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Sonntag, 28. April 2024
Klischees und Vorurteile sind nicht nur schlecht

Vorstellungskräfte

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 22.04.2018 | |  Archiv

Wissen Sie, was „Imagologie” ist? Falls nicht, keine Bange: Mir war's bis vor kurzen auch kein Begriff – vom ähnlich klingenden „Imagine” John Lennons einmal abgesehen, wobei der Songtitel nur bedingt etwas mit der Untersuchung von Stereotypen zu tun hat. Aber genau damit beschäftigt sich diese junge wissenschaftliche Disziplin und liefert durchaus interessante Denkanstöße.

„Was würden denn die Leut‘ dann denken“ ist ein nur allzuoft bemühter Handlungsleitfaden – und wohl jeder folgt ihm ab und an. Schon vor vielen, vielen Jahren machten sich die Menschen Gedanken darüber, wer was über wen dachte: Etwa die Engländer über die Franzosen oder wie Italiener zu deutscher Musik standen. Im 18. Jahrhundert entstand die Steirische Völkertafel (siehe Foto), die eine „Kurze Beschreibung der In Europa Befintlichen Völckern Und Ihren Aigenschafften“ bieten wollte. Die Schweden etwa beschrieb sie als von grausamen Charakter und würden ihre Zeit mit Essen verbringen, die Engländer als weltweise, rastlos und am ehesten mit dem Pferd zu vergleichen und die Spanier als jene mit dem besten Gottesdienst, vielen Früchten und Ruhm liebende.

Aus der Vergleichenden Literaturwissenschaft hervorgegangen analysiert die Imagologie vor allem nationale Stereotype, neuerdings aber auch Kriterien wie Gender, Rassisierung und Klasse. Als Vertreter der Forschungsdisziplin sagte der Amsterdamer Professor Joep Leerssen in einem Interview mit dem „Standard“ auf die Frage, wie es überhaupt zu Stereotypen komme: „Es gehört zur menschlichen Handhabung der Komplexität der Welt, dass wir uns Muster kreieren. Wir brauchen Vereinfachung, aber die muss man auch auf Schritt und Tritt durchbrechen. Wenn die Wissenschaft als Beruf und Berufung irgendeinen Sinn hat, dann ist es, dass man die Dummheit bekämpft.“

Nun, die Dummheit zu bekämpfen ist nicht gerade die ureigenste Domäne der Elektrobranche und des Elektrohandels, der Kampf gegen Klischees und Vorurteile sehr wohl – schließlich ist man beinahe tagtäglich damit konfrontiert. Einmal mehr, einmal weniger offensichtlich, aber wer was worüber (und auch über wen) denkt und wie gwisse Dinge charakterisiert sind (egal, ob faktenbasiert oder aufgrund von Vorurteilen), spielt in unserer – wie in fast jeder – Branche eine entscheidende Rolle. Warum wohl verkaufen sich manche Produkte wie von selbst und andere scheinen förmlich im Regal festgetackert zu sein? Wieso läuft’s mit manchen wie am Schnürchen und bei einigen geht’s keinen Deut weiter? Manchmal sind Stereotype einfach sehr hilfreich, ein anders Mal leider höchst hinderlich. Aber einmal ganz ehrlich: Was andere über einen denken, mag so manchen vielleicht nicht jucken – aber wissen, würd’s trotzdem wohl jeder gern…

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