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Freitag, 3. Mai 2024
Multimedia-Kommentar E&W 1-2/2022

Zwei Welten

Multimedia | Wolfgang Schalko | 06.02.2022 | Bilder | |  Meinung

Wolfgang Schalko
Der Begriff „Spaltung” wird dieser Tage häufig gebraucht. Zumeist, wenn es um die Covid-Pandemie und das Impfen geht. Aber auch in der digitalen bzw. multimedialen Welt scheinen sich gerade immer tiefere Gräben aufzutun.

Im Kern dreht sich alles um das Thema Vernetzung. Meiner Auffassung nach ist darunter ja eigentlich etwas Inklusives, Verbindendes zu verstehen. Doch mit den immer weiter reichenden Möglichkeiten und tiefer greifenden Einsatzszenarien von vernetzenden Technologien verkehrt sich das Ganze irgendwann ins Gegenteil – zumindest für all jene Teile der Bevölkerung, die mit der der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit nicht Schritt halten können. Und das sind nicht nur das alte Mütterchen und der betagte Opa, sondern viele. Sehr viele sogar, und ich wage zu behaupten: die Allermeisten von uns. Ich nehme mich hier nicht aus.

Das mag im ersten Moment ein wenig nach Selbst-Disqualifizierung klingen, aber man nehme als Beispiel nur das prognostizierte Next Big Thing namens „Metaverse” – jene Ära, die dem Smartphone-Zeitalter nachfolgen soll und die vom Verschmelzen von realer und digitaler Welt gekennzeichnet ist. Als Eintrittstor in dieses Zeitalter haben die großen Tech-Konzerne wie Microsoft, Google, Apple oder Meta – ihreszeichens zugleich die großen Treiber der Entwicklung – das Gaming-Segment erkoren. Microsoft lässt sich den Kauf eines geeigneten Sprungbretts (den Spielehersteller Activision Blizzard) sage und schreibe knapp 70 Milliarden US-Dollar kosten. Man darf getrost davon ausgehen, dass jede Investition, die hier von den Big Playern getätigt wird, sich auch wieder zurückverdienen lässt. Denkt man an die globale Macht dieser Konzerne, so wird schnell klar, dass diese versuchen (und es auch schaffen) werden, möglichst viele User (gleichbedeutend mit zahlenden Kunden) in ihre gewinnbringende neue Welt zu ziehen. Und die anderen müssen draußen bleiben. Was das bedeuten mag, werden wir wohl alle noch schnell genug feststellen. Sicher erscheint mir jedenfalls, dass damit massive Umwälzungen verbunden sein werden – für das Individuum, für die Gesellschaft und nicht zuletzt auch für den Elektrohandel.

Eine solche nachhaltige Veränderung ist derzeit auch an anderer Stelle im Gange und für den Handel bereits viel unmittelbarer spürbar als das, was in zwei, drei oder fünf Jahren eventuell dem Metaverse entspringen wird. Gemeint ist der unaufhaltsame Vormarsch des Streamings für den Konsum multimedialer Inhalte, allen voran beim Fernsehen. Ich würde mich selbst nicht gerade als Viel-Seher bezeichnen, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal Fernsehen in klassischer linearer Form konsumiert habe. Und ich möchte den Komfort von On-Demand, Pause/Play & Co. nicht mehr missen – wie so viele da draußen. Der unerfreuliche Teil dieser Entwicklungen ist jener, dass viele Geschäftsmöglichkeiten und Einnahmequellen des Handels an den „alten” Modellen hängen. Ob und wie sich das in eine zukunftsfähige Form transformieren lässt, wird eine der essenziellen Fragen der nächsten Zeit sein.

Bilder
(© Meta)
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