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Freitag, 26. April 2024

Köder Smartphone

Telekom | Dominik Schebach | 03.04.2022 | Bilder | |  Meinung

Dominik Schebach
Im März haben die Umweltminister der EU-Staaten eine neue Verordnung auf den Weg gebracht, welche einen nachhaltigen Umgang mit Batterien und Akkus entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicherstellen soll. Ein zentrales Element: Elektrogeräte – und damit auch Smartphones – sollen bald nur noch mit leicht wechselbaren Akkus auf den Markt gebracht werden dürfen.

Prinzipiell ist das ein zweischneidiges Schwert. Denn all die Feuchtigkeitsschäden bei Handys hat man unter anderem dadurch in den Griff bekommen, dass viele Smartphones heute einfach spritzwassergeschützt sind. Ermöglicht wird dies – erraten – durch eine geschlossene Bauweise. Wenn nun der Akku leicht tauschbar sein soll, dann wird das schwieriger. Dann braucht der Kunde zum Tauschen zumindest eine Werkstatt oder ein Service durch den Hersteller. Ich bin allerdings sicher, dass sich hier eine Lösung finden lässt. Viel interessanter ist der Gedanke, der hinter dieser EU-Verordnung steht. Denn die erklärte Absicht ist, dass Elektrogeräte – aber eben vor allem Smartphones – länger genutzt werden. Die Umweltminister folgen hier dem Zeitgeist. Und nicht nur sie, auch immer mehr Hersteller hören die Signale. Besonders junge umweltbewusste Kunden fordern Nachhaltigkeit ein. Sie wollen deswegen – zumindest laut Marktforschung – ihre Smartphones länger nutzen und werfen hier ihre Einkaufsmacht in die Waagschale, wenn sie z.B. Refurbished-Geräte kaufen.

Aus Sicht des Umweltschutzes ist das natürlich löblich. Jedes Smartphone, das länger genutzt wird, schont die Umwelt. Aus der Sicht des Handels sind Smartphones allerdings noch immer der Köder bei Mobilfunk-Promotions, um die Kunden in den Handel zu bringen. Das bestätigt ein Blick auf die aktuellen Osterangebote der Netzbetreiber. Kommt hinzu: Junge, umweltbewusste Kunden, welche sich nach refurbished Smartphones umsehen, sind eher netzaffin und wandern schnell einmal ins Internet zu entsprechenden Plattformen ab. Die Herausforderung wird es sein, genau diese Kunden mit Zusatzverkäufen, Beratung, Security Anwendungen, TV Apps, Internetzugänge oder Back-up Services trotzdem an den Handel zu binden. Denn allein mit der Hardware und einem Standardtarif wird das nicht funktionieren.

Wer jetzt meint, dass diese Gruppe so oder so nur sehr klein ist, mag recht haben – noch. Denn genau solche Kunden sind die Trendsetter von morgen, die mit „Trash chic“ ihren Nachhaltigkeitsanspruch bei ihren Freunden beglaubigen. Wir sollten nicht den Fehler machen, diese Kundengruppe ohne Not zu aufrechten Onlinern zu erziehen. Das erfordert natürlich einen anspruchsvollen Balance-Akt: Einerseits dem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht zu werden, aber dennoch attraktive Hardware zu verkaufen, andererseits den Kunden solche Services und Zusatzoptionen zu verkaufen, dass er sich gut betreut fühlt und weniger wegen des vergünstigten Smartphones, sondern wegen des Gesamtpakets an den POS kommt.

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