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Sonntag, 28. April 2024
Telekom-Kommentar E&W 6/2018

Eine Dosis Realismus

Hintergrund | Dominik Schebach | 10.06.2018 | |  Archiv

Das diesjährige IoT-Forum in Wien hat eine Dosis Realismus in die Diskussion um die totale Vernetzung von Fahrzeugen, ortsfesten Geräten oder Sensoren gebracht. Die Entwicklung hinkt sozusagen den Vorhersagen hinterher. Das heißt aber nicht, dass diese Technologien vom Tisch sind. Schon jetzt machen sich viele IoT-Anwendungen schleichend in unserem Umfeld breit, ohne dass wir viel davon mitbekommen.

Das beste Beispiel sind meiner Meinung nach die SIM-Karten samt automatischer Notruf-Funktion, die seit März für alle Neuwägen innerhalb der EU verpflichtend vorgeschrieben sind. Es wird halt etwas länger dauern und manche gehypte Anwendung wird es nicht sofort schaffen. Dafür werden andere, bisher unvorhergesehene Bereiche umso stärker von der Vernetzung der Endgeräte profitieren – oder hatten sie die Landwirtschaft als aktuell drittes großes IoT-Anwendungsfeld neben der Industrie und der Logistik auf dem Radar? Ich auch nicht, bis eben zum besagten IoT-Forum Mitte Mai in Wien.

Genau das macht aber für mich den Reiz der derzeitigen Entwicklung aus. Denn im Moment werden neben IoT viele Technologien wie Augmented Reality oder 3D-Druck „reif“ für den Massenmarkt. Und bei all diesen Entwicklungen muss man natürlich auch für die nächste Mobilfunkgeneration mitdenken. Mit 5G werden die Karten neu gemischt. Damit wird die notwendige Infrastruktur geschaffen, um die unzähligen Sensoren, Fahrzeuge und Endgeräte auch zu vernetzen. Denn bisher sind viele Anwendungen an der unzureichenden Anbindung gescheitert. Aus der Kombination all dieser Technologien mit IoT kann viel Neues entstehen.

Derzeit sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Aber nach der Erfahrung der vergangenen Jahre könnte man sagen, die Goldgräberstimmung im IoT-Sektor ist vorüber, jetzt sind jene am Zug, die mit einem langen Atem ihre Ideen verwirklichen wollen. Ansätze um bestehende Anwendungen in Industrie, Logistik, Landwirtschaft, dem Gesundheitswesen oder der kommunalen Verwaltung mit Hilfe von IoT effizienter als bisher zu lösen gibt es genug. Und hat sich das Internet der Dinge dort einmal etabliert wird es auch in den privaten Sektor einfließen. Ich persönlich sehe in diesem Zusammenhang großes Potenzial z.B. im Gesundheitswesen und bei Smart Home.

Aber auch hier gilt: Die Einführung von IoT wird nicht immer ganz glatt ablaufen. Fragen der Sicherheit, der Integration und Administration stellen sich für den Endkunden. Salopp gefragt, wie integriere ich die Gesundheitsdaten von meiner Smartwatch in meinem Gesundheitsaccount bei meinem Arzt, ohne dass mein Nachbar mitliest, wie erkennt mein Smart Home meine Katze und warum bestellt der intelligente Kühlschrank in der Küche immer das falsche Bier? Die Sache wird also komplex und an die Branche auch eine ganze Reihe neuer Anforderungen stellen. Aber mit der richtigen Dosis aus Realismus und Phantasie sollte sich dem Handel ein weites Betätigungsfeld eröffnen, denn der direkte Kontakt zum Kunden wird auch in Zeiten totaler Vernetzung seine Bedeutung nicht verlieren.

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