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Dienstag, 30. April 2024
Ein- und Ausblicke sowie klare Ansagen von Trautmann und Sobol

ElectronicPartner: Verbundgruppe international auf Erfolgskurs

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 26.03.2021 | |  Wissen
ElectronicPartner Vorstand Friedrich Sobol zeigte sich mit der Entwicklung der Verbundgruppe sehr zufrieden, fand aber auch gewohnt pointierte Worte zu mancher aktuellen Entwicklung. ElectronicPartner Vorstand Friedrich Sobol zeigte sich mit der Entwicklung der Verbundgruppe sehr zufrieden, fand aber auch gewohnt pointierte Worte zu mancher aktuellen Entwicklung. Die Verbundgruppe ElectronicPartner blickt auf ein ungewöhnliches, in Summe gutes Geschäftsjahr 2020 zurück, das geprägt war von regulatorischen Maßnahmen im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung und Lieferengpässen bei den Herstellern. „Dank der hervorragenden Positionierung der EP:Fachhändler am Markt, einer frühzeitigen Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse und der konsequenten Umsetzung unserer Franchise-Strategie bei MEDIMAX haben wir uns mit einem Umsatzplus von 8,1 Prozent gut geschlagen“, erklärte ElectronicPartner Vorstand Karl Trautmann im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Jahrespressekonferenz – bei der er und Vorstand Friedrich Sobol zu manchen Entwicklungen in der Branche auch sehr deutliche Worte fanden. .

Bei der Pressekonferenz im Vorfeld der Jahresveranstaltung, die heuer von 8. bis 21. April erstmals virtuell stattfindet, ließ ElectronicPartner Vorstand Karl Trautmann zunächst das Jahr 2020 aus Sicht des Einzelhandels Revue passieren und richtete eine Forderung an die Politik: Die möge sich doch in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie endlich vom Wort „Strategie” verabschieden, denn dieses suggeriere, einen Plan zu haben und die Einflussfaktoren zu kennen. Stattdessen solle man es mit „operativer Exzellenz” versuchen – „Denn wie das funktioniert, haben EP:Mitglieder eindrucksvoll bewiesen.”

Das unterstreicht auch ein Blick auf die Zahlen: Die erfolgreiche Performance der Landesgesellschaften hat ebenso wie das Systemhausgeschäft zu einem Zentralumsatz von 1,5 Milliarden Euro beigetragen. Um eine Vergleichbarkeit zum Wert 2019 zu ermöglichen, wurde die Vorjahresbasis um die Ergebnisse der MEDIMAX Märkte bereinigt, die aufgrund der Neuausrichtung aus der Verbundgruppe ausgeschieden sind.

Trotz Corona – internationales Wachstum von 12 Prozent

Das internationale Geschäft der Verbundgruppe erwies sich in allen Landesgesellschaften als robust. Trotz vielfältiger Einschränkungen aufgrund coronabedingter Maßnahmen konnten die Fachhändler in Österreich, in der Schweiz und in den Niederlanden Marktanteile gewinnen. Dadurch stieg der internationale Umsatz um 12 Prozent auf über 409 Millionen Euro.

Warenbereiche wachsen – trotz Lieferengpässen

ElectronicPartner Vorstand Karl Trautmann unterstrich die „operative Exzellenz” der Verbundgruppe.

Eine Folge der weltweiten COVID-19-Pandemie war die Unterbrechung von Lieferketten bei gleichzeitig stark gestiegener Kundennachfrage. Dies hat zu Lieferengpässen im europäischen Markt für Consumer Electronics geführt. Dennoch konnte die Verbundgruppe in fast allen Sortimentsbereichen zulegen. Ganz hervorragend hat sich das Geschäft mit Elektrogroßgeräten entwickelt. Überrascht haben dabei Gefriergeräte, deren Bedeutung am Markt in den Vorjahren immer weiter gesunken war. Die eindeutigen Gewinner des Jahres 2020 waren derweil Kühlgeräte. Bei den Kleingeräten konnten alle Warengruppen außer Bügeln zulegen, vor allem Küchenmaschinen, Küchengeräte, Kaffeevollautomaten aber auch Akkustick- und Roboterstaubsauger. Während einige Warengruppen deutlich gewachsen sind, haben andere an Bedeutung verloren. So hat sich im Bereich Unterhaltungselektronik die Warengruppe TV sehr positiv entwickelt, wohingegen die Nachfrage bei Bluetooth-Lautsprecher gesunken ist. Gleiches gilt für den Bereich Mobilfunk, der innerhalb der Verbundgruppe rückläufig war. Bei Multimedia-Produkten waren Laptops und PCs, Drucker und Monitore aber auch Webcams stark nachgefragt.

Wie Karl Trautmann betonte, gehe man davon aus, dass man heuer weiterhin mit Lieferproblemen zu kämpfen haben werde: „Das hat zwei Ursachen: Erstens, weil wesentliche Komponententeile fehlen, und zweitens, dass die Hersteller entscheiden, wie sie knappe Ware verteilen. Es gibt Märkte, gerade außerhalb Europas, wo sich mit dem gleichen Produkt eine höhere Marge erzielen lässt. Dann wird der Hersteller einfach eine entsprechende Länderallokation vornehmen und die Mengen gehen eben woanders hin.”

Sortimentserweiterungen in völliges Neuland wie etwa Elektromobilität seien aber nicht angedacht, wie ElectronicPartner Vorstand Friedrich Sobol ergänzte: „E-Mobilität sehen wir eindeutig nicht als Domäne des Fachhandels. Wir haben schon das Thema E-Scooter abgelehnt, haben das Thema E-Bikes abgelehnt und wir werden auch keine Autos vermarkten. Themen wie etwa Wallboxen oder Photovoltaik sind aber natürlich hochinteressant, insbesondere weil es ja auch viele Installationsbetriebe in unseren Reihen gibt.”

EP: seit 2015 auf Erfolgskurs

Mit 19,3 Prozent verzeichnen die EP:Markenhändler mit insgesamt 299 Outlets im Jahr 2020 das deutlichste Umsatzplus seit Beginn der Qualitätsoffensive und konnten sich zum sechsten Mal in Folge besser als der Kanal Fachhandel (+4,4 Prozent) entwickeln. Mit einer durch die Qualitätsoffensive 2.0 geschärften Positionierung als „Local Hero“ ist es den Händlern gelungen, auch in dieser besonders herausfordernden Zeit Neukunden zu gewinnen und das Geschäft mit Bestandskunden zu festigen. Während der Shutdown-Phasen hat der Multichannel-Auftritt der EP:Fachhändler ebenso überzeugt, wie die Problemlösungs- und Servicekompetenz jedes einzelnen Mitglieds. Besonders kräftig fiel die Steigerung im Online-Bereich mit +134% aus.

„Wir haben mit Einsetzen der Corona-Pandemie sofort begonnen, die Stärken des lokalen Händlers herauszustreichen. Und wir haben argumentiert, dass genau jetzt die Zeit des serviceorientierten Fachhandels ist”, erklärte Sobol. „Noch wichtiger als Onlineumsatz per so war die unglaublich hohe Zahl an Online-Zugriffen und Kontakten. Das alles zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und auch die Zahlen im Jänner und Februar 2021 (+15,6% bzw +21,7%) verdeutlichen zeigen die wahre Stärke des Fachhandels – die Konsumenten suchen einfach die Nähe.”

Für die kommenden Jahr hat man in der EP:Agenda 2025 auch bereits die Marschrichtung festgelegt. Fünf Aspekte stehen dabei im Fokus:

  • Qualitative Beratung ist etwas wert: Die daran anknüpfende Frage lautet, ob man sie vermarkten kann und wenn ja, wie? Momentan denkt man hier an hochqualifizierte Beratung nicht nur im Geschäft, sondern auch beim Kunden zuhause und auch außerhalb der konventionellen Öffnungszeiten.
  • Mehr Sortimentstiefe: Mit dem Virtuel Shelf wird eine enorme Sortimentsbreite abgebildet, die Händler sollen sich jedoch noch mehr auf einzelne Marken spezialisieren und hier mehr in die Tiefe gehen – passend zu den Zielgruppen des Geschäfts.
  • Mitarbeitermarketing: Nachdem praktisch alle Händler Mitarbeitermangel beklagen, will EP: hier in die Offensive gehen und u.a. das Bild des Verkäufers aufwerten.
  • Service-Level: Mit dem Service-Konfigurator ist dieser Bereich für Kunden so gestaltbar, wie er will. EP: will hier zeigen, dass Service nicht nur Reparatur ist, sondern auch – wie zB aktuell sehr gefordert – Netzwerktechnologie umfasst.
  • Nachhaltigkeit: „Die Farbe grün verpflichtet”, sagte Friedrich Sobol. Man setze hier nicht auf „me too”, sondern aus tiefer Überzeugung entsprechende Schritte und Initiativen, und wird diese Thematik daher erstmals bei der bevorstehenden Jahresveranstaltung präsentieren.

MEDIMAX Neuausrichtung abgeschlossen

Die Neuaufstellung der Fachmarktlinie MEDIMAX hat ElectronicPartner in 2020 zu großen Teilen erfolgreich abgeschlossen. Trotz der Corona-bedingten Ladenschließungen konnten viele neue Franchisepartner gewonnen werden und mit tatkräftiger, zielgerichteter Unterstützung der Verbundgruppe den Schritt in die Selbständigkeit machen. Dabei war die flächenbereinigte Umsatzentwicklung marktkonform zum Volumen im großflächigen Elektronikeinzelhandel, der um 4,2 Prozent zum Vorjahr gestiegen ist.

2020 sei extrem stark von Privatisierung geprägt gewesen, obwohl 2020 dafür kein einfaches Jahr gewesen sei, schilderte Sobol. Dennoch habe man alle Übergaben mit bestehenden Franchisern und Filial-Geschäftsführern vollziehen können, dh ohne externe Zugänge.

In Zahlen bedeutet das: Am 1.1. 2020 gab es insgesamt 110 MEDIMAX Standorte, davon 75 eigene, 6 im Partnerschaftsmodell 80/20 und 29 Franchise ohne Beteiligung. Am 31.12. 2020 waren es noch 96 MEDIMAX Standorte, davon 38 eigene, 19 im Beteilungungsmodell und 39 Franchise o.B. Mitte 2021 sollen es 90 Standorte sein (7 eigene, 27 mit Beteiligung und 56 ohne Beteiligung) und Ende 20221 will man mit 85 MEDIMAX Standorten die Talsohle erreichen haben und dann nach dieser Phase der Konsolidierung wieder „leidenschaftlich an die Expansion” gehen.

Dafür hat man MEDIMAX schon jetzt ein modernes Look & Feel verpasst und auch einen passenden neuen Claim „Mehr Mensch, mehr Technik” gefunden.

Chancen und Herausforderungen

Das Jahr 2020 ist für ElectronicPartner und seine Mitglieder aufgrund der beispiellosen Herausforderungen der COVID-19 Pandemie ganz anders gelaufen als geplant. „Wir sind gewachsen – nicht nur in Umsatzzahlen, sondern auch an der Aufgabe, die uns, der Branche und der gesamten Gesellschaft gestellt wurde. Dank Solidität, einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur, vernünftig wirtschaftender Mitgliedsbetriebe und einer solidarischen Haltung der Lieferantenpartner konnten wir das Geschäftsjahr 2020 gut meistern. Die Aussichten für 2021 hängen ganz stark vom staatlichen Handeln in den nächsten Wochen und Monaten ab. Wir sind gut vorbereitet für ein erfolgreiches Jahr 2021“, fasste Karl Trautmann zusammen.

Kaufmännisch betrachtet hält Friedrich Sobol den Fachhandel von allen Vertriebsformen am besten dafür geeignet, die Corona-Krise zu meistern – das würden auch die Zahlen belegen.

In diesem Rahmen wurde auch in der Zentrale eine Umschwungphase eingeläutet. „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Frage, wie die Arbeit der Zukunft aussieht”, so Sobol. „Wie sind durch die Pandemie 3-4 Jahre in die Zukunft katapultiert worden und waren sehr rasch in der Lage, die wichtigsten technischen Maßnahmen zu ergreifen, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch die Menschen schon mitgenommen hat. Wir sind hier wirklich komplett offen in Gedanken und daher ist das eine Phase, auf die ich mich sehr feue – schließlich wollen wir uns hier auch als Arbeitgeber neu definieren.”

Rund um die weitere Entwicklung in der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen und Lockdowns hielt Sobol fest: „Der Fachhandel profitiert natürlich davon, dass die großen Filialisten bzw auch der Marktführer derzeit hin- und hergebeutelt sind und man eine so komplexe Situation, wie wir sie derzeit erleben, zentral nicht gut steuern kann – und dass der Konsument gerade in dieser Phase weiterhin überproportional den Fachhändler aufsucht. Wir haben schon beim 1. Lockdown gesehen, dass sofort nach deer Wiedereröffnung der Fachhandels-Umsatz zwar nicht eingebrochen, aber doch etwas rückläufig gewesen ist. Wir sind natürlich für ein Ende des Lockdowns und ich möchte mich nicht falsch verstanden wissen, aber rein kaufmännisch betrachtet sind die Fachhändler am besten geeignet, dieses Auf und Zu nachhaltig zu spielen.”

Hier versuche die Verbundgruppe ihre Mitglieder bestmöglich zu unterstützen, gerade auch was die Warenversorgung betrifft: „In der aktuellen Situation denken wir in sehr großen Einkaufsmengen und unterstützen das Streckengeschäft bei den Herstellern durch entsprechend hohe Forecasts. Dh wir haben derzeit die Läger erfreulicherweise voll. Das meine ich wirklich so, denn eines wird ein wesentlicher Punkt sein: Die Hersteller benötigen verbindliche Forecasts. Genau das müssen Händler daher tun: Schon heute Ware bestellen, die man vielleicht erst in 3-4 Monaten braucht. Das ist natürlich eine enorme Herausforderung und da sehen wir auch unsere Aufgabe als Verbundgruppe, das etwas zu nivellieren und mit entsprechenden Pufferkontingenten in die Bresche zu springen”, führte Sobol aus und fügte einen nicht unwesentlichen Aspekt hinzu, da zur ohnehin schwierigen Liefersituation auch noch die Umstellung der Energieeffizienzklassen hinzu komme: „Man schlägt zum Teil die Hände über dem Kopf zusammen, wenn Top-Geräte plötzlich von A+++ auf D abschmieren und daneben eine andere Kategorie, die noch nicht von der Umstellung betroffen ist, mit A++ beworben wird. Dann braucht doch niemand zu glauben, dass noch irgendein Endkunde versteht, was wir gerade mit den Energieeffizienzklassen machen. Dh nicht nur, dass die Produkte ohnehin nur schwierig lieferbar sind, sorgen wir mit den neuen EEK auch noch für eine enorme Verunsicherung bei den Konsumenten.”

Für zunehmenden Unmut in der deutschen Händlerschaft (Anm.: wie wohl auch in anderen Ländern) sorgen momentan die Direktvertriebs-Ambitionen und Online-Shops der Hersteller. Zuletzt geriet Miele hier in die Kritik, weil der Hersteller abgesehen von einigen Preisstellungen, die den Händlern sauer aufstießen, Geräte als verfügbar auswies, für die der Händler Liefertermine erst in x Wochen bekam. Sprich: Der Hersteller sei eigentlich lieferfähig, lasse aber den Fachhandel an der langen Hand verhungern. Sobol bezeichnete diese Situation als „schwierig” und wollte sie – bis aus das Folgende – auch nicht weiter kommentieren: „Es gibt keine vernünftige Antwort, außer dass das Thema Hersteller und Online noch nicht wirklich funktioniert. Denn die Aufgabe eines Herstellers ist eigentlich nicht, in Konkurrenz mit seinem Vertriebskanal zu treten. Gerade bei Miele, wo ich auch die Leute dahinter sehr schätze, habe ich aber die große Hoffnung, dass das in vernünftiger Zeit korrigiert werden kann. Somit würde das, was hier gerade stattfindet, mehr als unglückliche Lernkurve bezeichnen denn als wirkliche Strategie – denn das ist keine Strategie!”

Bei anderen Herstellern, etwa einer mit Staubsaugern bekannt gewordenen englischen Marke oder einem US-amerikanischen Audio-Spezialisten, sei er sich hingegen „nicht sicher, ob eine solche Korrektur überhaupt von Interesse ist.”

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