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Freitag, 3. Mai 2024
Der unterschätzte Faktor für den unternehmerischen Erfolg

Knappes Gut Selbstmotivation

Hintergrund | Dominik Schebach | 06.02.2022 | Bilder | |  Meinung

Dominik Schebach
Wie geht man ins dritte Corona-Jahr? Während die einen nun auf eine rasche Rückkehr zur Normalität drängen, zeigen sich andere zurückhaltender. Nachdem in den vergangenen 24 Monaten immer wieder Hoffnungen geweckt wurden, welche sich dann wieder zerschlagen haben, ist das Misstrauen groß. Das ständige Auf und Ab aus Krise, Hoffnung und Enttäuschung sorgt vielerorts für Frust.

Vor allem bei Menschen, die sich hilflos dem Geschehen ausgeliefert sehen, steigt der Stress​pegel. Auf der anderen Seite verfallen manche ob des Silberstreifs am Horizont bestehend aus der Kombination von Durchimpfung und Omikron-Variante in Euphorie – und übersehen dabei, dass die Krise noch nicht vorbei ist. Bis sich die Lieferketten wieder eingerenkt haben, wird noch ein wenig Zeit vergehen. Deswegen wird meiner Meinung nach das Jahr 2022 der Branche einiges an Trittsicherheit abverlangen. Zudem müssen wir alle nach zwei Jahren Krisenmodus „Normalbetrieb“ erst wieder lernen. Das wird seine eigenen Herausforderungen bringen.

Ich habe vor kurzem erst in diesem Zusammenhang mit Robert Ribic, GF von handyshop.cc, über die Aussichten für das Jahr 2022 gesprochen. Nun sind die Voraussetzungen im Telekom-Handel bezüglich Produktversorgung, Marktsättigung oder Online-Konkurrenz etwas anders gelagert als im allgemeinen Elektrofachhandel, aber zu einem Satz muss ich ihm unbedingt recht geben: „Besonders in Krisenzeiten muss man sich erreichbare Ziele setzen und darauf achten, dass das Feuer nicht ausgeht.“

D.h., mit Bedacht solche Punkte ins Programm nehmen, welche man Schritt für Schritt abarbeiten kann. Mal kann es sein, dass man die Warenpräsentation überarbeitet oder das Geschäftslokal renoviert. Andere mögen lang aufgeschobene Schulungen nachholen, das Digitalisierungsprojekt umsetzen oder an der eigenen Service-Stärke feilen und hier neue Ideen verfolgen. Wichtig ist, dass man aktiv bleibt und damit laufend sich und das eigene Geschäft stärkt. Und wenn man in einem Jahr eben nicht an den großen Schrauben drehen kann, dann kann man sich die kleinen vornehmen und so ein solides Fundament für die nächsten großen Sprünge schaffen. Dafür sei allerdings einiges an Selbstmotivation notwendig – das Feuer eben.

Robert Ribic spricht hier ein zentrales Thema für den gesamten Handel an. Unternehmer werden Unternehmer, weil sie etwas unternehmen wollen. Es stimmt schon, der Elektrofachhandel gehört zu den Gewinnern der Krise. Die Unsicherheiten der Pandemie sind dennoch für viele eine Belastung. Wenn man, so wie in den vergangenen zwei Jahren immer wieder, in seinen Aktivitäten und Plänen gehemmt wird, wenn man seine großen Ideen nicht verwirklichen kann, weil man sich zusätzlich zum Tagesgeschäft mit den negativen Auswüchsen der Corona-Krise wie Warenverfügbarkeit, Lockdowns, Quarantäne oder die Kontrolle des 2G-Nachweises im Geschäft herumschlagen muss, dann leidet auf Dauer die Moral. Das muss durch ein Mehr an Selbstmotivation ausgeglichen werden. Nur diese Ressource ist ein knappes Gut.

Selbstmotivation kann man nicht einfach nachtanken oder zukaufen. Man muss sie selbst aufbringen – jeden Tag. Meiner Meinung nach ist Selbstmotivation eine der wichtigsten Zutaten zum dauerhaften Unternehmenserfolg und einer jener Faktoren, die man am meisten unterschätzt. Wenn der Strom der Selbstmotivation abreißt, ist die Gefahr groß, dass man sich passiv treiben lässt. Bis man da wieder auf Touren kommt, kann es dauern – wie jeder weiß, der sich schon einmal aus einem hartnäckigen Durchhänger zurückgekämpft hat. Zusätzlich verliert man allerdings auch die Kontrolle über das Geschehen und das erzeugt bei vielen den schon erwähnten negativen Stress – ganz besonders in Krisensituationen, wenn die üblichen Wegweiser nicht mehr gelten. Wenn sich dieser Zustand verfestigt, dann droht genauso ein Burn-out wie bei einer Arbeitsüberlastung.

Nur, wie baut man die notwendige Selbstmotivation auf? Abgesehen von dem Brennen für eine Idee oder Überzeugung am ehesten wohl durch eigene Erfolge und das Gefühl der Kontrolle über das eigene Schicksal – auch in der Krise. Und damit sind wir wieder bei den erreichbaren Zielen. Da hilft es, zu sehen, wie andere erfolgreich durch diese herausfordernde Zeit navigieren. Ich nehme mir hier gern ein Beispiel an meinem Lieblingswirten. Der hat in den vergangenen zwei Jahren konsequent an der weiteren Verbesserung seines Lokals bzw. seines Betriebs gearbeitet. Er hat jede Zwangspause dementsprechend für ein neues Projekt genutzt. Einmal hat er sein Lokal ausgemalt, ein anderes Mal seine Homepage überarbeitet oder das Abholservice verbessert. „Man muss das Beste aus der Situation machen“, sagt er mit einem Schulterzucken, wenn ich ihn darauf anspreche. Und so zieht er immer wieder eine kleine Stellschraube nach, um in seiner trockenen Art sofort wieder loszulegen, sobald die Rollbalken raufgehen. Damit hat er aber auch immer ein gewisses Maß an Kontrolle über die Situation behalten. Er hat zwar nicht jedes Detail nach seinen Wünschen regeln können, aber er hat für sich die Richtung vorgegeben.

Wie sich die Warenverfügbarkeit entwickelt, welche Überraschungen das Corona-Virus noch für uns bereithält oder wo und wie die Konsumenten nach dem offiziellen Ende der Pandemie ihr Geld ausgeben werden, liegen außerhalb unseres Einflussbereichs. Umso wichtiger ist es, die Selbstmotivation nicht zu vernachlässigen, an sich selbst und seinem Geschäft zu arbeiten. Damit lassen sich auch jetzt Erfolge einfahren, die sich über den Lauf der Zeit zu einem großen Ganzen summieren – einerseits auf der Business-Seite, andererseits bei der Moral. Auf diesem Boden kann die Selbstmotivation nachhaltig gedeihen – damit auch in schwierigen Zeiten das Feuer nicht ausgeht.

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