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Kommentar

Das Imperium schlägt … sich selbst

Hintergrund | 05.06.2012 | | 2  Archiv

„Das dürfte dem Geizhals-Chef gehörig an die Nieren gegangen sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er uns derart tief in sein Seelenleben blicken ließ", meint E&W-Herausgeber Andreas Rockenbauer in seinem aktuellen Editorial bezüglich mancher Leserreaktionen.

Liebe Leser,

Das Editorial „Die Gier der Geizhälse“ in der Mai-Ausgabe der E&W dürfte dem Geizhals-Chef gehörig an die Nieren gegangen sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er die Leser von E&W Online mit seinen Kommentaren derart tief in sein Seelenleben blicken ließ. Unter dem Titel „Neid und infantile Beleidigungen“ etwa stand da zu lesen: „So tief seid ihr also mittlerweile gesunken. Einfach erbärmlich, dieses Niveau, das man nicht einmal in einer Schülerzeitung erwarten würde.“ Außerdem kündigte er uns trotzig an, dass wir wohl bald keine Leser mehr haben würden, angesichts derart miserabler Berichterstattung. Letzteres dürfte eher der fromme Wunsch eines medial Unbedarften gewesen sein, denn schon lange nicht mehr hatten wir derart viele positive Reaktionen auf einen E&W-Text. Außerdem entwickelte sich eine zwar emotionale, bis auf einige Ausreißer jedoch einigermaßen sachlich geführte Diskussion auf E&W Online. Selbst auf Facebook wurde diskutiert und das Thema in zahlreichen Twitter-Meldungen behandelt.

Dass sich Marinos Yannikos mit seinen merkwürdigen Kommentaren keinen Gefallen getan hat, wird selbst er mittlerweile erkannt haben. So schrieb mir ein Händler in einer eMail: „Wie cool! Yannikos entlarvt sich so wunderbar selbst mit diesem Kommentar – quod erat demonstrandum.“ Poster Herrman Diehl sprach von „primitiven Pöbeleien“ und „Ein Ex-Kunde“ schloss sich dieser Einschätzung an: „Der Beitrag von Herrn Yannikos entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Diese Worte zu verwenden und dann einem anderem nicht mehr vorhandenes Niveau vorzuwerfen. Aber das passt irgendwie zum billigen Image.“

Womit ich beim Schreiben des derart polarisierenden Editorials am meisten zu kämpfen hatte, war das „Outing“ von Vera Pesata als ausgesprochen gut verdienende Minderheitsaktionärin. Das ist zwar eine allgemein zugängliche Information – jede AG muss ihre Jahresbilanz veröffentlichen –, aber erstens halte ich Vera Pesata für eine kluge und humorvolle Frau und schätze ihre berufliche Leistung und zweitens war mir bewusst, was für Reaktionen ich damit provozieren würde: den Neidvorwurf gegen mich. Das ist ein Killerargument: Wenn einem sonst nichts einfällt, unterstellt man dem Verfasser Neid.

Wie erwartet sprang der eine oder andere auch, nicht rasend originell, auf diesen Zug auf. Allen voran ein Poster mit dem Namen „Richard Schalkhammer“, der große Schwierigkeiten mit sinnerfassendem Lesen haben dürfte. Dieser schwadronierte unter dem Titel „die Schamlosigkeit mancher Journalisten“ nicht nur davon, dass wir Haus- und Hofberichterstatter der Industrie wären, weil gesponsert von dieser. Sondern behauptete auch noch, ich würde Geizhals dessen kommerzielles Interesse vorwerfen und als E&W-Geschäftsführer selbst auch nicht besser sein. Als Beweis verlinkte er sein Posting zu unserer Preisliste, die ohnehin für jeden jederzeit einsehbar ist.

An dieser Stelle möchte ich den von mir bewunderten Kybernetiker und radikalen Konstruktivisten Heinz von Förster zitieren, der in einem seiner Bücher geschrieben hat: „Ich zeige jemandem ein Bild und frage ihn, ob es obszön sei. Er sagt: ,Ja.‘ Ich weiß jetzt etwas über ihn, aber nichts über das Bild.“

Ich weiß nicht, wie deutlich ich es noch schreiben muss, damit es auch die von Lese-schwächen geplagten Schalkhammers dieser Welt verstehen, aber ich werfe prinzipiell gar keinem Unternehmen auf diesem Erdball vor, im Sinne der Gewinnmaximierung zu handeln, wenn es sich, wie das auch Geizhals tut, in einem von der Gesellschaft vorgegebenen ethisch korrekten Rahmen bewegt. Jeder Unternehmer sollte stolz darauf sein dürfen, mit seinem Unternehmen viel Geld zu verdienen. Selbstverständlich auch Geizhals. In diesem Sinne hatte ich mehrmals betont, dass ich die Konsequenz von Marinos Yannikos bewundere, eine Idee zu derart großem Erfolg geführt zu haben. Wobei ich mir nicht verkneifen kann anzumerken, dass Yannikos seines Sozialverhaltens wegen das ohne Vera Pesata wohl kaum geschafft hätte. Aber das ist eine andere Geschichte …

Was ich Geizhals jedoch nicht müde werde vorzuwerfen, und diesbezüglich hat sich meine Meinung nach den Kommentaren von Herrn Yannikos noch verstärkt, ist, dass sich er und Vera Pesata gerne als weiße Ritter inszenieren, die ausgezogen sind, das Böse in Gestalt der Lieferanten zu bekämpfen und die armen Händler zu beschützen. Diese Dreistigkeit finde ich unglaublich. Und daran wird sich so lange nichts ändern, so lange man die Chuzpe hat, auf dieser Welle zu reiten.

Für jene, die noch immer Verständnisprobleme haben, betone ich gerne nochmals, dass ich Respekt vor der unternehmerischen Leistung des Geizhals-Managements habe und ich niemandem auch nur einen einzigen Cent neide. Aber wenn man den Anschein erwecken will, eine Art karitative Organisation zu sein, Retter der Witwen und Waisen sozusagen, und nur das Wohl des Handels im Sinn zu haben, und dazu mit merkwürdigen Statistiken der Öffentlichkeit weismachen will, dass sich die Mehrheit der Händler von der Industrie bedroht fühlt, dann darf das nicht unwidersprochen bleiben.

DI Andreas Rockenbauer

Herausgeber

 

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Kommentare (2)

  1. Lieber Herr Schalkhammer,

    wir freuen uns riesig, dass wir noch immer Leser haben (sehr viele sogar) und er Recht behalten hat – der Rockenbauer: E&W stärker denn je und Geizhals, na ja, auch noch irgendwie da…

    Beste Grüße,
    die E&W Redaktion

    3
  2. ad „Außerdem kündigte er uns trotzig an, dass wir wohl bald keine Leser mehr haben würden, angesichts derart miserabler Berichterstattung.“
    Und er sollte wohl Recht behalten. Fast 9 Jahre später. Rockenbauer weg und Geizhals stärker denn je.

    1

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