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Samstag, 27. April 2024
Hintergrund-Kommentar E&W 6/2018

Mosaiksteinchen

Hintergrund | Dominik Schebach | 10.06.2018 | |  Archiv

Welche Überraschung. Die Kunden reagieren wenig tolerant, sollten sie bei Webseiten eine dynamische Preisbildung erkennen. Das zeigt eine Untersuchung des Österreichischen E-Commerce Gütezeichens.

Vor allem bei Flugreisen oder Hotelarrangements kommt diese Methode der flexiblen Preisfindung zum Einsatz. Abhängig von Zeitpunkt und anderen Faktoren wie Wetter, Nachfrage oder Endgerät und nicht zuletzt Surfverhalten des Kunden, wird fürdiesen ein individueller Preis berechnet. Aber auch bei elektronischen Geräten oder Bekleidung gibt es immer öfter keinen fixen Preis im Netz, sondern ein flexibles Angebot je nach Kunden. Mich stimmt diese Praxis nachdenklich. Schließlich bedeutet das, dass der Kunde nicht länger die Preise online sicher vergleichen kann. Während gleichzeitig die Untersuchung gezeigt hat, dass viele der befragten Online-Kunden diese dynamische Preisbildung noch nicht bemerkt haben.

Mit anderen Worten nachdem die Kunden angefixt wurden, werden sie ausgenommen. Prinzipiell könnte man argumentieren, das ist der Markt. Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Aber so eindeutig ist die Sache nicht. Denn die Alternativen sind nicht immer vorhanden und für den Kunden ist dieser Mechanismus nicht klar erkennbar. Der große Vorteil im Netz, die Transparenz, kehrt sich hier in ihr Gegenteil um. Dass die Kunden verschnupft reagieren, sobald sie dies bemerken, ist verständlich. Es hilft aber wenig, weil der Verlust an Reputation den meisten dieser Plattformen – die oft im Ausland sitzen – egal ist. An einer anonymen Internet-Plattform perlt der Frust der Kunden schlicht ab. – Und ehrlicherweise muss man eingestehen, dass es anteilsmäßig derzeit nur bei wenigen Seiten zu einer dynamischen Preisbildung kommt.

Daher wird dies allein nicht für ein Comeback des stationären Handels reichen. Aber es kann ein Mosaiksteinchen werden, um die Position des Händlers vor Ort in den Augen der Kunden weiter zu verbessern. Denn es geht beim Einkauf natürlich auch um Vertrauen, Stabilität und Transparenz. Mit der richtigen „Story“ kann sich der Händler hier als Partner der Kunden profilieren, wenn das Gesamtpaket stimmt. Denn – und das hat die Untersuchung des Österreichischen E-Commerce-Gütezeichens ergeben – die Kunden gehen ultimativ äußerst pragmatisch vor. Sie kaufen dort ein, wo sie sich den größten Vorteil für sich versprechen. Und dazu kommt es meiner Meinung nach sehr stark auf die Wahrnehmung durch den Kunden an.

Wenn neben dem Preis andere Aspekte in der Wahrnehmung der Kunden an Bedeutung gewinnen, dann kann das die Position des österreichischen Elektrofachhandels nur verbessern. Und dass dessen Position einiges an Unterstützung gebrauchen kann, zeigen übereinstimmend die jüngsten Erhebungen des Handelsverbands sowie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Bundessparte Handel. So gehören Elektrogeräte zu den Top-Sellern im heimischen E-Commerce. Dabei geht die Hälfte der Online-Umsätze ins Ausland. Das kann auf die Dauer nicht gesund sein. Ein Grund mehr, die positiven Aspekte des Fachhandels stärker hervorzustreichen.

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