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Freitag, 3. Mai 2024
Hintergrund-Kommentar E&W 1-2/2022

Berechtigter Unmut

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 06.02.2022 | Bilder | | 1  Meinung

Wolfgang Schalko
Natürlich ist man im Nachhinein immer klüger und das Ende der leidigen 2G-Kontrollen ist glücklicherweise in Sicht, aber am Ärger und Unmut vieler Einzel- und gerade auch Elektrohändler kann das nur bedingt etwas ändern. Diese wurden nämlich – ohne jegliches Verschulden und grundsätzlich auch ohne offensichtliche Notwendigkeit – in eine Situation bugsiert, die nicht nur momentan äußerst unangenehm ist, sondern nachhaltigen Schaden mit sich bringt.

Keine Frage, die Bekämpfung der Covid-Pandemie ist unumgänglich und muss weiterhin oberste Priorität haben. Kritisch zu hinterfragen ist jedoch die Wahl der Waffen, mit denen gekämpft wird – Stichwort Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen. Zumal die vergangenen zwei Jahre ohnehin schon zu einer deutlichen Schieflage am Markt geführt haben: Die größten Profiteure waren (und sind) bekanntermaßen die Online-Händler, allen voran der schon zuvor übermächtige Riese Amazon, aber auch von Lockdowns und sonstigen staatlich auferlegten Kundenvergraulungsprogrammen ausgenommene „Gemischtwarenhändler”. Dass es seit Jahren sträflich vernachlässigt wird, Amazon & Co. den selben steuer- und abgabenrechtlichen Obolus leisten zu lassen wie hiesigen Unternehmen, und dem Staat daher Millionen an Einnahmen durch die Finger gehen, rächt sich nun mit voller Wucht.

Kopfschüttelnd musste der Elektrohändler nun also auch noch zusehen, wie die Kunden mehr oder weniger unbehelligt (abgesehen von der FFP2-Maske) im Supermarkt nebenan Toaster, Fön, Batterien, Fernseher & Co. erwerben konnten, während er selbst die Kunden mit einer 2G-Kontrolle „begrüßen” hätte dürfen – und im Fall des Falles wegweisen müssen. Einem ganzen Wirtschaftszweig eine solche Verantwortung aufzuerlegen, ohne entsprechende Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu schaffen, ist vor allem eines: verantwortungslos. Das zeigt sich in teils massiven Umsatzrückgängen, von denen die betroffenen Handelsbetriebe mehrheitlich berichten, ebenso wie in der Konstitution der Mitarbeiter, die beleidigt, beschimpft und mitunter sogar bespuckt wurden. Verunsicherung, Kontrolldruck (in beide Richtungen) und Demotivation sind nachweislich keine guten Verkäufer. Dass viele (nicht nur ungeimpfte) Kunden den Weg in die Geschäfte überhaupt gemieden haben, liegt auf der Hand.

Summa summarum schädigt der Staat sich (und somit uns Bürger) gleich mehrfach. Und dabei ist eine wesentliche, dringend notwendige Diskussion noch gar nicht ernsthaft geführt worden: Jene über die Definition von Systemrelevanz und welche Güter man dem täglichen Bedarf zuordnet. Gerade der Elektrohandel wurde hier unter seinem gesamtgesellschaftlichen Wert geschlagen. Andere Länder haben dies anders beurteilt und von Einschränkungen oder Schließungen in diesem Bereich abgesehen. Was man politisch wann und wie vielleicht hätte besser machen können, ist nun müßig zu debattieren. Echte Führungsqualität – wie sie auch von jedem Unternehmer erwartet wird – sieht aber wohl anders aus und äußert sich nicht zuletzt darin, manches schon kommen zu sehen, bevor es alle wissen.

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Kommentare (1)

  1. Der Kommentar trift den Nagel voll auf den Kopf! Als Wiedergutmachung, bzw. Möglichkeit zum Aufholen der Umsatzrückgänge wäre etwas wie eine vorübergehende Mehrwertsteuer Senkung für den Non-Food Handel – wie es das auch in der Gastronomie gab – eine willkommene Maßnahme.

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