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Sonntag, 28. April 2024
Made in Europe

SAT-Navigation Galileo in Betrieb

Telekom Hintergrund | Dominik Schebach | 16.12.2016 | |  Archiv
Mit Galileo bekommt Europa ein unabhängiges Satellitennavigationssystem, das vollständig in ziviler Hand ist. (Foto: OHB System) Mit Galileo bekommt Europa ein unabhängiges Satellitennavigationssystem, das vollständig in ziviler Hand ist. (Foto: OHB System)

Seit Donnerstag 15. Dezember ist das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo in Betrieb. – Endlich, muss man sagen, hatte das Projekt mit jahrelangen Verzögerungen zu kämpfen. Wie das US-System GPS stellt Galileo Ortung und Navigation kostenlos zu Verfügung. Die ersten kompatible Smartphones sind seit einigen Monaten auf dem Markt.

„Mit Galileo bekommen wir ein GPS-System made in Europe. Damit haben wir in Europa eine unabhängige Satellitennavigation, auf die wir uns zu hundert Prozent verlassen können“, so Infrastrukturminister  Jörg Leichtfried, in dessen Ministerium Österreichs Mitarbeit bei dem System angesiedelt ist. Galileo soll u.a. verbesserte Such- und Rettungsdienste sowie das europaweite eCall-Notrufsystem ermöglichen.

Gegenüber den bestehenden Systemen GPS (USA) und Glonass (Russland) erhofft man sich von Galileo eine wesentlich genauere Ortung und Navigation (weniger als vier Meter Abweichung im offnene Dienst). Das spielt zB beim europäischen Notrufsystem eCall eine Rolle, das ab 2018 verpflichtend in allen neuen Kraftfahrzeugen in der EU integriert wird. Dabei melden im Fahrzeug montierte Geräte einen Verkehrsunfall automatisch an die einheitliche europäische Notrufnummer 112. Auch die ersten kompatiblen Smartphones sind seit einigen Monaten auf dem Markt. Derzeit produzieren 17 Hersteller Chips, mit denen Galileo verwendet werden kann, und decken damit 95 Prozent des weltweiten Angebots ab.

Die im Rahmen von Galileo ab heute angebotenen ersten Dienste umfassen den offenen Dienst, den öffentlich regulierten Dienst (PRS) und den Such- und Rettungsdienst (SAR). Der sogenannte „offene Dienst“ stellt – ähnlich wie das amerikanische GPS – vor allem Ortung und Navigation kostenlos zur Verfügung. Daneben startet der „öffentlich regulierte Dienst“, der für staatliche und autorisierte Nutzer wie Katastrophenschutz, Feuerwehr, Zoll und die Polizei zur Verfügung steht. Dieser PRS-Dienst ist besonders robust und vollständig verschlüsselt, damit er auch bei nationalen Katastrophen- oder Krisensituationen gewährleistet werden kann. Ebenso startet der Such-und Rettungsdienst von Galileo, mit dem die Ortung von Notrufsignalen zum Beispiel auf See oder in den Bergen wesentlich verbessert wird.

Unabhängig

Im Gegensatz zu den militärisch geprägten Alternativen GPS aus den USA und GLONASS aus Russland ist „Galileo“ vollständig in ziviler europäischer Hand. Gleichzeitig ist es mit den beiden anderen Systemen kompatibel und erlaubt auch die kombinierte Nutzung. Mittlerweile sind ausreichend Galileo-Satelliten für eine weltweite Abdeckung im Orbit. Das System ermöglicht bereits jetzt hochgenaue Positionierungen, obwohl die Navigationssignale bis zum Vollausbau nur eingeschränkt verfügbar sind. Im Vollbetrieb ab 2020 sorgen insgesamt 30 Satelliten – statt jetzt 18 Satelliten – für exakte Navigation und Ortung.

Österreichischer Beitrag

Auch österreichische Unternehmen sind am Aufbau des Galileo-Systems beteiligt. RUAG Space Austria liefert die Thermalisolierung der Galileo-Satelliten sowie die Schnittstellenelektronik des Zentralcomputers. Siemens Österreich hat Tests für die Satelliten entwickelt, mit denen sich die Systeme und Funktionen vor dem Start am Boden prüfen lassen. Österreich leistet zu Galileo einen Beitrag von rund 25 Millionen Euro.

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