Beleuchter und Beschaller in der Bredouille
Berufsgruppenobmann Alexander Kränkl setzt sich seit Beginn der Corona-Krise intensiv für das wirtschaftliche Überleben der Beleuchter und Beschallungstechniker ein. (© Christian Steinbrenner) Unter den vielen prekären Fällen, die die Corona-Krise verursacht hat, gehören die Beleuchter und Beschallungstechniker zu jenen, die es am schlimmsten getroffen hat: Die Auftragslage reduzierte sich binnen kürzester Zeit von 100 auf 0, eine Aussicht auf nennenswerte Besserung besteht derzeit nicht. Berufsgruppenobmann Alexander Kränkl appelliert daher in einem offenen Brief an den Bundeskanzler, rasch die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um dieses „Kunsthandwerk des 21. Jahrhunderts” vor dem Exodus zu bewahren.Vor Kurzem hatte schon Bundesinnungsmeister Andreas Wirth auf die dramatische Situation der Beleuchtungs- und Beschallungstechniker hingewiesen: „Sie waren die Ersten, die eine 100%ige Vollbremsung hinlegen mussten und werden auch zu den Letzten gehören, die wieder Umsätze machen können. Während die klassischen Elektrotechniker – wenn auch mit Einschränkungen, aber doch – weiterarbeiten konnten und können, stehen die ca. 2.000 Mitglieder dieser Berufsgruppe tatsächlich vor dem Nichts.” Gemeinsam mit Berufsgruppensprecher Alexander Kränkl arbeite man daran, dass „besondere Härtefälle auch seitens der Regierung besonders behandelt” werden.
An diese, genauer gesagt direkt an Bundeskanzler Sebastian Kurz, wendet sich Alexander Kränkl nun im Namen der Berufsgruppe. Hier der offene Brief in voller Länge:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
Sie haben mit unserer Branche, den Veranstaltungstechnikern, fast täglich, bei freudvollen und wichtigen Anlässen zu tun. Nun allerdings steht unsere Berufsgruppe – all jene, die bei Veranstaltungen aller Größen und aller Genres für die technischen Voraussetzungen perfekter Inszenierungen sorgen – mit dem Rücken zur Wand. Wir, die Veranstaltungstechniker, waren die erste Berufsgruppe, die 100% ihrer Erlöse mit Beginn der Corona-Krise verloren haben und wir werden – anders als andere Branchen – auch erst ganz am Ende dieser Krise wieder die Möglichkeit haben, zu arbeiten. Dabei, und das möchten wir alle an dieser Stelle klarstellen, würden wir und unsere Mitarbeiter nichts lieber tun, als zu arbeiten. Um Staatshilfen bitten zu müssen, ist für uns der allerletzte Ausweg.
Die Veranstaltungsbranche ist u.a. Teil der Bundesinnung der Elektrotechniker in der WKO und stellt eine extrem segmentierte und kreativ-künstlerisch agierende Gruppe dar. Die Branche umfasst Beleuchter und Beschaller, Videotechnik, Veranstaltungsstätten, Rigging, Event Catering, Zeltunternehmer, Stromversorgung uvm. und war, wie ausgeführt, die erste Gruppe, die aufgrund der aktuellen Krisensituation einen Totalausfall zu verkraften hatte. Sie wird wohl auch zu den allerletzten Berufsgruppen zählen, die ein Anlaufen der Wirtschaft zu spüren bekommen. Dies in einer extrem innovations-, technologie- und investitionsgetriebenen Branche und noch dazu im Vorfeld eines Veranstaltungssommers, der nun komplett auszufallen droht. Unsere Lager sind voll mit neuester Gerätschaft und viel High-Tech, die alle darauf „warten“ zum Einsatz zu kommen. Wir sind quasi stillgelegt, aber die Kosten laufen weiter! Daher regen wir, die Vertreter der betroffenen Branchen, an, auf die Bedürfnisse der Berufsgruppen, zu der auch zahlreiche EPUs gehören, zielgerichtet einzugehen.
Wir ersuchen Sie daher um Mithilfe beim Erreichen eines Ziels: Unternehmertum zu erhalten und einzigartiges Know-how nicht zu verlieren, sowie zu bedenken, dass wir weit über die jetzt geltenden Fristen für Unterstützungsmaßnahmen hinaus ein Mindestmaß an branchenspezifischer Hilfe benötigen, um keinen völligen Kahlschlag erleben zu müssen.
Als Sofortmaßnahmen ersuchen wir daher um die Umsetzung folgender Punkte bzw. Anregungen, wie der Branche tatsächlich und nachhaltig über die Krise geholfen werden sollte:
- Ausdehnung der Maßnahmen des Härtefallfonds, da die Branche auch über den Sommer hinaus einen Totalausfall zu erwarten hat – jedenfalls bis Dezember 2020, ggfs. auch darüber hinaus;
- Verlängerung der Kurzarbeitszeit, bis Veranstaltungen tatsächlich wieder möglich sind;
- Ausdehnung der Hilfen aus dem Corona-Hilfsfonds – analog zur tatsächlichen Situation, was Veranstaltungen angeht. Leasingraten und Rückzahlungen stunden, bis wieder Veranstaltungen in Österreich möglich sind (die aktuelle Situation kommt de facto einer behördlichen Schließung gleich);
- Steuerlich: Rücktrag der entstandenen Verluste aus der Covid19–Krise auf die letzten 3 Wirtschaftsjahre und 100%ige Verlustverwertung der entstandenen Verluste im Covid19-Zeitraum (auch Überhang des Verlustrücktrages) mit zukünftigen Gewinnen der folgenden Wirtschaftsjahre;
- Schnüren eines EPU-Pakets: Hier geht es schlicht darum, wertvolle kreative Köpfe, die ein Kunsthandwerk des 21. Jahrhunderts ausüben, wirtschaftlich am Leben zu erhalten (Wir haben dazu konkrete Lösungsansätze).
Bereits jetzt stehen viele Mitgliedsbetriebe wie z.B. die Berufsgruppe der Beleuchtungs- und Beschallungstechniker, die wir vertreten, unter massivem wirtschaftlichen Druck: aus florierenden und ertragsstarken Betrieben drohen damit unverschuldet Konkursfälle zu werden. Daher sind die steuerlichen Maßnahmen, sowie Hilfe bei Rückzahlungen und Leasingraten, dringlich umzusetzen. Was Abschreibungen und Verlustvorträge betrifft, wäre dies ein durchaus transparenter Weg, der Branche zu helfen!
Wir stehen als Berufsgruppe zudem bereit, für jede sinnvolle und allgemein nützliche Initiative zu arbeiten und so Umsatz zu generieren. Wir sitzen nicht gerne zuhause und warten auf Förder-Euros, sondern sind bereit, unser Know-how im Interesse aller zum Einsatz zu bringen!
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