Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Montag, 29. April 2024
Streiks der Mitarbeiter und Gegenwehr der Buchhändler

Kampf gegen Amazon

Hintergrund | Die Redaktion | 16.12.2013 | |  Archiv
Die Mitarbeiter von Amazon fühlen sich unterbezahlt – erneut ruft die Gewerkschaft Verdi zum Streik auf. (Foto: Amazon) Die Mitarbeiter von Amazon fühlen sich unterbezahlt – erneut ruft die Gewerkschaft Verdi zum Streik auf. (Foto: Amazon)

Und wieder Streiks bei Amazon: Der Handelsriese lehnt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels ab und orientiert sich an den günstigeren Konditionen der Logistikbranche. Bereits seit Sommer fordert die Gewerkschaft Verdi mittels diverser Streiks bessere Konditionen für die Mitarbeiter. Heute vom frühen Morgen an rief die Gewerkschaft die Beschäftigten abermals zu einem ganztägigen Ausstand auf. Und auch vom deutschen Buchhandel heißt es: „Wir gegen Amazon".

„Das System Amazon ist geprägt von niedrigen Löhnen, permanentem Leistungsdruck und befristeten Arbeitsverhältnissen“, erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Umso wichtiger sei es, dass die Beschäftigten sich gegen diese Methoden zur Wehr setzten.

Verdi rief heute, Montag, nicht nur die Beschäftigten in den Versandzentren in Bad Hersfeld und Leipzig zum Streik auf. Erstmals sollen auch die Mitarbeiter am Amazon-Standort Graben protestieren.

Nach Verdi-Angaben werden zudem mehrere amerikanische Gewerkschaften am Montag vor der Amazon-Firmenzentrale in Seattle eine Solidaritätsaktion veranstalten, an dem auch eine deutsche Streik-Delegationteilnehmen wird. „Die Beschäftigten bei Amazon leisten hervorragende Arbeit, die vor Weihnachten in Höchstleistungen ausartet. Da ist es nur recht und billig, dass ein Konzern seinen Mitarbeitern Verbindlichkeit und Sicherheit durch Tarifbindung und angemessene Bezahlung bietet“, erklärte Streikleiter Thomas Gürlebeck.

Die Antwort von Amazon wirkt etwas vermessen: „Warum sollten wir uns von jemandem zur Zusammenarbeit erpressen lassen, der damit droht, das Weihnachtsfest für die Kinder zu ruinieren?“, meinte der Amazon-Manager Dave Clark gegenüber der „Welt“. Amazon als Heilsbringer und Garant für strahlende Kinderaugenunterbezahlte Mitarbeiter als „Grinch” und „Festverderber”? – Ein eher hinkendes Argument.

Gegenwehr des Buchhandels

Auch vom deutschen Buchhandel erhebt sich Gegenwehr gegen den Riesen. Mit Weltbild, Thalia, Hugendubel und Club Bertelsmann haben sich Deutschlands größte Buchhändler im Frühjahr dJ zusammengeschlossen, um ein eigenes Lesegerät auf den Markt zu bringen, das mit dem populären Kindle von Amazon mithalten soll: den Tolino Shine.

Vorteil des von der Deutschen Telekom entwickelten Tolino ist sein offenes Vertriebssystem. Während Kindle beim eBook-Kauf an den Online-Shop von Amazon gebunden ist, können Tolino-Nutzer bei allen beteiligten Buchhändlern einkaufen. Geplant ist, dass sich weitere der Allianz anschließen. Bislang kamen die Gespräche dazu aber nicht voran, Problem sind die notwendigen Investitionen.

Nach Angaben der GfK Deutschland konnten die Tolino-Macher Amazon bereits etwas zurückdrängen: Der Marktanteil des Handelsriesen bei eBooks sank demnach von 48 Prozent im zweiten Quartal auf 43 Prozent im dritten Quartal dieses Jahres. Die Tolino-Partner kämen immerhin schon auf 37 Prozent. Ein kleiner, wenn auch teurer Sieg: Mit mehr als 1.000 Fernsehspots und einer breiten Streuung von Plakaten, soll sich, wie die Zeitschrift Welt berichtet, Tolino weiter der Aufholjagd stellen.

Ein Kampf, der vor allem von der Ausdauer der jeweiligen Kontrahenten abhängen wird – „aber wir müssen hier einfach standhalten”, betont Weltbild-Chef Carel Halff.

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden