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Freitag, 26. April 2024
Geschichten vom Nachtkastl – April 2019

Fünf Freunde, die keine mehr sind

Andreas Rockenbauer | 28.04.2019 | Bilder | | 2  Meinung

Andreas Rockenbauer
Es ist ein anderes Nachtkastl, auf dem sich momentan ein paar meiner Bücher stapeln. Wo sich dieses befindet und warum das Buch, dessen Cover Sie hier sehen, garantiert nicht dort zu finden ist, verrate ich Ihnen gerne...

Meine liebe Kollegin Steffi Bruckbauer hat vor wenigen Tagen auf einem Bücherregal in einem Reformhaus das Buch „Fünf Freunde essen glutenfrei” von Enid Blyton gefunden und mir sofort ein Foto des Covers geschickt. Ihr Kommentar dazu: „Nicht zu glauben (jetzt steht die Welt nimma lang!)”. Ich kann ihr da nur zustimmen.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber mich (und auch Steffi, obwohl sie doch einige Jährchen jünger ist als ich) haben die 5-Freunde-Bücher von Enid Blyton durch die Jugend begleitet. Ich habe sie – eins nach dem anderen – regelrecht verschlungen und konnte nicht genug bekommen davon. Sie handelten alle von spannenden Abenteuern, die fünf Freunde während ihrer Ferien erlebten. Und jetzt das? „Fünf Freunde essen glutenfrei”? Echt jetzt?

Lassen Sie sich bitte den Rücktext auf der Zunge zergehen:

„Wir essen keinen Weizen, keine Milchprodukte, keinen Zucker“, erklärte George. „Ach, das freut mich so”, sagte Tante Fanny. „Soll ich euch ein paar schöne Erdnussbutterbrote zum Mitnehmen schmieren?”

„Als Dick Anne ein hippes Kochbuch zum Geburtstag schenkt, ahnt er nicht, was er damit ins Rollen bringt. Anne erkennt, dass die ganze Gruppe sich mit ihrer westlichen Ernährungsweise selbst vergiftet. Ab sofort herrscht ihrer Gesundheit zuliebe ein neues Regiment. Doch nicht nur Zoodles, Powerballs und der wunderbare entzündungshemmende Grünkohl beherrschen fortan ihren Alltag, auch ein Knurren im Bauch, Apathie und schlechte Laune schleichen sich ein. Werden es Julian, George, Dick, Anne und Timmy schaffen, an ihrer neuen Ernährungsweise festzuhalten, ohne sich dabei gegenseitig an die Gurgel zu gehen? Ein weiteres spannendes Abenteuer für die fünf hungrigen Freunde.”

Ich will das jetzt so stehen lassen, weil ich mir noch immer nicht sicher bin, ob das nicht doch vielleicht eine Parodie sein soll. Das jedenfalls ist meine Hoffnung, obwohl ich nicht wirklich daran glaube. Man muss kein Kulturpessimist sein, um hier verständnislos den Kopf zu schütteln. Nur eines noch: Enid Blyton – DIE Enid Blyton –  ist am 28. November 1968 gestorben…

Aber es gibt ja auch noch gute Bücher (abgesehen von den wunderbaren der echten Enid Blyton ;-)). Und ein paar wenige davon liegen gerade auf meinem zwischenzeitlich aktuellen Nachtkastl im Herzen Österreichs – im wunderschönen Bad Aussee.

Es sind das:

„Die Weisheit alter Hunde” von Elli H. Radinger (Sachbuch, Ludwig Verlag)

„Letzter Stollen – Ein Altaussee-Krimi” von Herbert Dutzler (Roman, Haymon)

„Schmidt liest Proust” von Jochen Schmidt (ich habe keine Ahnung, welcher Gattung man dieses Buch zuordnen könnte, Verlag Roland & Quist)

„Albert Einstein, Max Born – Briefwechsel 1916 – 1955” (Sachbuch, Langen Müller)

 

Die Weisheit alter Hunde

Das ist ein wunderschönes und irgendwie auch ein wenig trauriges Buch. Vor allem, wenn man selbst einen alten Hund zu Hause hat (mein Labradorrüde „Bobby” wird bald 12 Jahre alt), beginnt man irgendwann einmal darüber nachzudenken, wie das wohl wird, wenn man nicht mehr schwanzwedelnd begrüßt wird. Wenn keiner mehr da ist, mit dem man sich bei jedem Wetter mehrmals am Tag die Beine vertreten muss und man mit dem Sackerl fürs Gackerl, …

Elli Radinger schaffte es auf großartige Weise, die Zeit, die man mit seinem alternden Hund verbringt als etwas Schönes, etwas Wertvolles darzustellen. Es ist ein stilles, ein sehr persönliches, ein rührendes Osterbuch

Aus dem Klappentext:

Allen Hundehaltern wird irgendwann bewusst, dass ihre Lieblinge älter werden. Merkwürdigerweise wird uns das Alter unserer Hunde eher bewusst, als unser eigenes. Wir wissen nicht, wann der Tod kommt, wir haben keinen Einfluss darauf. Was wir jedoch tun können, ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Unsere Familie, Kinder und Freunde von ganzem Herzen zu lieben. Jeden Moment zum kostbarsten Augenblick des Lebens zu machen. Denn dieser Augenblick ist alles, was zählt.

Hunde zeigen uns, wie es geht. Sie leben im Heute. Für Hunde ist jeder Tag ihres Lebens aufregend. Sie können es kaum erwarten, zu essen, zu spielen, spazieren zu gehen, uns bei unserer Heimkehr freudig willkommen zu heißen, oder einen Besucher zu begrüßen. Wir können so viel lernen, wenn wir beobachten, wie unsere Tiere die einfachen Freuden des Lebens genießen.

Obwohl ihre Hüfte schmerzt, begrüßt mich meine Labradorhündin Shira nach jeder Abwesenheit als Heldin: Sie springt von der Couch, schlittert über den Boden und dreht den Schwanz wie einen Propeller. Ihre liebst Beschäftigung ist, mit mir zusammen zu sein. Wenn nur die Gegenwart zählt, dann lasst sie uns mit Liebe füllen.

 

Letzter Stollen

Ich glaube, das ist mittlerweile der siebente Fall, den der etwas tollpatschige, aber unheimlich sympathische Altausseeer Polizist Gasperlmaier zu lösen hat. Und ich habe sie alle gelesen, weil sie herrlich leicht und spannend sind – und die Menschen hier im Herzen des Salzkammerguts freundlich und stets mit einem Augenzwinkern beschreiben. Herbert Dutzlers Krimi-Serie ist definitiv nicht nur was für deklarierte Aussee-Liebhaber wie mich. Ich hoffe, dass es nicht der letzte Gasperlmaier-Fall ist – ich warte schon auf den nächsten.

Aus dem Klappentext:

Mord unter Tage: Ausgerechnet an Gasperlmaiers Geburtstag verschwindet ein Tourist bei einer Führung im Salzbergwerk. Hat er sich im Stollen-Labyrinth verirrt, oder hat ihn jemand beiseitegeschafft?

Statt zu feiern, muss Gasperlmaier ermitteln – dabei wird ihm unter der Erde ganz flau im Magen. Dass der Vermisste wenig später tot aufgefunden wird, hilft da auch nicht…

Gewohnt liebenswert und ungewöhnlich heldenhaft: In seinem neuen Fall wächst der beliebteste Ermittler Österreichs über sich hinaus!

 

Schmidt liest Proust

„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” von Marcel Proust ist eines jener Bücher, die (fast) jeder kennt, aber nur sehr wenige komplett gelesen haben. Vorgenommen habe ich es mir schon oft, bin jedoch nie über die ersten 100 Seiten hinausgekommen. Und das, obwohl es meisterhaft geschrieben ist. Jochen Schmidt hat daraus eine Challenge gemacht und sich vorgenommen, jeden Tag 20 Seiten zu lesen – viele Monate lang.

Und er hat darüber eine Art Tagebuch geführt und sowohl das Buch selbst als auch dessen Lektüre launig kommentiert. Herausgekommen ist ein – durchaus umfangreiches – aber höchst lesenswertes und amüsantes Buch. Eine klare Empfehlung!

Nachdem es hier keinen Klappentext gibt, ein kurzer Ausschnitt aus dem Vorwort:

Ich hatte geplant, ein halbes Jahr lang jeden Tag zwanzig Seiten Proust zu lesen, ich hatte nicht geplant, ein weiteres halbes Jahr dafür zu opfern, aus meinem Lektüreblog „Schmidt liest Proust” ein Buch zu machen. Die Arbeit war nötig, denn man versteht sein Leben mit zwei Jahren Abstand natürlich viel besser.

… Ich habe mir nie angemaßt, etwas Relevantes über Proust zu sagen zu haben, ich wollte nur meine Begeisterung mitteilen und andere zur Lektüre verführen. Ich habe die Recherche bewusst naiv gelesen und mich nicht weitergehend informiert, sie sollte als Buch funktionieren. Im Laufe der Lektüre habe ich ein paar Kategorien eingeführt, um die Materialmasse zu ordnen, sozusagen kleine Stapel, wie es sie in meiner Wohnung gibt. …

 

Albert Einstein, Max Born – Briefwechsel 1916 – 1955

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte nicht nur seine politischen und gesellschaftlichen Schattenseiten, sondern war gleichzeitig auch die Geburtsstunde einer naturwissenschaftlichen Revolution, an deren Spitze ein paar der klügsten Köpfe der (Naturwissenschafts-)Geschichte standen (Albert Einstein, Werner Heisenberg, Nils Bohr, Erwin Schrödinger, Max Planck, Max Born, Wolfgang Pauli usw.).

Es ist ein Privileg – nicht nur für einschlägig interessierte Menschen – noch Jahrzehnte später Zeuge unverfälschter Briefwechsel sein zu dürfen und die Stimmung dieser spannenden Zeit genauso ein wenig besser begreifen zu lernen, wie die großen Gedanken ebensolcher Menschen, die sich nicht nur über ihre Wissenschaft austauschten, sondern zu vielen Themen Kluges zu sagen hatten. Zu diesem großen Buch hat Betrand Russen ein Geleitwort und Werner Heisenberg das Vorwort geschrieben. Ein Leckerbissen!

Aus dem Klappentext:

„Was der einzelne tun kann ist nur ein sauberes Beispiel geben und den Mut zu haben, ethische Überzeugungen in der Gesellschaft von Zynikern ernsthaft zu vertreten”, so schreibt in einem der Briefe Albert Einstein an Max Born.

In diesem Briefwechsel der beiden Nobelpreisträger spiegeln sich Persönlichkeit und Leben zweier großer Wissenschaftler. Er zeigt auch ihre – nicht selten gegensätzlichen – Anschauungen zu den drängenden politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Problemen unserer Zeit. Aktuell sind ihre Gedanken auch heute, sei es in der Debatte um technischen Fortschritt und Umweltzerstörung oder um die ethische Verantwortlichkeit der Naturwissenschaft.

Die Briefe wurden ohne den Gedanken an eine spätere Veröffentlichung geschrieben. Zur Erläuterung fügte Max Born nachträglich jedem der 117 Briefe einen Kommentar bei und legte damit die einmalige Dokumentation einer dramatischen fachlichen Auseinandersetzung vor.

Ich wünsche Ihnen interessante Sonntags-Lektüre mit Ihren eigenen Bücher-Schätzen und freue mich immer wieder über Lese-Empfehlungen!

 

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Kommentare (2)

    1. Herzlichen Dank für den Hinweis!
      Jetzt ist Die Welt wieder in Ordnung… 😉 Ich nehme die Entfreundung der „Fünf Freunde” wieder zurück. 🙂

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