Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 3. Mai 2024
Surfen auf der Technologiewelle

Interessante Zeiten

Hintergrund | Dominik Schebach | 17.09.2017 | | 1  Archiv

Es fing ja harmlos an. Zuerst zogen die PCs in die Arbeits- und Kinderzimmer ein, und dort blieben sie auch für lange Zeit, abgetan als Arbeitswerkzeug für Nerds und Gamer-Zeitvertreib. Doch die ersten Brückenköpfe entwickelten sich weiter, mit der Verbreitung des Internet brachen die PCs zu den Klängen der Wahlmodems aus ihrer Nische aus – auf einmal waren sie ein unabhängiges Informations- und Kommunikationsmedium, eine Arbeitsplattform und Marktplatz obendrein. Und jetzt rollt die nächste Welle über uns hinweg: Digitalisierung ist das neue Modewort.

Gefühlt enthält die Hälfte aller E-Mails in meiner Inbox den Begriff „Digitalisierung“. Abgesehen davon, dass sich viele noch immer nichts unter der „Digitalisierung“ vorstellen können, sehe ich in meinem Freundeskreis viele eine Abwehrhaltung einnehmen. Brauche ich das, will ich das, höre ich so manchen fragen.

Ich möchte sie hier nicht mit unreflektiertem Technologieoptimismus langweilen. Stattdessen will ich Ihnen das Beispiel eines älteren Verwandten von mir erzählen. Der flüchtete sich in den 90er Jahren als die PCs endgültig ihren Siegeszug als Werkzeug in den Büros antraten, in die Pension. Er war nicht der einzige, der damals mit dem neumodischen Zeugs nichts mehr zu tun haben wollte. Heute stellt er fest, dass das alltägliche Leben im weiten Bogen an ihm vorbeifließt. Und so wie ihm, geht es vielen anderen.

Viele werden sich jetzt denken, dass sie ja so oder so mit PC, Smartphone und Internet umgehen können, ihre Filme bei Netflix sehen, die Musik bei Spotify hören, WhatsApp nutzen und Amazon Prime-Kunde sind (nur verstohlen versteht sich). Aber das mit der totalen Vernetzung des Haushalts ist ihnen dann doch zu viel, Cloud Services beim Arbeiten manchmal etwas unheimlich und VR oder künstliche Intelligenz spanische Dörfer. Das Problem ist, das kommt auf uns zu bzw ist schon hier. Denn die Digitalisierung hält auf viele Arten und oft ganz unbemerkt in unser Leben Einzug – und verändert es.

Damit ist nicht nur das Geschäftsleben gemeint, sondern unsere alltägliche Existenz. Die Frage, ob die Digitalisierung unseres Lebens gut oder schlecht ist, stellt sich nicht. Die weitgehende Digitalisierung unseres Lebens wird einfach da sein, immer mehr Prozesse werden im Hintergrund vollautomatisch ablaufen, weil die zugrundeliegenden Systeme weitgehend vernetzt sind und dazu auf umfangreiche Datenbestände zugreifen können, die wir tagtäglich anhäufen. Es liegt an uns heute diese Entwicklung zu steuern. Einfach die Entwicklung abzulehnen, oder noch schlimmer, sie zu ignorieren, weil man den neumodischen Krempel so oder so nicht braucht, ist für mich keine Option. Ansonsten werden wir bald feststellen, dass das Leben im weiten Bogen an uns vorbeifließt.

Das ist allerdings kein Grund in Trübsal zu verfallen und die Existenz des ersten Transistors zu verdammen. Ja, das Tempo der Veränderung ist schnell und fordernd. Und wir müssen uns alle Gedanken machen, wie wir mit den neuen Rahmenbedingungen umgehen werden. Nehmen wir sie uneingeschränkt an, oder picken wir uns einzelne Aspekte heraus, diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Aber wir leben in interessanten Zeiten. Gestalten wir sie.

 

 

 

Diesen Beitrag teilen

Kommentare (1)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden