaulicht die Produktion aus erneuerbaren Energiequellen. (© APG) Normalerweise geht die Stromproduktion aus Erneuerbaren, vor allem der Wasserkraft, in den Wintermonaten stark zurück. Dank hoher Niederschlagsmengen und der außergewöhnlich warmen Temperaturen im Februar und März ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 eine außergewöhnlich hohe Erneuerbaren-Produktion zu verzeichnen. Allein in den Märzwochen (KW 10-13) konnten die Erneuerbaren in Österreich 4.183 GWh Strom einspeisen und damit bilanziell rund 93% des österreichischen Stromverbrauchs (4.513 GWh) decken.

Die Wasserkraft konnte mit 2.662 GWh fast zwei Drittel der erneuerbaren Energien einspeisen, im Vergleich zum März des Vorjahres eine Steigerung um 12%. Die Windkraft trug mit 965 GWh rund 23% zu den Erneuerbaren bei, eine Steigerung um 11%. Durch die starken Zuwachsraten konnten die Photovoltaik-Anlagen im März 385 GWh Strom einspeisen, ganze 9% der gesamten Erneuerbaren. Diese Zahlen belegen die Dynamik im Wachstum der Erneuerbaren in Österreich.

„Um auch die geplanten Zuwachsraten im Bereich der Erneuerbaren in den nächsten Jahren uneingeschränkt nutzen zu können, benötigt es eine kapazitätsstarke Strominfrastruktur, Speicher sowie digitale Intelligenz innerhalb des Stromsystems. Das 9 Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm der APG bis 2034 ist somit zentral für das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende,“ betonte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

Anhaltender Trend: Österreich auch im März seit über 20 Jahren erstmals wieder Exportland

Die außergewöhnlich gute Stromerzeugung aus Erneuerbaren sorgte dafür, dass Österreich im März bilanziell an 19 Tagen Strom ins Ausland exportieren konnte. In diesem Monat ist Österreich in der Regel stark von Importen abhängig, da die tiefen Temperaturen in Verbindung mit Niederschlägen in Form von Schnee die Produktion aus Wasserkraft in Normaljahren limitiert.

„Im Saldo konnte Österreich im März 158 GWh vertraglich exportieren und damit seit 2002 erstmalig wieder Exporte verzeichnen. Diese Tendenz spiegelt sich im gesamten 1. Quartal des Jahres mit 490 GWh Export wider, wobei das letzte Mal im Jahr 2009 exportiert wurde – alles Fakten, die die unglaubliche Dynamik der Energiewende und die Wichtigkeit einer kapazitätsstarken Infrastruktur belegen,“ erklärte Christiner.

Bedarf an Redispatch zeigt bestehende Defizite auf

Um bei der volatilen, erneuerbaren Stromerzeugung Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. „Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende März bereits an 38 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende März lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten bei rund 14,7 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität,“ fügte Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG, hinzu.

Energieaustausch innerhalb Österreichs

Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Im März konnten die windstarken Bundesländer Niederösterreich (431 GWh) und Burgenland (289 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Wien musste mit 176 GWh, neben der Steiermark (166 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.

Im März (KW 10 – KW 13) wurden in Österreich 4.513 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht – um rund 3% weniger als im März 2023 (4.676 GWh). Aus Sicht von APG ist der Ausbau der PV ausdrücklich zu begrüßen, bringt jedoch auch große betriebliche Herausforderungen: Die vermehrte Eigenproduktion aus PV-Anlagen sorgt für massive Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus den Verteilnetzen in das Übertragungsnetz der APG. Gleichzeitig geht durch den erhöhten Eigenverbrauch auch die Datentransparenz über die lokalen Verbrauchsdaten aufgrund des fehlenden Digitalisierungsgrades verloren. Die gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr: Der Stromfluss dreht sich vollständig und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz abtransportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve und führt gerade an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagzeit sogar zu negativen Marktpreisen.

Durch die mangelhafte Datentransparenz in den lokalen Verbrauchsdaten sind die aktuellen Stromverbrauchsdaten Österreichs laut APG nicht voll aussagekräftig: Der tatsächliche Stromverbrauch Österreichs kann erst mit einer durchgehend transparenten Digitalisierung aller Teile des Stromsystems festgestellt werden. Das heißt, dass im März 2024 mit Sicherheit mehr Strom verbraucht wurde als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die exakten Zahlen sind aus den aktuellen lokalen und regionalen Daten jedoch noch nicht verfügbar.

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